von Britta Pawlak - 16.12.2006
Die Öffentlichkeit reagierte entsetzt, nachdem bekannt wurde, dass der verurteilte Mörder Angel Diaz bei seiner Hinrichtung über eine halbe Stunde qualvoll mit dem Tode rang. In Florida und Kalifornien wurden alle Todesvollstreckungen ausgesetzt. Die Diskussion um die Todesstrafe ist erneut entbrannt. In den Vereinigten Staaten soll es in der Vergangenheit noch einige weitere "verpfuschte" Hinrichtungen gegeben haben. Immer mehr US-Amerikaner sprechen sich gegen die Todesstrafe aus.
Der 55-jährige Angel Diaz, der sein Todesurteil bereits vor 26 Jahren erhielt, wurde am Mittwoch im US-Staat Florida hingerichtet. Bisher galt der Tod durch Gift als weniger grausam als die Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl. Normalerweise dauert es wenige Minuten, bis das Gift wirkt und zur Bewusstlosigkeit führt. Der Tod tritt im Allgemeinen nach einer Viertelstunde ein.
Doch der Todeskandidat Diaz starb erst 34 Minuten nach Verabreichung der ersten Giftspritze, man hatte ihm sogar noch eine zweite Spritze gegeben. Zeugen berichten, dass er bis kurz vor seinem Tod zuckte und einen offensichtlich qualvollen Todeskampf führte. Die Justizsprecherin Gretl Plessinger sagte, dass die Wirkung des Giftes möglicherweise verzögert wurde, weil der Verurteilte leberkrank war. Es hieß auch, dass man die Spritze nicht exakt gesetzt und seine Vene nicht richtig getroffen habe.
"Humane" Art der Hinrichtung?
Nach der Hinrichtung von Diaz hat sich der Anwalt der Familie an den Obersten Gerichtshof in Florida gewandt. Jeb Bush, Gouverneur des US-Bundesstaates Florida und Bruder des US-Präsidenten, ordnete an, die Todesvollstreckungen in Florida vorläufig auszusetzen. Zudem soll eine Untersuchungskomission prüfen, ob der Tod durch die Giftspritze überhaupt verfassungsgemäß ist. In Florida warten nach Medienberichten derzeit 374 Inhaftierte auf die Todesstrafe. In den USA entscheiden die einzelnen Bundesstaaten über die Zulässigkeit von Todesurteilen. Momentan ist die Todesstrafe in 37 der insgesamt 50 US-Staaten erlaubt.
Vor wenigen Jahren erst war die Hinrichtung durch Gift eingeführt worden, weil man sie als "humaner" (also "menschlicher") bezeichnete als den Tod auf dem elektrischen Stuhl. Die Stromstöße führten in einigen Fällen sogar dazu, dass der Todeskandidat Feuer fing. Aber auch der Tod durch die Giftspritze gilt bei vielen Experten als unmenschlich. Sie sind der Ansicht, dass es zu erheblichen Nervenschmerzen kommen kann, wenn die Wirkung des Giftes einsetzt. Es sei auch nicht garantiert, dass die Spritze in jedem Fall zu einer schnellen Bewusstlosigkeit führt.
Allgemeine Debatte um Todesstrafe
Klagen gegen die Todesvollstreckung durch Gift haben die Richter bisher abgewiesen. Nach dem Fall Diaz wird es erneut zu einem Verfahren kommen. Laut der Organisation "deathpenaltyinfo" (übersetzt: "Info über die Todesstrafe") soll es in den Vereinigten Staaten in den vergangenen drei Jahrzehnten noch mindestens 40 weitere "verpfuschte" Hinrichtungen gegeben haben, bei denen die Verurteilten einen qualvollen Tod erlitten. Es ist äußerst fraglich, ob es eine Methode geben kann, die garantiert, dass der Todeskandidat keine großen Qualen erleidet. Von "human" kann wohl bei keiner Art der Hinrichtung die Rede sein.
Die US-Verfassung verbietet "ungewöhnliche und grausame Bestrafungen". Gegner der Todesstrafe sehen in jeder Hinrichtung einen Verstoß gegen dieses Prinzip. In vielen Ländern ist sie schon vor langer Zeit abgeschafft worden. In den USA ist die Debatte um die Todesstrafe nun erneut entbrannt. Nach einer Umfrage soll die Mehrheit der US-Amerikaner gegen diese Art der Höchststrafe sein. Stattdessen stimmen sie dafür, schwere Straftäter zu einer lebenslangen Haft zu verurteilen, bei der eine vorzeitige Freilassung ausgeschlossen wird. Auch immer mehr US-Politiker bezeichnen die Todesstrafe als "grausam" und "unmenschlich" und lehnen sie ab.
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