von Tanja Lindauer
Wenn sich die warme Jahreszeit dem Ende zuneigt, wird es draußen langsam wieder kälter und die Tage werden kürzer. Die Sonnenstrahlen sind nun spürbar kühler: ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Herbst beginnt. Der Herbst ist in den gemäßigten Zonen der Erde die Übergangszeit zwischen Sommer und Winter. Nun färben sich die Blätter der Bäume bunt, außerdem sind jetzt viele Getreidesorten und Früchte reif - es ist Erntezeit. In welche Phasen wird der Herbst unterteilt? Was machen die Tiere und Pflanzen im Herbst und welche Feste oder Bräuche fallen in diese Jahreszeit?
2022 beginnt der Herbst am 23. September und endet am 21. Dezember. Wetterkundler ordnen dem Herbst die Monate September, Oktober und November zu, in der Südhemisphäre sind es die Monate März, April und Mai.
Der Herbstanfang beginnt astronomisch - also durch die Wissenschaft von den Himmelskörpern gesehen - immer mit der Herbst-Tagundnachtgleiche. Das bedeutet, Tag und Nacht sind zu diesem Zeitpunkt ungefähr gleich lang. Auf der nördlichen Welthalbkugel - hierzu gehört auch Europa - ist der Herbstanfang jährlich entweder am 22. oder am 23. September, auf der Südhemisphäre am 20. oder am 21. März. Mit der Wintersonnenwende am 21. oder 22. Dezember (am 21. Juni auf der Südhalbkugel) endet der Herbst. Zur Wintersonnenwende hat die Sonne zur Mittagszeit den niedrigsten Stand über dem Horizont.
Wie auch schon den Frühling und den Sommer kann man auch den Herbst in drei Phasen unterteilen. Wenn der schwarze Holunder reif ist, dann setzt der Frühherbst ein. Jetzt sind auch die Birnen wieder reif und die leckeren Zwetschgen lassen nicht mehr lange auf sich warten. Anfang September fallen dann die Rosskastanien vom Baum, die Walnüsse reifen und in den Weinbergen beginnt nun die Weinlese - die Ernte der Weintrauben. Nun hat der Vollherbst eingesetzt. Auch die Blätter verfärben sich langsam und lassen die Wälder in den buntesten Farben leuchten. Ende Oktober wird es merklich kühler und die bunten Blätter fallen zu Boden. Der Spätherbst ist der erste Vorbote für die bevorstehende kalte Jahreszeit, die Bäume werden kahl und es wird schon sehr früh dunkel.
Die Herbstmonate
Der September ist der erste Monat des Herbsts und gleichzeitig der neunte Monat des Gregorianischen Kalenders. Sein Name lässt allerdings andere Schlüsse zu, denn September lässt sich ableiten vom lateinischen Wort "septem", was "sieben" bedeutet. Um 153 vor Christus war der September nämlich noch der siebte Monat des Jahres. Alte deutsche Namen sind zum Beispiel Herbstmond oder Holzmond.
Oktober lässt sich von dem lateinischen Wort "octo" ableiten, was acht bedeutet. Denn in der Antike rechnete man mit einem anderen Kalender und auch als der Julianische Kalender - benannt nach dem römischen Herrscher Julius Cäsar - eingeführt wurde und der Oktober an die zehnte Stelle rückte, behielt man den Namen bei. Im Mittelalter galt dieser Herbstmonat als heilig und viele Menschen, auch Könige, heirateten im Oktober. In Deutschland sagte man früher auch oft Weinmonat, da nun die Weinlese stattfindet.
Es folgt der November, in dieser Zeit des Spätherbstes ist es schon ziemlich dunkel und kalt. Sein Name leitet sich von dem lateinischen Wort "novem" ab, was "neun" bedeutet. Deutsche Namen für den heutigen elften Monat des Jahres sind Windmond und Nebelung.
