Die portugiesische Sprache wird im ganzen Land gesprochen. Nur in den Dörfern von Miranda do Douro im äußersten Nordosten des Landes wird ein dem Asturischen zugeordneter Dialekt (Mirandes) gesprochen, der als Minderheitensprache anerkannt ist. Über 90 Prozent der 10,5 Millionen Portugiesen gehören dem römisch-katholischen Glauben an. Daneben gibt es Protestanten, Muslime und eine geringe Zahl von Juden und Orthodoxen. Die Hauptstadt Portugals ist Lissabon (portugiesisch: Lisboa). Sie hat fast 2 Millionen Einwohner und liegt an der Mündung des Tejo. Der Tejo ist der wichtigste Fluss Portugals. Er fließt vom Nordosten des Landes in Richtung Südwesten und teilt Portugal damit quasi in zwei Hälften. Bei Lissabon mündet er in den Atlantik. In Portugal findet man die verschiedensten Landschaften: Beeindruckende Gebirgszüge und grüne Täler im Norden, trockene Ebenen und sanfte Hügel im Süden, felsige Steilküsten an der Algarve. Der Torre ist mit 1992 Metern der höchste Berg Portugals. Er gehört zur Gebirgskette Serra de Estrela, die sich durch Mittelportugal zieht. In diesem Gebiet wird sogar Wintersport betrieben. Das Klima in Portugal wird hauptsächlich vom Atlantik bestimmt. Im Norden ist das Klima relativ feucht und kühl. Weiter südlich kann es im Landesinneren im Sommer sehr heiß und trocken werden.
Die iberische Halbinsel ist seit mindestens 500.000 Jahren bewohnt. Neben den Angehörigen der lokalen Castro-Kultur siedelten sich auf dem Gebiet des heutigen Portugal auch Kelten und Phönizier an, die aus dem Norden und aus dem Süden einwanderten. Ab dem Jahr 200 v. Chr. begannen die Römer, in das Gebiet vorzudringen. 600 Jahre lang blieb die Vormacht der Römer unangetastet. Wichtige Errungenschaften aus dieser Zeit bestehen bis heute: Vielerorts stehen noch Straßen und Brücken aus römischer Zeit, das Rechtssystem beruht auf römischen Grundlagen. Die wichtigste Hinterlassenschaft aber ist das Portugiesische als eine von dem Latein abstammende Sprache. Als im 5. Jahrhundert das Römische Reich zusammenbrach, nutzten zunächst verschiedene Stämme - Vandalen, Alanen, Westgoten und Sueben - die entstandene Lücke. Doch bald darauf wurde das Gebiet des heutigen Portugal von einer weit mächtigeren Streitmacht erobert: Muslimische Mauren aus Nordafrika übernahmen die Herrschaft. Die neuen Herrscher waren Juden und Christen gegenüber tolerant. So war es den kleinen christlichen Landbesitzern beispielsweise erlaubt, ihr Land weiterhin zu bewirtschaften. In jener Zeit wurden viele arabische Wörter in die portugiesische Sprache und arabische Eigenheiten in die portugiesische Küche übernommen. Das zeigt sich vor allem an den süßen Kuchen und Nachspeisen, die bis heute gerne gegessen werden. Auch die Technik der kunstvollen Bemalung von Kacheln haben die Portugiesen von den Mauren übernommen. Allerdings haben die Portugiesen diese Kunst so weit verfeinert, dass die so genannten "Azulejos" heute als portugiesische Kunstform gelten. Im 8. Jahrhundert n. Chr. jedoch regte sich Widerstand gegen die maurische Besatzung. Vom Norden her begannen christliche Armeen, die Araber zu vertreiben. Diese "Reconquista" genannte Auseinandersetzung dauerte mehr als 700 Jahre. Im Jahr 1250 hatten die Christen die Mauren vollständig vertrieben. Seefahrer- und KolonialmachtObwohl Portugal eigentlich nur ein kleines Königreich war, entwickelte es sich zu einer der wichtigsten Militär- und Handelsmächte. Der Grund ist einfach: Portugal war eine Nation der Seefahrer und Entdecker. Heinrich der Seefahrer (1394-1460) trug wohl am meisten zu dieser Entwicklung bei. Er ließ zahlreiche Forschungsreisen über die Meere unternehmen, um Gold, Schätze und Sklaven nach Hause zu bringen. Er versuchte außerdem, die Macht des Islam zu brechen und das Christentum zu verbreiten. Die Forschungsreisen führten Portugal im 15. Jahrhundert bis zu den Kapverdischen Inseln, dem Golf von Guinea und dem Kap der Guten Hoffnung. Im Jahr 1497 erreichte der Seefahrer Vasco da Gama mit seiner Flotte Südindien. In den darauf folgenden Jahren gelangten portugiesische Seefahrer bis an die Küsten Timors, Chinas und Japans. Durch Gold und Sklaven aus Afrika sowie Gewürze aus dem Osten wurde Portugal innerhalb kürzester Zeit unglaublich reich. Spanische Herrscher und französische InvasorenDie Königshäuser Portugals und Spaniens waren seit Jahrhunderten durch