05.03.2005
Der Libanon ist nur scheinbar ein unabhängiges, souveränes Land. Tatsächlich hat der große Nachbarstaat Syrien dort das Sagen. Lange Zeit hat sich der Libanon nicht dagegen gewehrt. Doch nach einem erschütternden Mord fordert das Volk im März 2005, dass die 14.000 syrischen Soldaten sofort ihr Land verlassen sollen.
Der Libanon ist ein kleines Land im Nahen Osten, das im Süden an Israel und im Osten sowie im Norden an Syrien grenzt. Am 14. Februar 2005 wurde der Libanon durch ein schweres Verbrechen geschockt. Attentäter ermordeten den ehemaligen Regierungs-Chef Rafik al-Hariri, der bei seinen Landsleuten sehr beliebt war. Hariri hatte immer wieder dagegen protestiert, dass die syrische Armee und der syrische Geheimdienst sein Heimatland kontrollierten.
Nach dem gewaltsamen Tod Hariris entstand daher schnell der Verdacht, dass Syrien den Mord an dem unbequemen Politiker in Auftrag gegeben hat. Der syrische Präsident Baschar al-Assad beteuert zwar seine Unschuld, aber die meisten Libanesen glauben ihm nicht.
Libanesen fordern Freiheit
Haben sich die Libanesen zuvor viele Jahre lang nicht gegen die fremde Macht im eigenen Land zur Wehr gesetzt, so änderte sich das von einem Tag auf den anderen grundlegend. Viele tausend Menschen gingen nach dem Tod Hariris auf die Straße, um gegen Syrien zu protestieren.
Die eigene, libanesische Regierung musste zurücktreten, weil sie zu eng mit Syrien zusammengearbeitet und niemals gegen den fremden Einfluss protestiert hatte. Im Mai sollen nun freie, demokratische Wahlen stattfinden. Parteien, die weiter mit Syrien gemeinsame Sache machen wollen, werden dann wohl keine Chance haben.
Mächtige Verbündete
Die Libanesen haben bei ihrem Kampf für eine unabhängige, demokratisch gewählte Regierung nun mächtige Verbündete gefunden. US-Präsident George W. Bush hat Syrien aufgefordert, sofort alle Soldaten aus dem Libanon zurück zu ziehen. Dieser Forderung haben sich mittlerweile sehr viele Länder angeschlossen. Syrien steht deshalb unter einem großen Druck.
Wenn der syrische Präsident Baschar al-Assad nicht auf die anderen Länder hört, könnten die Vereinten Nationen ein Wirtschaftsembargo verhängen. Kein Land und keine Firma dürfte dann mehr etwas von Syrien kaufen oder an Syrien liefern. Für die syrische Bevölkerung wäre das sehr schlimm, weil ihr Land dann sehr arm werden würde und Hungersnöte drohen würden.
All-Assad hat damit begonnen, seine Truppen schrittweise aus dem Libanon abzuziehen. Damit ist US-Präsident Bush aber nicht zufrieden. Er will, dass al-Assad sofort alle seine Soldaten abkommandiert.
Der syrische Präsident steht nicht nur deshalb unter großem Druck. Bislang ist Syrien keine Demokratie. Da vor kurzem das Nachbarland Irak frei gewählt hat und auch das andere Nachbarland Libanon demnächst frei wählen wird, muss al-Assad befürchten, dass sein Volk nun auch demokratische Wahlen fordern wird. Zuletzt hat die syrische Regierung im Frühjahr 2004 Menschen verhaftet, die für mehr Rechte demonstriert haben - darunter waren sogar Kinder.
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