von Jacqueline Rau
Unter dem Begriff "Korruption" versteht man im allgemeinen Sprachgebrauch Bestechlichkeit. Wenn man über jemanden sagt, er oder sie ist korrupt, dann lässt sich diese Person bestechen - oder sie steht zumindest in dem Verdacht oder dem Ruf, dies zu tun. Bei Bestechlichkeit geht es oft um einen Verdacht - so naheliegend und offensichtlich die Angelegenheit auch sein mag, es in vielen Fällen schwer, die eigentliche Bestechung nachzuweisen. Denn die Beteiligten versuchen, das Geschehen möglichst geheim zu halten und keine Beweise zu liefern.
Bestochen wird mit Geld oder materiellen Dingen sowie Vergünstigungen. Materielle Dinge können alles Mögliche sein, zum Beispiel Autos, Häuser, Kleidung, Schmuck, aber auch kleine Geschenke wie eine Flasche Wein zählen oft schon dazu. Bei Vergünstigungen handelt es sich in vielen Fällen um geringere Zahlungen beim Kauf von materiellen Dingen oder günstige Kredite - das heißt, man muss weniger oder keine Zinsen zahlen, wenn man sich Geld von einem anderen leiht. Auch um eine Unterstützung bei der Arbeitsvermittlung kann es bei Korruption gehen, und selbst in Krankenhäusern oder bei Ärzten werden Termine manchmal auf korrupte Art vergeben.
Was ist nun eigentlich so schlimm und verwerflich an Korruption? Wenn sich jemand bestechen lässt, also Dinge annimmt, die ihm rein rechtlich gesehen nicht zustehen oder die er in seiner Position nicht annehmen sollte, nutzt er einen Vorteil aus. Den Vorzug nämlich, dass er in einer bestimmten Situation ist, die ihm die Macht zugesteht, Entscheidungen zum Vor- oder Nachteil von anderen zu treffen. Das heißt konkret, bei Bestechung profitieren zwei Personen oder Parteien auf Kosten anderer oder der Allgemeinheit: Einerseits derjenige, der sich bestechen lässt und sich dadurch Vorteile wie Geld, materielle Geschenke oder Vergünstigungen schafft. Andererseits derjenige, der mit solchen Angeboten besticht und damit etwas erreichen will - zum Beispiel, dass sich ein einflussreicher Politiker für seine Interessen einsetzt. Jeder sollte bei seiner Arbeit aber nach bestem Wissen und Gewissen handeln und nicht aufgrund irgendwelcher "verlockenden Angebote" Vorteile für sich und bestimmte andere Personen oder Gruppen schaffen.
Das Wort Korruption geht auf den lateinischen Begriff "corruptus" zurück, was auf Deutsch "bestochen" heißt. Die lateinische Abstammung lässt ahnen, dass Korruption kein Phänomen unserer Zeit ist, es gab sie bereits in der Antike. Im 18. Jahrhundert war es am Kaiserhof in Wien sogar Gang und Gäbe, die Minister zu bestechen. Es war damals geradezu "nötig", sich bestechen zu lassen, und die Beamten verdienten nicht genügend Geld, um ihren gewohnten Lebensstandard sonst zu halten.
In Deutschland ist Korruption verboten. Wenn "Amtsträger" darin verwickelt sind, können sie vor Gericht bestraft werden - also Personen, die als Beamte, Richter oder Politiker arbeiten oder bei einer öffentlich-rechtlichen Behörde angestellt sind. Von Korruption wird im rechtlichen Sinne dann gesprochen, wenn zwei handelnde Personen ein Tauschgeschäft eingehen, das zum gegenseitigen Vorteil beider ist, die Allgemeinheit dadurch aber im gewissen Sinne geschädigt wird. Ein einfaches Beispiel dafür: Ein Politiker nimmt von einem großen Unternehmen eine Spende für seinen Wahlkampf an, was grundsätzlich möglich ist. Wenn dann später das Unternehmen einen wunderbaren neuen Standort für seine Betriebserweiterung in einem Gebiet erhält, in dem eigentlich keine Industrieanlagen vorgesehen sind, sondern Wohnhäuser geplant waren, dann schadet das der Allgemeinheit und ist somit korrupt.
Immer wieder liest man in der Zeitung oder hört in den Nachrichten, dass es Fälle von Korruption gegeben hat, vorrangig geht es dabei um Politiker. Man unterscheidet zwei Arten der Korruption - die aktive und die passive. Bei aktiver Korruption sind beide Betroffenen mit dem "Geschäft" einverstanden. Sie beteiligen sich aktiv an der Handlung. Der eine verspricht eine Leistung, der andere erbringt eine andere verabredete Leistung. Dabei sind die Grenzen zur Erpressung manchmal fließend. Wenn ein Beteiligter eine gewisse Leistung nur dann erbringen will, wenn er dafür eine entsprechende Gegenleistung erhält, dann handelt es sich um Erpressung. Bei passiver Korruption nimmt jemand ein Geschenk an, ohne sich dazu zu äußern. Er kann dann die Erwartung des Schenkenden erfüllen, muss es aber nicht tun.
Die Schwierigkeit bei der Strafverfolgung ist, dass Politiker Gesetze schaffen müssen, um solche verbotenen Geschäfte zu unterbinden. Aber oftmals sind die Politiker nicht interessiert an solchen Gesetzen, weil sie davon selbst betroffen sein könnten. Deshalb gibt es seit 1995 die Organisation "Transparency International". Diese gibt alljährlich den "Korruptionswahrnehmungsindex" heraus. Diesen Index muss man sich als Verzeichnis vorstellen, der angibt, wie in den verschiedenen Ländern die Korruption von den Einwohnern wahrgenommen wird. Mit Hilfe dieses Verzeichnisses können die einzelnen Länder an solchen Schwachstellen arbeiten. In Deutschland gibt es mittlerweile in einigen Großstädten "Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften" gegen Korruption. Das sind Stellen, an denen man sich ausschließlich mit Fällen von Bestechung befasst.
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