von Tanja Lindauer
Die Jahreszeiten unterteilen das Jahr in unterschiedliche Abschnitte - jede Jahreszeit hat dabei bestimmte Merkmale, die sie von den anderen unterscheidet. So freuen sich viele Menschen im Frühling, dass die Tage wieder länger werden, die Sonne sich öfter zeigt, die Vögel zwitschern und die ersten Blumen in Blüte stehen. Was machen die verschiedenen Jahreszeiten in unserer Klimazone aus und welche Veränderungen kann man beim Menschen und in der Natur beobachten? Was ist typisch für die Zeit des Frühlings?
Wenn die Temperaturen nach dem langen Winter langsam wieder steigen, freuen sich viele Menschen auf den Frühling, in dem die Natur "zu neuem Leben erwacht". Ein untrügliches Zeichen dafür, dass es bald Frühling wird, sind die Schneeglöckchen, deren Blüten sich ihren Weg auch schon durch den Schnee kämpfen. Die vier Jahreszeiten, die es bei uns gibt, kennst du natürlich: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Aber dies gilt nur für gemäßigte Klimazonen. Es gibt nämlich auch Länder, die nur zwei Abschnitte kennen, in den Tropen gibt es nur eine Trockenzeit und eine Regenzeit.
Man unterscheidet zwischen dem Nord- und Südfrühling - je nachdem, in welcher Hemisphäre (auf der Südhalb- oder Nordhalbkugel) er herrscht. Die Meteorologen, also die Wetter- und Klimaforscher, haben den Frühlingsanfang auf den 1. März eines Jahres gelegt. Denn die Wetterkundler ordnen die Jahreszeiten nur vollen Monaten zu - Frühling ist demnach im März, April und Mai. Astronomisch - also durch die Wissenschaft von den Himmelskörpern - betrachtet beginnt der Frühling jedoch erst mit der so genannten "Frühlingstagundnachtgleiche". Das bedeutet, zu diesem Datum sind Tag und Nacht ungefähr gleich lang.
Auf der Nordhalbkugel, auf der auch die europäischen Länder liegen, fällt diese auf den 20. oder 21. März und der Frühling endet am 21. Juni mit der "Sommersonnenwende" - das ist der Zeitpunkt, ab dem die Tage wieder kürzer werden. Bis 2011 begann der Frühling am 21. März, von 2012 bis 2048 beginnt er am 20. März, im Anschluss dann abwechselnd am 19. oder 20. März. Erst ab 2102 fällt der Frühlingsanfang wieder auf den 21. März. Auf der Südhalbkugel hingegen beginnt der Frühling am 22. oder 23. September und endet am 21. oder 22. Dezember. Wenn also auf der einen Erdhalbkugel Frühling ist, herrscht auf der anderen Herbst und umgekehrt. Doch abgesehen von diesen vorgeschriebenen Daten kann man den Frühling natürlich auch in der Natur beobachten. Wir wissen, dass die Schneeglöckchen die ersten Vorboten sind. Es gibt noch viele weitere Anzeichen für den "Lenz", wie der Frühling auch genannt wird. In Mitteleuropa unterscheidet man dabei drei Phasen.
Die drei Phasen des Frühlings
Ende Februar oder Anfang März macht sich allmählich der Vorfrühling bemerkbar. Die Schneeglöckchen, Haselnüsse und Weidenkätzchen blühen, und auch die Tage werden wieder länger. Es wird wärmer und auch die Sonne zeigt sich wieder. Der Vorfrühling dauert so lange, bis sich die zuvor weißen Weidenkätzchen gelb verfärben, dann setzt der so genannte "Erstfrühling" ein. In dieser Zeit blühen weitere Pflanzen und Bäume, wie etwa die Stachelbeere oder Birnbäume. Daran schließt sich das Blühen der Apfelbäume an, ein untrügliches Zeichen dafür, dass nun der Vollfrühling beginnt.
Besonders schön an dieser Jahreszeit ist, dass viele Pflanzen jetzt in voller Blüte stehen - wie zum Beispiel der Flieder, der einen angenehmen Duft in der Luft verteilt, oder auch die Ebereschen. Die einzelnen Phasen des Frühlings sind dabei abhängig von der Lage: In den kühleren Bergregionen lässt der Frühling etwas länger auf sich warten als in den Tälern auf dem Land, was vor allem mit den unterschiedlichen Temperaturen zusammenhängt. Innerhalb von Europa beginnt der Frühling zum Beispiel in früher als in Deutschland - bei uns setzt er wiederum früher ein als in Schweden oder anderen Ländern Skandinaviens.
