01.01.2023
Im ersten Teil des Beitrags hast du mehr über die Entstehung unseres Kalendersystems - des Gregorianischen Kalenders - erfahren. Welche Kalender gibt es noch auf der Welt?
Der islamische Kalender
Es gibt noch weitere Kulturen, die (zusätzlich) einen anderen Kalender benutzen. Der islamische Kalender, der in einigen islamischen Ländern neben dem Gregorianischen Kalender verwendet wird, ist ein reiner Mondkalender. Das heißt, dass ein neuer Monat immer dann beginnt, wenn der Mond nach Neumond wieder sichtbar wird.
Die Zeitrechnung beginnt nicht, wie in der christlich geprägten Kultur, mit der Geburt Jesu, sondern mit der "Hidschra" - das ist die Auswanderung des Propheten Mohammed von Mekka nach Medina und die Ankunft in der Moschee von Qubâ. Das Jahr 2023 entspricht nach islamischer Zeitrechnung dem Jahr 1444/ 45. Der Jahresbeginn ist der 1. Muharram, welcher 30 Tage umfasst. Der erste Wochentag im islamischen Kalender ist der Sonntag und der letzte der Samstag. Das hat er unter anderem mit dem jüdischen Kalender gemeinsam.
Auch der Fastenmonat "Ramadan" richtet sich bei den Muslimen nach dem islamischen Mondkalender - er beginnt, wenn die Mondsichel nach dem Neumond erstmals wieder zu sehen ist. Da ein Jahr des islamischen Mondkalenders nur 354 Tage dauert, beginnt Ramadan nach unserer Zeitrechnung jedes Jahr elf Tage früher und durchläuft innerhalb von 33 Jahren alle Jahreszeiten.
Der Iran und Afghanistan stellen hierbei jedoch eine Ausnahme dar. Zwar beginnt auch für sie die Zeitrechnung mit der Hidschra, doch zählen sie keine Mond- sondern Sonnenjahre, was dazu führt, dass der iranische und afghanische Kalender 42 Jahre zurückliegt. Das liegt daran, dass 33 Mondjahre 32 Sonnenjahren entsprechen. Da das Mondjahr in 32 Sonnenjahren 33 Mal durch die Jahreszeiten wandert, ist ein 33-jähriger Moslem nach der westlich Zeitrechnung erst 32 (Sonnen-)Jahre alt.
Der jüdische Kalender
Der jüdische Kalender ist ein Lunisolarkalender: Er richtet seine Monate nach den Mondphasen, es werden jedoch Schaltjahre eingefügt, um sich dem Sonnenjahr anzupassen. Im Gegensatz zum christlichen Brauch beginnt das jüdische Jahr nicht im Frühling, sondern im Herbst - zu biblischen Zeiten begann das jüdische Jahr allerdings ebenfalls im Frühling. Die Festlegung erfolgte im Jahr 359 durch den Patriarchen Hillel II. (ein Patriarch ist ein männlicher Herrscher - in diesem Fall ein Rabbi, also das religiöse Oberhaupt der Juden).
Auch den Beginn des jüdischen Kalenders legte Hillel II. fest, und zwar auf den Zeitpunkt der biblischen Schöpfung der Welt - laut seinen Berechnungen das Jahr 3761 vor Christus. Deshalb befinden wir uns nach dem jüdischen Kalender bereits im sechsten Jahrtausend. Manchmal werden die Jahreszahlen im jüdischen Kalender aber nur dreistellig angegeben (das jüdische Jahrtausend wird dabei als bekannt vorausgesetzt). Zur Zählung der Jahre setzte sich der Kalender erst im 11. Jahrhundert durch. Noch heute wird er in Israel verwendet. Das Jahr 2023 ist nach jüdischer Zeitrechnung bereits das Jahr 5783/ 84. Der wöchentliche Ruhetag "Sabbat" fällt jeweils auf den Samstag als letzten Tag der Woche und erinnert im Judentum an den Ruhetag Gottes nach der Schöpfung der Welt.
Der indische Kalender
Es gibt verschiedene hinduistische Kalender - sowohl reine Sonnen- als auch Lunisolarkalender. Nach der Unabhängigkeit Indiens wurde ein neuer Kalender errechnet, der die indische Zeitrechnung vereinheitlichen sollte. Zur Erstellung dieses Kalendersystems wurden zuvor mehr als 30 verschiedene Kalender analysiert. Der indische Nationalkalender wurde am 22. März 1957 eingeführt - dieses Datum ist nach indischer Zeitrechnung der 1. Chaitra 1879 Saka Ära.
