von Eda Kocapinar - 25.03.2006
Jugendreporterin Eda (17) ist eine junge Muslimin, die in Deutschland geboren und aufgewachsen ist. Im Karikaturenstreit verurteilt die Gymnasiastin aus Gladbeck die dänische Zeitung Jyllands Posten, die die Gefühle der Muslime verletzt hat. Gleichzeitig kritisiert Eda die Muslime, die mit sinnloser Gewalt auf die Mohammed-Karikaturen reagiert haben. Die Unwissenheit, sagt sie, ist auf beiden Seiten sehr groß. Es gebe viele Vorurteile, weil die muslimische und die westliche Welt kaum etwas voneinander wissen. Das hat sie auch bei ihren Mitschülern festgestellt.
Hallo an alle!! Ich will erstmal allen danken, die sich über das Thema Karikaturenstreit Gedanken machen. Die meisten Menschen denken nämlich nicht nach und stellen keine Fragen, sondern schließen sich einfach der Meinung Anderer an. Sie sind voller Vorurteile und ohne jegliches Wissen.
Ich bin Muslimin. Gerne würde ich mich zu diesem heiklen Thema äußern. Als ich von den Geschehnissen erfuhr, war ich, wie viele andere Moslems auch, sehr wütend und fühlte mich verletzt. Ich war wütend sowohl auf die dänische Zeitung als auch auf die Moslems, die ihren Zorn nicht bezwingen konnten und viel Unheil anrichteten. Dieses Problem ist nicht mit Gewalt zu lösen!!
Ich finde es schade, dass viele Muslime sich so verhalten, obwohl sie es ja doch gut meinen und die Ehre ihrer Religion und des Propheten Mohammeds verteidigen möchten. Ich denke, dass die dänische Zeitung die "religiösen Gefühle" der Moslems gekannt hat und diese Reaktion bewusst auslösen wollte - aus politischen Gründen! Die dänische Zeitung stützte sich auf die Presse- und Meinungsfreiheit und verzichtete dabei auf jede Moral! Eine Frechheit... es ist lächerlich!
Laut Koran ist Selbstmord eine Sünde
Das Vorurteil, dass Moslems Terroristen sind, für Gott sterben und dabei andere Menschen mit in den Tod reißen, ist weit verbreitet. Im Koran steht jedoch, dass Selbstmord eine Sünde ist. Das Bild einiger "muslimischer" Selbstmordattentäter wird auf die gesamte islamische Gemeinschaft projiziert (übertragen)! Mir widerstrebt es jedoch, solche fanatischen Selbstmordattentäter überhaupt als Moslems zu bezeichnen.
Das gegenseitige Misstrauen kommt daher, dass jeder über die Religion des Anderen wenig Bescheid weiß!! Dies zeigte sich deutlich in meinem Geschichtskurs. Unsere Geschichtslehrer hielten es für passend, das Thema "Islam" zu behandeln. Wir sahen uns Mohammed, sein Leben und seine Taten an. Als wir das Thema fertig besprochen hatten, gab die Mehrheit der Schüler zu, dass sie vorher ein eher negatives Bild vom Islam hatte. Nachdem meine Mitschüler nun viel mehr wissen, hat sich dies geändert.
Religiöse Gefühle nicht grundlos verletzen
Man braucht sich nur etwas mit der Geschichte Mohammeds zu befassen, um sich die Wahrheit selbst vor Augen zu führen. Generell ist es so, dass die Presse übertreibt! Es ist eine traurige Angelegenheit und ich hoffe, dass es ein gutes Ende für beide "Seiten" haben wird. Ich denke, viele Menschen in Europa können nicht nachvollziehen, dass Moslems eine innige Liebe für ihre Religion empfinden. Es ist nicht richtig, sich gegenseitig, ohne Grund, zu verletzen. Oder die Spannungen zwischen der westlichen und der muslimischen Welt sogar noch zu schüren, um dies für seinen eigenen Vorteil ausnutzen zu können.
Danke, dass ihr mir zugehört habt :) Ich wünschte, ALLE könnten miteinander reden, statt sich zu misstrauen oder sogar zu bekämpfen.
Viele Grüße
Eure Eda
Eda Kocapinar besucht die Jahrgangsstufe 11 eines Gymnasiums in Gladbeck (Nordrhein-Westfalen). Ihre Eltern sind aus der Türkei eingewandert. Sie ist in Deutschland geboren und aufgewachsen. In ihrer Freizeit hört sie gerne Musik, liest Bücher, tanzt und hat Spaß. Am liebsten ist sie mit ihren Freunden zusammen und lacht. Eda spricht sich übrigens "Edda" aus.
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