Der Lenz ist da: März, April und Mai
In drei Monaten im Jahr ist offiziell Frühling. Aber woher haben die Monate überhaupt ihren Namen? Der März ist der dritte Monat des Gregorianischen Kalenders. Im 16. Jahrhundert beschloss Papst Gregor XIII., die Monate und Tage neu einzuteilen und seit 1582 gilt in christlich geprägten Ländern der Gregorianische Kalender. Der März hat bekanntlich 31 Tage - sein Name geht auf den römischen Kriegsgott Mars zurück. Früher, als der römische Kalender galt, war der März (man nannte ihn Martius) der erste Monat des Jahres. Und in Deutschland hieß er früher einmal Lenzmond.
Der vierte Monat des Kalenders ist der April, der seinen Namen vom lateinischen Begriff "aperire" hat. Das bedeutet "öffnen", denn im April öffnen sich viele Knospen und es blüht überall. Früher wurde dieser Monat in Deutschland auch "Ostermond" genannt. Diesen Namen verlieh Karl der Große dem vierten Monat im Jahr - vermutlich, weil Ostern im April gefeiert wird. Der erste Tag des Aprils ist ein ganz besonderer Tag, denn man "schickt" seine Mitmenschen "in den April". Man macht dann einen Scherz oder tischt jemandem eine einfallsreiche Lügengeschichte auf - der "Aprilscherz" hat sogar in den Medien wie Tageszeitung, Radio und Fernsehen Tradition, die dann gezielt lustige, fantastische und abwegige Falschmeldungen verbreiten.
Der Mai wurde nach der römischen Göttin der Erde, Maia, getauft. In Deutschland wurde er auch "Wonnemonat" genannt, da es nun endlich warm ist, die Vögel und viele andere Tiere wieder richtig aktiv sind und die Natur in prächtiger Blüte steht. Doch der Schein kann trügen, denn im Mai wird es für kurze Zeit oft auch noch einmal richtig kalt - besonders nachts herrscht zum Teil sogar Frost. Zwischen dem 11. und 15. Mai kommen die "Eisheiligen". Diese kleine Winterzeit wandert von den Polargebieten aus über Europa hinweg und sorgt dafür, dass die Luft kalt und trocken ist. Daher warten viele Menschen und Hobbygärtner erst das Ende der Eisheiligen ab, bis sie draußen die ersten Pflanzen setzen oder Samen aussäen. Jedem dieser kalten Tage der Eisheiligen ist ein Heiliger zugeordnet: Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophie.
Wieso Frühjahrsmüdigkeit?
Wenn die Sonne endlich wieder mehr Kraft hat, die Blumen in bunten Farben blühen und die Vögel zwitschern, bekommen auch viele Menschen richtig gute Laune und freuen sich über das schöne Wetter. Wir können nun wieder im Park oder in den Feldern spazieren, draußen spielen, Sport treiben oder Unternehmungen machen. Viele Menschen beklagen sich aber gerade jetzt, dass sie so müde und kraftlos seien. Sie quält die so genannte "Frühjahrsmüdigkeit": Man ist müde, hat irgendwie keine Lust auf irgendetwas, leidet vielleicht sogar unter Stimmungsschwankungen und manchen ist auch schwindelig.
Aber wenn doch nun alles um einen herum zum Leben erwacht, warum geht es dann vielen Menschen so? Das hat mehrere Gründe, denn zwar wird nun, da die Tage wieder länger werden, ein besonderes Hormon vom Körper in größeren Mengen ausgeschüttet: das "Glückshormon" Serotonin, das für die gute Laune zuständig ist. Aber gleichzeitig ist von den dunklen Wintermonaten noch ein anderes Hormon vermehrt vorhanden, das "Schlafhormon" Melatonin. Und das wird nun erst nach und nach verringert. Vielen Menschen machen auch die Temperaturunterschiede in den Frühlingsmonaten zu schaffen. Ein weiterer Grund liegt in der Ernährung: Im Winter essen wir oft fettreicher und nehmen viele Kalorien zu uns, im Frühling benötigt der Körper aber nun viele Vitamine, die erst einmal fehlen. Da der Körper sich hormonell umstellt, benötigt er auch mehr Vitamine.
Frühlingsgefühle und "Schmetterlinge im Bauch"
Die Müdigkeit verschwindet aber meist bald schon wieder und bei vielen Menschen machen sich um diese Jahreszeit dann Glücksgefühle breit. Da die Tage nun länger werden, wird Melatonin in geringeren Mengen ausgeschüttet. Denn dieses wird vom Körper vermehrt produziert, wenn es dunkel wird. Der Frühling ist auch die Jahreszeit, in der sich viele Menschen verlieben: Die so genannten Frühlingsgefühle erwachen nun zum Leben. Die Kleidung wird luftiger, es ist heller und wir sind häufiger an der frischen Luft. Damit steigt auch die Laune und Lebenslust vieler Menschen.