Herbstanfang und "Altweibersommer"
Obwohl im September der Herbst beginnt, sprechen viele Menschen auch vom so genannten Altweibersommer. Mit dem Altweibersommer meint man die Tage im September und Oktober, die noch schön sonnig und recht warm sind. Aber was hat das eigentlich mit alten Frauen (veraltet "Weibern") zu tun? Genau genommen nichts, der Begriff ist vielmehr mit einer bestimmten Tierart verbunden, nämlich mit den Spinnen. Denn im September und Oktober weben junge fliegende Spinnen lange Fäden. "Weiben" ist auch ein veralteter Ausdruck für weben. Mit den Fäden, die die Spinnen weben, segeln sie durch die Luft.
Im Frühherbst wird es in klaren Nächten schon recht kalt und in den frühen Morgenstunden bildet sich Tau, der die Spinnweben deutlich erkennen lässt. Diese Fäden glitzern im Sonnenlicht silberfarbig, beinahe wie graue Haare. Hier kommen nun doch die "alten Weiber" ins Spiel: Es verbreitete sich das Märchen von alten Frauen, die beim Kämmen ihre Haare verloren hätten. Ein anderer, germanischer Glaube besagt, dass die Fäden "Nornen", also Schicksalsgöttinnen, hinterlassen hätten. Diese Göttinnen waren dem Glauben nach für die Lebensfäden der Menschen verantwortlich. Die Fäden sollten älteren Menschen, an denen sie kleben blieben, Glück bringen. Eine Vorstellung aus dem christlichen Glauben besagt, dass diese Fäden vom Mantel der heiligen Jungfrau Maria stammen, den sie bei ihrer Himmelfahrt trug. Deshalb nennt man diese Fäden auch Marienfäden.
In Nordamerika wird diese Zeit übrigens "Indian Summer" ("Indischer" oder "Indianischer Sommer") genannt: Jedes Jahr sind die Menschen aufs Neue von den prächtigen Herbstfarben der Bäume fasziniert. Ursprünglich bezieht man den Begriff nur auf bestimmte Gebiete in den USA und Kanada, die sich durch einen sehr kalten Winter auszeichnen. Dort geht der "Indian Summer" im Herbst typischerweise mit einem besonders trockenen, warmen Wetter sowie strahlend blauem Himmel einher und die bunten Blätter an den Bäumen leuchten intensiv. Der Name "Indian Summer" geht vermutlich auf eine indianische Legende zurück, nach der das Rot der Bäume das Blut eines erlegten Bären darstellt.
Warum färben sich die Blätter der Bäume?
Im Sommer sind die Blätter der Bäume noch richtig Grün, doch im Herbst wandeln sie sich zu verschiedenen Rot-, Orange- und Gelbtönen. Die Pflanzen bereiten sich nun auf den Winter vor. Mit dem einsetzenden Herbst werden die Tage wieder kürzer und nachts wird es merklich kühler, für die Pflanzen ist das das Signal, um den Pflanzenstoff "Chlorophyll" abzubauen.
Chlorophyll, das in den Ästen und im Stamm gelagert wird, ist für die grüne Farbe der Blätter verantwortlich. Nun können andere Stoffe aufgebaut werden, wie etwa der Farbstoff "Carotinoid", durch den die Blätter Orange werden. Jede Herbstfarbe kann einem anderen Stoff zugeordnet werden. Wenn der Abbau des grünen Blattfarbstoffes beendet ist, bildet sich eine Korkschicht zwischen Ast und Blatt. Das Blatt wird auf diese Weise nicht mehr mit Nährstoffen und Wasser versorgt und fällt ab.
Aber wieso müssen die Blätter im Winter überhaupt von den Bäumen fallen? Wenn man sich ein grünes Blatt genauer betrachtet, wird man feststellen, dass es auch viel Wasser enthält. Im Winter würde das Wasser in den Blättern gefrieren und das Blatt zerstört werden. Dies gilt auch für den Stamm, da in ihm viel Wasser gespeichert wird. Und das Wasser im Boden gefriert ebenso, der Baum kann also kein Wasser mehr aufnehmen. Daher stellen die Bäume ihre Aktivität wie Wachstum und das Ausbilden von Blättern, Blüten oder Früchten ein und machen eine "Winterpause". Anders sieht das bei den immergrünen Nadelbäumen wie Kiefern, Tannen oder Eiben aus. Im Gegensatz zu den Blättern der Laubbäume sind ihre Nadeln mit einer isolierenden Wachsschicht ausgestattet, durch die sie vor Kälte geschützt werden und das Wasser im Inneren speichern können. Daher müssen die Bäume ihre Nadeln nicht abwerfen, um den Winter zu überstehen.