Das neue Jahr beginnt nach dem indischen Kalender mit der Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche - dem Zeitpunkt zu Beginn des Frühlings, an dem Tag und Nacht in etwa gleich lang sind. Das geschieht auf der Nordhalbkugel nach unserer Zeitrechnung um den 20. März herum. Der indische Kalender beginnt jeweils mit dem Monat Chaitra. Die Monate sind zwischen etwa 29 und 31 Tagen lang. Ein Monat beginnt ungefähr mit dem Eintritt der Sonne in ein neues Tierkreiszeichen. Das Jahr wird etwa alle vier Jahre durch einen zusätzlichen Schalttag ergänzt - diese Schaltjahre sind an die des Gregorianischen Kalenders gekoppelt, der Monat Chaitra wird dann jeweils um einen Tag auf 31 Tage verlängert.
Die Wochentage wurden in Indien, wie auch in der westlichen Kultur, nach Planeten, dem Mond sowie der Sonne benannt. Planeten waren nicht nur einfache Himmelskörper, sondern sie wurden als Gottheiten verehrt. So ist Mars zum Beispiel das Sinnbild des Kampfes und des Krieges und Venus das der Liebe und der Schönheit. In Indien wird der Sonntag ("ravivar") von der Sonne beherrscht, der Montag ("somavar") vom Mond, der Dienstag ("mangalavar") vom Mars, der Mittwoch ("budhavar") vom Merkur, der Donnerstag ("guruvar") vom Jupiter, der Freitag ("shukravar") von der Venus und der Samstag ("shanivar") vom Saturn.
Der chinesische Kalender
In China existiert neben dem Gregorianischen der chinesische Kalender, der zu den kompliziertesten Kalendersystemen überhaupt gehört: Er kombiniert nämlich drei verschiedene Systeme - einen Lunisolar- sowie einen Sonnenkalender und daneben eine zyklische Kalenderstruktur (unter einem Zyklus versteht man einen Kreis(-lauf)). Neben der Aufteilung in Mondmonate wird das Sonnenjahr anhand genauester mathematischer Berechnungen in 24 Halbmonate eingeteilt - die Orientierung an diesen 24 Jahresstationen ist auch heute noch wichtig für die traditionelle Landwirtschaft in China.
Weiterhin beinhaltet er wichtige Zyklen: nämlich durch die Kombination von den so genannten "Zehn Himmelstämmen" (diese beziehen sich auf die chinesische Lehre der fünf Elemente und der von Yin und Yang), den "Zwölf Erdzweigen" (sie entsprechen dem Chinesischen Tierkreis) und dem Zyklus von 60-er Einheiten - die Berechnungen ergeben einen Zyklus von jeweils 60 Jahren. Wiederum 60 Zyklen, was 3.600 Jahren entspricht, bilden eine Epoche. Der chinesische Kalender hat keine beständige Jahreszählung - ursprünglich wurden die Epochen durch die Kombination der Jahresnamen gekennzeichnet. Zur besseren Verständlichkeit kam seit der Ming-Dynastie im 14. Jahrhundert die Bezeichnung des jeweils verstorbenen Kaisers dazu.
Die Zeitrechnung beginnt 2636 vor Christus - der Legende nach soll der Kaiser Huang Di in diesem Jahr den chinesischen Kalender erfunden haben. Zur Zählung der Jahre, die nur bei dem Lunisolarkalender stattfindet, wird eine Methode eingesetzt, die schon zur Zeit der Han-Dynastie, also vor 2.000 Jahren, angewandt wird. Nach dem chinesische Kalender begann mit dem Jahr 1984 unserer Zeitrechnung der 18. Zyklus der 2. Epoche - das bedeutet, der insgesamt 78. Zyklus.
Das neue Jahr beginnt in China zum zweiten Neumond vor dem Frühlingsanfang. Der Jahresanfang wird stets so gelegt, dass die Wintersonnenwende auf den elften Monat fällt. Im Jahr 2023 fällt das Neujahrsfest in China auf den 22. Januar. In der volkstümlichen Zählung verfügen die Jahre über einen Tiernamen (Tiger, Drache, Maus, Schlange, Rind, Ziege, Hund, Affe, Schwein, Pferd, Hahn, Hase), der mit einem der fünf chinesischen Elemente (Feuer, Wasser, Erde, Holz, Metall) kombiniert wird. Während das Jahr 2022 das Jahr des Wasser-Tigers war, beginnt zum chinesischen Jahreswechsel 2023 das Jahr des Wasser-Hasen - dieses wird am 9. Februar 2024 enden. Das nächste Jahr wird dann das Jahr des Holz-Drachen sein.
Im unten verlinkten interkulturellen Kalender kannst du die jeweiligen Feiertage der verschiedenen Kulturen vergleichen und wirst mit Sicherheit einige Überschneidungen feststellen.
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