Stell dir mal vor es gäbe keine Farben auf der Welt. Dann wäre die Tomate nicht rot sondern grau. Und der Himmel nicht blau, sondern ebenfalls grau - okay, schlechtes Beispiel, denn der Himmel über uns ist ja leider eh viel zu oft grau. Doch wo kommen die Farben eigentlich her? Genau das wollten hunderte Kinder wissen und sind deshalb zur Universität gegangen. Genauer gesagt: Zur Mainzer Kinderuni.
In großen Scharen sind sie mit ihren Eltern angereist. Alle strömen in einen großen Saal mit vielen Sitzreihen und einer Bühne vorne. Lange Schlangen haben sich vor den Türen des Hörsaals gebildet. Nach und nach füllt sich der Raum, in dem gleich die Vorlesung stattfinden wird.
Die Erwachsenen spielen heute nur die Nebenrolle. Denn es ist Kinderuni-Tag. Und so suchen sich die Kinder einen Sitzplatz und klappen die kleinen Tischchen vor sich herunter. Ihre Eltern müssen dagegen am Rand stehen bleiben. Oder sie verkürzen sich draußen vor dem Hörsaal die Wartezeit mit Kaffee und Kuchen.
Hoher Besuch
Sogar der Präsident der Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität ist gekommen, um die jungen Studenten zur ersten Vorlesung persönlich zu begrüßen. Zum Glück langweilt er sein jugendliches Publikum nicht mit einer langen, feierlichen Rede, sondern stellt nur kurz Professor Wolfgang Tremel vor.
Tremel ist Chemie-Professor und der einzige Erwachsene, der an diesem Tag eine Hauptrolle spielen darf. Denn er soll den Kindern alles über die Welt der Farben erklären. Damit er sich nicht blamiert, hat er sich sehr gut auf die Vorlesung vorbereitet. Der Chemie-Professor ist Vater von fünf Kindern und mit diesen hat er seinen Vortrag zu Hause schon ein paar Mal geübt. Es kann also eigentlich gar nichts mehr schief gehen.
Die jungen Studenten begrüßen den Professor mit einem "Uni-Beifall". Dabei klatschen sie nicht in die Hände, sondern klopfen auf die Tische. Dann geht's los.
Farben aus Pflanzen
Wolfgang Tremel erzählt seinen Zuhörern, dass das Leben bis vor etwa 200 Jahren recht eintönig war. Farben an Hauswänden und bunte Kleidung war früher für die meisten Menschen unbezahlbarer Luxus. Das kommt daher, dass "Färber" die Farben damals aus seltenen Pflanzen und Tieren von Hand herstellen mussten.
Wer also ein rotes Hemd haben wollte, der musste dafür tief in die Tasche greifen. Nur reiche Adlige konnten sich so etwas leisten. Doch dann erfand Adolf von Baeyer Mitte des 19. Jahrhunderts eine neue, viel billigere Methode, um Farben herzustellen: die Chemie. Mit Hilfe chemischer Farben wurde die Welt bunt.
Die jungen Studenten hören dem Vortrag gebannt zu. Doch es wird noch besser. Denn statt nur zuzuhören, können die Teilnehmer nun auch mit eigenen Augen sehen, wie man Farben herstellt. Professor Tremel und seine Helfer führen faszinierende Experimente mit Leuchtfarben vor. Es herrscht gespannte Stille, als das Licht ausgeht und nur noch die Flüssigkeiten in den Gläsern grell und bunt in der Dunkelheit leuchten.
Wolfgang Tremel zeigt, dass Flüssigkeiten beim Umschütten und Erhitzen ihre Farbe wechseln können. Da wird aus einer blauen Lösung plötzlich eine leuchtend rote, die im nächsten Moment wieder ihre Farbe wechselt und strahlend gelb wird. Die Chemie macht's möglich.
Wir kommen wieder
Nach der Vorlesung sind Markus, Daniel und Benjamin total begeistert. "Das war echt toll, wie das Wasser die Farbe gewechselt hat", sagt Daniel. "Und die leuchtenden Farben waren super", ergänzt Benjamin. Alle drei sind schon richtige Stammgäste bei der Kinderuni. Markus verspricht: "Wir sind schon ganz lange dabei und kommen bestimmt auch das nächste Mal wieder."
Am Samstag, 7. Mai, ist es schon soweit. Dann wird Markus Höffer-Mehlmer einen Vortrag über den "bunten Globus" halten. Es geht darum, wie unterschiedliche Kulturen friedlich zusammenleben können. Nicht nur Markus, Daniel und Benjamin, sondern auch wir vom Hellen Köpfchen sind dann wieder dabei. Versprochen.
Bis dahin könnt ihr auf den folgenden Seiten genau nachlesen, woher die Farben kommen. Und wenn ihr etwas nicht versteht, könnt ihr uns eure Fragen schicken. Wir beantworten sie gerne. Vielen Dank an Wolfgang Tremel und die Kinderuni Mainz für die tolle Unterstützung!
Hinweis zum Copyright: Die private Nutzung unserer Webseite und Texte ist kostenlos. Schulen und Lehrkräfte benötigen eine Lizenz. Weitere Informationen zur SCHUL-LIZENZ finden Sie hier.
Wenn dir ein Fehler im Artikel auffällt, schreib' uns eine E-Mail an redaktion@helles-koepfchen.de. Hat dir der Artikel gefallen? Unten kannst du eine Bewertung abgeben.