Liebe Leserinnen und Leser von Helles Köpfchen!
Ich heiße Katharina, bin 14 Jahre alt und wohne in Südtirol. Südtirol ist eine kleine Provinz im Norden Italiens und bildet zusammen mit dem Trentino eine Region (=Bundesland). Ich bin dort geboren und will euch jetzt meine Heimat ein klein wenig näher bringen. Unten könnt ihr euch einige Fotos von Südtirol ansehen. Wenn euch mein Artikel gefällt, gebt doch eine Bewertung ab - darüber würde ich mich freuen. Und jetzt viel Spaß mit meinem Beitrag!
Viele Grüße,
Katharina
Geographische Lage
Wenn ich einen Touristen fragen würde, was für ihn das Besondere an Südtirol ist, dann würde ich wahrscheinlich die Antwort erhalten: "Die Berge natürlich!". Südtirol liegt in den Alpen. Der höchste Berg ist der Ortler, er ist 3905 Meter hoch. Bekannte Berge sind außerdem: der Rosengarten, der Schlern und die Drei Zinnen.
Es gibt acht Städte: Bozen, Meran, Glurns, Leifers, Klausen, Brixen und Sterzing. Ich komme aus Bozen (italienischer Name: Bolzano), das ist die Hauptstadt Südtirols. Sie hat etwa 98.000 Einwohner. Außer den Städten gibt es hier noch sehr viele Dörfer und Täler. Die Haupttäler sind: das Etschtal, das Eisacktal, der Vinschgau und das Pustertal.
Das Klima unterscheidet sich nur ein wenig von dem in Österreich und Deutschland. Im Winter liegen die Durchschnittstemperaturen in den Städten bei -4 bis +3 Grad Celsius. In den Städten schneit es etwa drei bis vier Mal im Jahr. Im Sommer steigt die Temperatur dann bis auf 40 Grad Celsius an. Wenn es in Österreich - in Tirol - regnet, dann weht bei uns meistens der Wind, und umgekehrt.
Die Geschichte Südtirols
1919, als der Erste Weltkrieg endgültig vorüber war, wurde im Versailler Vertrag abgemacht, dass Südtirol zu Italien gehören soll. Davor war es ein Teil Österreichs. Das Parlament sagte damals, dass es die deutschsprachige Minderheit achten wird. Doch dann kamen 1922 die Faschisten unter Benito Mussolini an die Macht, und das schwere Schicksal der Südtiroler begann. Es traten neue Gesetze in Kraft:
- Der Unterricht in deutscher Sprache wurde verboten und später sogar bestraft.
- Deutsche Lehrer und Beamte wurden entlassen.
- Ortsnamen, Firmenschilder und Wegweiser wurden in die italienische Sprache übersetzt. Die deutschen Namen waren verboten worden.
- Die Vornamen und Nachnamen wurden italienisiert.
- Bräuche, Trachten Umzüge, Feste und deutsche Lieder wurden verboten.
Schließlich schlossen Hitler und Mussolini ein Abkommen, in welchem sich die Südtiroler für die deutsche oder für die italienische Staatsbürgerschaft entscheiden konnten. Wer sich für die deutsche entschied, musste in das Deutsche Reich auswandern. Entschied man sich für die italienische, musste man die faschistischen Gesetze anerkennen, und es drohte die Gefahr, dass man nach Süditalien umsiedeln musste.
Am Anfang war die deutsche Bevölkerung empört. Für viele war die Entscheidung nicht leicht, denn wer auswanderte, musste seinen Hof verlassen, dann war die ganze Arbeit umsonst. Einer der bekanntesten Menschen, die damals blieben, war Kanonikus Michael Gamper. Er setzte sich für die Rechte der Deutschsprachigen ein. Er gründete zusammen mit einigen mutigen Lehrern "Katakombenschulen", in denen die Kinder heimlich ihre Muttersprache weiterlernen konnten. Viele Südtiroler sahen in dem Diktator Adolf Hitler sogar ihren "Retter", weil sie durch ihn wieder deutsch sprechen konnten.
Heute leben in ganz Südtirol knapp 70 Prozent deutschsprachige Bürger, fast 28 Prozent sind Bürger der italienischen Sprachgruppe - und etwas mehr als vier Prozent sind Ladiner. In den Städten sieht das Verhältnis der Sprachgruppen allerdings anders aus. So leben in Bozen 73 Prozent Italiener, 26,3 Prozent Deutsche und 0,7 Prozent Ladiner. Die Ladiner sind ein romanisches Volk. Sie sprechen Ladinisch, das sich in fünf Dialekte aufteilt, die sich auch in der Schrift unterscheiden. So wie in den meisten Teilen der Erde gibt es auch in Südtirol einen eigenen deutschen Dialekt, welcher dem Bayrischen ähnlich ist.
Die Schule in Südtirol
Die Schuleinteinteilung ist hier etwas anders als in Deutschland. Bis zur 5. Klasse geht man in die Grundschule (auch oft Volksschule genannt). In der 5. Klasse gab es bis zum Jahre 2004 immer eine Prüfung, in der die Kinder beweisen mussten, ob sie "reif" für die nächste Schulstufe seien. Von der 6. bis zur 8. Klasse folgt dann die Mittelschule. Sie endet wiederum mit einer Prüfung in der 8. Klasse. Anschließend kann man sich dann für eine Oberschule oder eine Berufsschule entscheiden.
Die Oberschule dauert fünf Jahre lang, und man kann sie mit der Matura (=Abitur) abschließen. Es gibt aber verschiedene Arten von Oberschulen. Interessiert man sich zum Beispiel für Technik, dann besucht man die Gewerbeoberschule, interessiert man sich für Sprachen, besucht man das Sprachenlyzeum. Wenn man sich für Naturwissenschaften interessiert, dann sollte man das Wissenschaftliche Lyzeum besuchen. Das sind nur drei Beispiele. Die Berufsschule ist für Jugendliche, denen das Lernen schwer fällt. Sie besuchen eine zeitlang den Unterricht, arbeiten dann - und gehen dann im Wechsel wieder in den Unterricht.
Ich bin eigentlich sehr zufrieden mit meiner Heimat. Auch wenn ich manchmal denke, dass es auch noch bessere Orte gibt. Zum Beispiel ärgere ich mich darüber, dass die meisten Kinofilme bei uns erst ein bis zwei Monate später laufen als in Österreich. Oder auch darüber, dass bei uns viele Dinge teurer sind. Aber trotz allem ist Südtirol einzigartig, vor allem natürlich wegen der vielen Natur und der schönen Landschaften. Und in wie vielen Ländern sonst leben drei verschiedene Sprachgruppen in Frieden miteinander?
Viele Grüße,
Katharina
P.S. seht euch auch die Fotos an!
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