Es heißt, dass nun auch unser Hormonhaushalt kräftig "durcheinandergewirbelt" wird und dies zusätzlich für gute Stimmung sorgt. Hier streiten sich aber die Forscher: Manche Wissenschaftler glauben, dass es beim heutigen Menschen im Frühling keine ausgeprägten Hormonveränderungen mehr geben würde, da man ja zum Beispiel auch im Winter viel künstliches Licht einsetzt und nicht schon dann ins Bett geht, wenn es dunkel wird. Andere wiederum sind der Meinung, dass auch heute noch die Hormone eine wichtige Rolle für die "Frühlingsgefühle" spielen. Sie meinen, dass das ein Überbleibsel sei, wie man es bei vielen Tieren findet. Fest steht: Einige Menschen haben im Frühjahr regelrecht "Schmetterlinge im Bauch". Viele Dichter haben ihre Frühlingsgefühle zu Papier gebracht und Gedichte oder Liebesbriefe geschrieben. Zu den bekanntesten Frühlings-Gedichten gehört Eduard Friedrich Phillip Mörikes Gedicht "Er ist's":
Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja Du bist's!
Dich hab' ich vernommen!
Das Frühjahr in der Tierwelt
Der Frühling kündigt sich in der Tierwelt an, wenn viele Vogelschwärme ab Ende Februar am Himmel zu sehen sind. Die Zugvögel, die die kalte Jahreszeit in wärmeren Ländern verbracht haben, kehren allmählich zu uns zurück. Im Vorfrühling erreichen uns zum Beispiel die ersten Stare und Bachstelzen, gefolgt von Nachtigallen und Mauerseglern. Und viele weitere Zugvögel fliegen ebenfalls in ihre Heimat zurück. Zudem erwachen im Frühling viele Tiere aus dem Winterschlaf, der Winterruhe oder -starre, wie zum Beispiel der Igel und das Eichhörnchen. Sie werden zwischen März und April wieder richtig munter und gehen auf Nahrungssuche. Auch in der Tierwelt wird nun "geflirtet" beziehungsweise gebalzt. Ab März beginnt die Paarungszeit der Vögel, die sich schon bald auf die Suche nach einem geeigneten Nistplatz machen.
Wir hören nun morgens und am Abend den Gesang von Amseln und anderen Vögeln - sie sind viel aktiver als in der kalten Jahreszeit und besingen oft auch schon in der Dunkelheit den herannahenden Morgen. Im Frühling ist es auch wieder warm genug für die verschiedensten Insekten und bald schwirren, brummen, krabbeln und summen sie umher. Zu den bekanntesten Frühlingsboten in der Insektenwelt zählen sicherlich der Maikäfer und der Marienkäfer, der ab März aus seiner Winterstarre erwacht. Aber auch andere Insekten kann man nun wieder öfters sehen, wie Bienen, Schmetterlinge oder Hummeln. Die kleinen Tiere haben eine sehr wichtige Aufgabe zu erfüllen: Sie fliegen zu den Blüten, um zum süßen Nektar zu gelangen, und sorgen dabei für die Bestäubung der Pflanzen.
Die Männchen zeigen sich im Tierreich nun von ihrer besten Seite und wollen so Weibchen anlocken. Sie führen Tänze auf, sie singen oder plustern sich auf, tragen Kämpfe mit ihren Rivalen aus und lassen nichts unversucht, um sich paaren zu können. Auch Kröten, Frösche und Molche kommen wieder hervorgekrochen und begeben sich auf eine lange Wanderschaft, um in einem Gewässer zu laichen, also ihre Eier abzulegen. In dieser Zeit ist es für viele von ihnen sehr gefährlich, da sie auch oft Straßen überqueren. Daher sind viele Straßenränder mit einer Absperrung versehen, damit die kleinen Amphibien nicht überfahren werden. Die Absperrungen leiten sie zu kleinen Tunneln, die sie sicher auf die andere Straßenseite bringen.