Tiere im Herbst
Der Herbstanfang ist für viele Tiere eine aktive und anstrengende Zeit, denn jetzt müssen sie Vorbereitungen für den Winter treffen: Einige müssen Vorräte anlegen, andere müssen sich "satt fressen", um sich auf den Winterschlaf vorzubereiten, und wieder andere - die Zugvögel - begeben sich auf ihre Reise in den Süden. Wenn es draußen langsam kälter wird, ist dies das Zeichen für viele Vögel, sich auf den Weg zu machen. Störche, Nachtigallen, Enten oder Schwalben legen Tausende von Kilometern zurück, um ihr Ziel zu erreichen. Viele von ihnen überwintern in Afrika oder im Mittelmeergebiet.
Eichhörnchen müssen im Herbst viele Vorräte sammeln, denn sie halten keinen Winterschlaf, sondern lediglich Winterruhe. Sie schlafen im Winter also viel, wachen aber immer wieder auf und nehmen dann Nahrung auf, die sie im Herbst zusammengetragen und vergraben haben - wie etwa Nüsse, Eicheln oder Bucheckern. Nicht immer verbrauchen sie ihre gesamten Vorräte und so tragen auch Eichhörnchen dazu bei, dass sich einige Pflanzen vermehren. Ebenso der Igel ist nun auf Nahrungssuche, um sich für den Winter ein gutes Speckpolster anzufuttern und während des Winterschlafes über genügend Reserven zu verfügen.
Der Herbst ist außerdem die Brunftzeit des Reh-, Rot- und Dammwilds. Im Wald ertönen jetzt die so genannten Brunftschreie. Mit diesen Schreien wollen die Hirsche Weibchen anlocken, um sich zu paaren. Und auch Fische müssen sich auf den Winter vorbereiten, denn Wasser gefriert im Winter bekanntlich, daher suchen sie sich einen frostfreien Unterschlupf. Fische sind wechselwarm, das bedeutet, ihre Körpertemperatur ist von der Umgebungstemperatur abhängig. Mit sinkender Außentemperatur kühlt auch das Blut der Fische ab, bis die so genannte Kältestarre eintritt. Erst wenn es wieder wärmer wird, also im Frühling, erwachen die Fische aus ihrer Starre.
Ganz schön neblig!
Im Herbst wird es sehr oft neblig, woran liegt das eigentlich? Zu dieser Übergangsjahreszeit heizt die Sonne die Erde tagsüber noch gut auf, diese Wärme wird allerdings in den kühlen Nächten vom Boden wieder abgegeben. Am frühen Morgen, wenn die ersten Sonnenstrahlen einfallen, ist der Boden so weit abgekühlt, dass er kälter ist als die Luft.
Das hat zur Folge, dass sich auch die Luftschicht direkt über dem Boden abkühlt. Die unteren Schichten sind jetzt kälter als die darüber liegenden. Kalte Luft kann aber Wasserdampf nicht so gut aufnehmen und so kondensiert er. Das bedeutet, es bilden sich kleine Tröpfchen, die wir als Nebel wahrnehmen. Das Wort Nebel hat sowohl griechische als auch lateinische Wurzeln und bedeutet "Wolke".
Im Herbst ist es morgens auf dem Weg zur Arbeit oder zur Schule oft noch dunkel. Wenn es dann auch noch regnet oder neblig ist, muss man sehr vorsichtig sein und gut aufpassen. Damit man zum Beispiel von Autofahrern rechtzeitig gesehen wird, muss man sich dementsprechend kleiden - am besten trägt man helle und reflektierende Kleidung oder reflektierende Aufsätze am Schulranzen. Auch mit dem Fahrrad muss man nun aufpassen, da die Straßen durch das feuchte Laub rutschig werden können.
