von Luisa
Für die einen ist sie ein Fluch, für die anderen ein Segen, die Erfindung der Menschheit sozusagen: die Atomenergie.
Ich könnte so direkt gar nicht beantworten, wie ich sie finde. Derzeit wäre unsere Zivilisation ohne Atomenergie wahrscheinlich ziemlich aufgeschmissen. Deutschland gewinnt zum Beispiel fast 30 Prozent Strom aus Atomenergie. Die Solarenergie trägt im Vergleich nur zu etwa 0,2 Prozent zur Stromproduktion in Deutschland bei.
Dennoch: Denkt man an Tschernobyl, wird einem ganz anders. So etwas könnte auch hier passieren - Deutschland als weißer Fleck auf der Landkarte? Die Politiker trösten einen zwar darüber hinweg, dass die deutschen Atomkraftwerke einen "guten Sicherheitsstandard" hätten, aber wie sieht es in 20 bis 30 Jahren damit aus? Auch die Kraftwerke sind nur Maschinen - Technik, die auch mal versagen kann, die alt, brüchig und fehlerhaft werden kann. Und: Geht der Kernreaktor kaputt, hat dies weit schlimmere Folgen, als wenn ein Sonnenkollektor seinen Geist aufgibt.
Selbst wenn wir denken: "Wir leben im Hier und Jetzt, was interessiert es uns, was morgen ist", hat die Atomenergie doch eine entscheidende Schwachstelle: Wohin mit dem Atommüll? Eine Frage, die bisher noch niemand gelöst hat, und auf deren Lösung wahrscheinlich der Nobelpreis steht. So braucht der schädlichste Stoff des radioaktiven Abfalls 10.000 Jahre, bis seine Radioaktivität soweit abgenommen hat, dass er kein Risiko mehr für Menschen und Umwelt darstellt. Das bedeutet, dass nicht nur wir die Probleme mit den "giftigen Hinterlassenschaften" am Hals haben, sondern auch unsere Kinder und Kindeskinder. Vielleicht vererben wir es sogar noch gleich an die Spezies weiter, die nach den Menschen die Erde besiedeln wird. Komisch, sich vorzustellen, wie die eigene Seele auf einer Wolke sitzt und beobachtet, wie ein grünes Huhn sich an den Kopf fasst und fragt: "Was für hirnlose Affen haben diese Katastrophe denn fabriziert?"
Aber nicht nur für unsere Nachfahren stellt die Radioaktivität eine Bedrohung dar, auch für uns kann sie extrem gefährlich werden: So belegen Statistiken, dass die Rate an Leukämieerkrankungen bei Kleinkindern, die in der Nähe eines Atomkraftwerkes leben, viel höher ist als die durchschnittliche. Das Argument, dass Atomkraft nicht gesundheitsschädigend sei, wäre damit eindeutig widerlegt.
Zudem sind Atomkraftwerke auch nicht so sicher, wie die Politiker immer behaupten. Allein 1990 wurden in den Gemeinden Elbmarsch und Geesthacht 16 Fälle von Leukämie bekannt. Das Erschreckende: Sie liegen beide in direkter Nähe des Atomkraftwerkes Krümmel.
Atomkraftgegner haben durch Recherchen herausgefunden, dass ein nahe gelegenes Forschungszentrum im September 1986 Hinweise auf einen schweren kerntechnischen Unfall gefunden hat. Und niemand soll etwas davon gewusst haben? Obwohl dies mittlerweile sogar durch Bodenproben bestätigt wurde, bestreiten sowohl die Betreiber als auch die Politik offiziell diesen Vorfall. Offensichtlich sind die Politiker zu beeinflussbar durch Atomlobbyisten (Lobby bedeutet Interessengruppe) oder einfach zu blind für die klaren Fakten. Möglicherweise ist ihre Haltung aber auch darauf zurück zu führen, dass sie unmöglich auf die großzügigen Spenden der Verantwortlichen verzichten können.
Und was soll das Theater denn überhaupt? Es sind doch "nur" 16 Kinderleben, die durch Vertuschung des Vorfalls zerstört wurden. Und dazu ist die ganze Sache sowieso nur ein "Einzelfall". Dabei ist es wohl eher ein Einzelfall, dass Informationen über eine solche Katastrophe an die Öffentlichkeit gelangt sind. Aber die Verantwortlichen denken sich, dass es doch das Beste wäre, die Sache stillschweigend zu vergessen und Gras darüber wachsen zu lassen. Nachher muss man sich sonst noch bemühen, um eine Lösung für das Problem zu finden. Viel zu anstrengend!
Wie gesagt, gerade über das Thema Atomenergie kann man lange diskutieren. Man sollte aber bedenken, dass Radioaktivität zwar Krebs erregend und extrem gesundheitsschädigend ist, Atomkraftwerke an sich sind allerdings auf den ersten Blick relativ "umweltfreundlich". Denn beim Kohleabbau werden nicht nur Tausenden von Menschen die Heimat und Millionen von Tieren ihr Lebensraum genommen, es werden zusätzlich nicht unbedeutende Mengen giftiger Stoffe freigesetzt.
Zudem ist die Kohlegewinnung extrem teuer. Nicht nur, dass wegen des immer größeren Mangels an Kohle die Preise steigen. Allein für den Zeitraum zwischen 2006 und 2012 hat die Regierung 15,9 Milliarden Euro Subventionen (Fördergelder) für den Kohleabbau zugesagt. Der Staat hält den Kohleabbau damit also "künstlich am Leben". Warum wird dieses Geld nicht für die Erforschung und Förderung alternativer Energiequellen genutzt? Solarenergie, Windkraftwerke und Co. Zurzeit steuern sie nämlich erst einen Bruchteil zur allgemeinen Energieversorgung bei. Und das, obwohl Experten schätzen, dass regenerative (erneuerbare) Energie mehr als die Hälfte unseres Strombedarfs abdecken könnte - ohne dabei unsere Welt zu verpesten oder gar zu verseuchen.
Noch einmal zu meiner Meinung: Im Moment sind Atomkraftwerke nicht weg zu denken. Dafür sind wir und unsere Wirtschaft viel zu sehr auf sie angewiesen. Deutschland hat zum Beispiel jährlich einen Stromverbrauch von 14 Billiarden Kilowattstunden. Man geht davon aus, dass pro Jahr nur im Standby-Betrieb von Elektroanlagen Unmengen an Strom einfach so für nichts ausgegeben werden. Eine Lösung für das Problem lässt sich nur finden, wenn wir uns endlich von unserem Luxusdenken abwenden und vernünftig über eine effektive Stromeinsparung nachdenken. Denn die Atomenergie ist nicht die so oft gepriesene Ideallösung für das große Energieversorgungsproblem dieser Welt. Die "Nebenwirkungen", die sie mit sich bringt, sind einfach viel zu hoch und gefährlich.
Meine Meinung kennt ihr jetzt. Vergesst nicht, auch im Diskussionsforum, das unten verlinkt ist, zu diesem Thema mitzudiskutieren!
Viele Grüße,
eure Luisa
Hinweis zum Copyright: Die private Nutzung unserer Webseite und Texte ist kostenlos. Schulen und Lehrkräfte benötigen eine Lizenz. Weitere Informationen zur SCHUL-LIZENZ finden Sie hier.
Wenn dir ein Fehler im Artikel auffällt, schreib' uns eine E-Mail an redaktion@helles-koepfchen.de. Hat dir der Artikel gefallen? Unten kannst du eine Bewertung abgeben.