Pflanzen erwachen zu "neuem Leben"
Im Frühling fangen auch die Pflanzen wieder an zu wachsen und zu blühen. Immer öfters sieht man jetzt Narzissen, Krokusse und Tulpen. Aber was führt dazu, dass die Pflanzen nun Knospen ausbilden und wieder blühen? Wenn es langsam wärmer wird, die Tage länger werden und die ersten Sonnenstrahlen die Pflanzen "kitzeln", dann ist dies ein Signal für sie, dass es Frühling ist. Damit sie sich vermehren können, müssen sie bestäubt werden und das funktioniert nur, wenn sie genügend Insekten anlocken. Für diesen Zweck bilden die Pflanzen zum Beispiel ganz verschiedenfarbige, bunte Blüten aus oder sie locken mit einem verführerischen Duft. Jede Pflanze hat ein eigenes Lockmittel, wodurch sie für Insekten unwiderstehlich wird.
Auch in den Wäldern sind große Veränderungen zu beobachten, denn nun bekommen immer mehr Bäume neue Blätter und alles erstrahlt bald in einem schönen Grün. Und so entsteht ein schönes, neues Dach über dem Wald. Schon allein eine Buche erhält 600.000 neue Blätter. Sobald die ersten Sonnenstrahlen im Frühling eintreffen, setzt das Wachstum der Bäume ein. Dafür haben viele Bäume bereits vor Monaten "Winterknospen" angelegt, aus denen sich bald Blätter, Zweige und Blüten bilden. Die Bäume müssen zum Wachstum aber mithilfe ihrer Wurzeln und den Tracheen, das sind besondere Zellen im Stamm, Wasser und Nährstoffe aus der Erde ziehen und nach oben transportieren. Wann sich die ersten Triebe bilden, hängt von der Beschaffenheit der Böden, vom Wetter und damit auch von den Temperaturen und der Feuchtigkeit ab. Weiterhin spielt die Baumart eine Rolle - nicht jeder Baum wird zur gleichen Zeit grün. Während unter den Laubbäumen zum Beispiel Ahorn, Birke, Buche oder Linde im Frühling recht früh austreiben, müssen andere Bäume wie Eiche, Esche, Kastanie oder Ulme erst einen neuen Jahresring ausbilden. Denn sie nutzen für den Transport von Wasser im Gegensatz zu anderen Bäumen nur den äußersten und den jüngsten Jahresring.
Feiertage und Bräuche im Frühling
Zu früheren Zeiten, als Strom, Supermärkte oder eine Heizung noch Zukunftsmusik waren, sehnten die Menschen den Frühling besonders herbei. Im Winter war es dunkel, kalt und die Vorräte, die man angelegt hatte, neigten sich dem Ende zu. Daher versuchte man den Winter regelrecht zu vertreiben und es entstanden viele verschiedene Bräuche, die sich teils bis heute gehalten haben. In Südbaden gibt es zum Beispiel den Brauch, dass ein Junge sich als schwarzer Mann, der den Winter symbolisiert, verkleidet und von einem Mädchen mit Frühlingszweigen durch das Dorf gejagt wird.
Oftmals soll der Winter durch ein Feuer vertrieben werden, das für Wärme und Lebenskraft steht - wie etwa das Maifeuer. Mit dem Maifest wird aber auch gleichzeitig die wärmere Jahreszeit begrüßt und die Fruchtbarkeitsbräuche stehen im Vordergrund. So steht der Maibaum für Fruchtbarkeit und Leben und auch der "Tanz in den Mai", der in der Nacht auf den ersten Mai ausgelassen gefeiert wird, drückt Lebensfreude aus. Auch eines der wichtigsten christlichen Feste überhaupt findet jedes Jahr im Frühling statt: Ostern. Ebenso der Muttertag ist ein Feiertag im Frühling, denn er fällt in Deutschland und einigen anderen Ländern immer auf den zweiten Sonntag im Mai.
In der Kunst werden die Jahreszeiten auch oftmals symbolisch verarbeitet - so stehen sie in vielen Bildern und literarischen Werken für die verschiedenen Abschnitte des menschlichen Lebens. Der Frühling ist dann ein Bild für das Aufblühen des Lebens, für die Jugend. In der Malerei wird er daher oft mit vielen Blumen und jungen Mädchen dargestellt. Zu den berühmtesten Bildern, die den Frühling darstellen, gehört Botticellis "La Primavera" (das ist das italienische Wort für Frühling).
Hinweis zum Copyright: Die private Nutzung unserer Webseite und Texte ist kostenlos. Schulen und Lehrkräfte benötigen eine Lizenz. Weitere Informationen zur SCHUL-LIZENZ finden Sie hier.
letzte Aktualisierung: 28.04.2022
Wenn dir ein Fehler im Artikel auffällt, schreib' uns eine E-Mail an redaktion@helles-koepfchen.de. Hat dir der Artikel gefallen? Unten kannst du eine Bewertung abgeben.