Herbstzeit ist Kürbiszeit
Im Herbst kann man jedes Jahr viele Kürbisse in den verschiedensten Formen und Farben bestaunen und natürlich auch essen. Der typische Halloweenkürbis ist groß, rund und orange. An Halloween wird er dann ausgehöhlt, in eine gruselige Fratze verwandelt und er dient als Laterne. Der Halloween-Brauch stammt ursprünglich von den alten Kelten. Als viele Iren, ihre Nachfahren, im 19. Jahrhundert in die USA auswanderten, brachten sie die Tradition nach Nordamerika. Dort veränderte sich der Brauch wiederum und fand Ende des 20. Jahrhunderts seinen Weg zurück nach Europa.
Der Kürbis als Pflanze ist schon sehr alt, man hat versteinerte Samen gefunden, die ungefähr 10.000 vor Christus ihren Ursprung haben. Der Kürbis ist also die älteste gezüchtete Nutzpflanze der Welt. Nach Europa gelangte er aber erst viel später, als der Eroberer Christoph Kolumbus ihn zu Beginn des 16. Jahrhunderts mit nach Spanien nahm. Heute gibt es mehr als 850 verschiedene Sorten. Bis zu 150 Kilogramm schwer und drei Meter breit kann ein Kürbis werden, davon werden also einige Menschen satt! Wusstest du, dass Kürbisse zu den Beeren zählen? Darunter fallen alle Früchte, in denen viele Samen im Fruchtfleisch zu finden sind. Mit dem Kürbis verwandt sind daher auch Gurken oder Tomaten. Viele Kürbisse, die heute gezüchtet werden, kann man aber nicht essen, sie sind so genannte Zierkürbisse und dienen nur zur Dekoration.
Feiertage im Herbst
Im Herbst werden viele Feste gefeiert: der Tag der Deutschen Einheit, Halloween, Allerheiligen oder der Reformationstag. Der Tag der Deutschen Einheit wird jedes Jahr am 3. Oktober gefeiert, denn an diesem Tag im Jahr 1990 wurde aus der DDR und der BRD wieder ein gemeinsames Deutschland.
Am 31. Oktober wird Halloween gefeiert. Das Wort Halloween lässt sich ableiten von "All Hallows Eve", dem Vorabend von "All Hallows Day", und das ist der englische Name für den Feiertag Allerheiligen. Es ist ein bedeutender Tag für die römisch-katholische Kirche, an dem man an seine verstorbenen Angehörigen und Freunde denkt. Jedes Jahr am 1. November werden die Gräber geschmückt und Kerzen aufgestellt.
Am 31. Oktober ist zudem auch der Reformationstag. An diesem Tag im Jahr 1517 soll Martin Luther seine 95 Thesen veröffentlicht haben und seitdem wird jedes Jahr von den Protestanten der Reformationstag gefeiert. Außerdem findet im Herbst das Erntedankfest statt. Nach evangelischem Brauch fällt es auf den ersten Sonntag nach dem Michaelistag (29. September), im katholischen Glauben wird es am ersten Sonntag im Oktober gefeiert. In einigen Gemeinden werden die Erntedankfeste auch zur Zeit der letzten Weinlese gefeiert. Erntedank gehört zu den ältesten Festen, das die Menschen feiern. Traditionell dankt man mit dieser Feier Gott am Ende der Erntezeit dafür, dass er die Früchte, das Gemüse und das Getreide hat gedeihen lassen. Heute lässt uns das Fest auch daran erinnern, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, dass wir so viel Nahrung auf unseren Tellern haben. Am 11. November finden dann die Martinsumzüge statt und man gedenkt dem Heiligen Sankt Martin, der an diesem Tag im Jahr 397 beerdigt worden sein soll.
In der Kunst wird der Herbst häufig auch mit Trauer, Schmerz und Abschied in Verbindung gebracht. Nun werden Festtage wie Totensonntag oder Allerheiligen gefeiert. Und auch in der Natur scheint alles zu sterben: Die Blätter fallen von den Bäumen, die Natur wird kahl und es wird frostig kalt. Daher verwenden viele Künstler auch den Herbst in ihren Bildern, um den Lebensabend eines Menschen darzustellen.
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letzte Aktualisierung: 10.09.2022
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