verwandtschaftliche Beziehungen miteinander verbunden. Als im Jahr 1580 ein Großteil des portugiesischen Adels in einer Schlacht in Marokko umkam, beanspruchte das spanische Königshaus die Krone für sich. Portugal verlor seine Unabhängigkeit und sank zur spanischen Provinz herab. Der Widerstand der Portugiesen gegen die spanische Fremdherrschaft wuchs. Mit Unterstützung Englands kämpfte Portugal ab 1640 gegen die spanische Besatzung. Nachdem Spanien mehrere Grenzschlachten verloren hatte, zog es sich im Jahr 1668 endgültig zurück und erkannte die Unabhängigkeit Portugals an. In den folgenden Jahrzehnten wurden die Geschicke Portugals wieder von dem portugiesischen Adel gelenkt. Allerdings geriet Portugal dabei in eine immer größere wirtschaftliche Abhängigkeit von England. Dem versuchte ein Mann entgegenzuwirken: Marques de Pombal, der erste Minister des Königs. Er reformierte Handel und Industrie, stärkte die Landwirtschaft und schaffte die Sklaverei ab. Als im Jahr 1755 die Hauptstadt Lissabon von einem schweren Erdbeben fast völlig zerstört wurde, ließ er die Stadt nach seinem Plan völlig neu aufbauen. 1807 besetzten französische Truppen unter Napoleon das Land, die königliche Familie musste nach Brasilien fliehen. Nachdem Portugal die französischen Truppen mit Hilfe Englands vertrieben hatte, erhielt das Land im Jahr 1821 zum ersten Mal in seiner Geschichte eine Verfassung. Damit wurden die Vorrechte der Kirche und des Adels abgeschafft. Fortan sollte ein aus zwei Kammern bestehendes Parlament die Verantwortung für das Land übernehmen. Diktatur und Revolution der NelkenDer Adel erkannte die Verfassung an, behielt jedoch auch weiter die politische Macht. Die Bevölkerung wollte jedoch nicht weiter mit ansehen, wie das Königshaus das Land wirtschaftlich ruinierte. Immer lauter forderten die Menschen die Abschaffung der Monarchie und die Umgestaltung Portugals zu einer Republik. Auch das Militär unterstützte diese Forderung. Am 5. Oktober 1910 war es schließlich so weit: Die Republik wurde ausgerufen. Die folgenden Jahre waren allerdings geprägt von Aufständen und Konflikten. Im März 1916 beteiligte sich Portugal auf Seiten Englands und Frankreichs am 1. Weltkrieg. Von den 10.000 Soldaten, die Portugal in diesen Krieg schickte, kehrten nur 3.000 zurück. In 16 Jahren - bis 1926 - gab es 45 Regierungswechsel. Ein Militärputsch im Jahr 1926 beendete die so genannte "1. Republik". Der Wirtschaftsprofessor António de Oliveira Salazar wurde zunächst Finanzminister, ab 1932 übernahm er den Posten des Ministerpräsidenten. 1933 rief er eine neue Verfassung und einen neuen Staat aus, den so genannten "Estado Novo". Die folgenden 36 Jahre herrschte er als Diktator in dem von ihm geschaffenen autoritären Staat. Er schaffte das Mehrparteiensystem ab und richtete eine Geheimpolizei (PIDE) ein. Die Aufgabe der Geheimpolizei war es, die Bürger auszuspionieren und politische Gegner aufzuspüren. Mit Verhaftungen und Folter wurde jede Bewegung unterdrückt, die sich gegen das Regime von Salazar einsetzte. Im 2. Weltkrieg blieb Portugal neutral. Es war ein anderer Krieg, der das Regime Salazar zu Fall bringen sollte: Der Kampf um die Kolonien. Salazar weigerte sich, die Kolonien aufzugeben. Immer mehr Geld floss in die teuren Militäreinsätze, mit denen er die Kolonien unter Kontrolle zu halten versuchte. Doch diese Politik wurde weder von der Bevölkerung noch von den Soldaten unterstützt. Nachdem Salazar im Jahr 1970 den Folgen eines Schlaganfalls erlegen war, wurde es für seinen Nachfolger Marcelo Caetano immer schwieriger, diese Politik durchzusetzen. Im Jahr 1974 weigerten sich die Soldaten, weiterhin an den Kämpfen in den Kolonien teilzunehmen, da sie mit den afrikanischen Freiheitskämpfern sympathisierten. Als Zeichen des friedlichen Aufstands steckten sie sich Nelken in die Gewehrläufe - deshalb ging dieser Aufstand später als "Nelkenrevolution" in die Geschichte ein. Der "Estado Novo" und das diktatorische Regime fanden mit dieser Revolution ihr Ende. Noch im selben und im darauf folgenden Jahr wurden die Kolonien in die Unabhängigkeit entlassen. Im Jahr 1975 fanden zum ersten Mal seit 36 Jahren wieder freie Wahlen statt. Ein Jahr später wurde die neue Verfassung beschlossen, die bis heute Bestand hat.
Seit der Nelkenrevolution hat Portugal sich zu einer stabilen Parlamentarischen Republik entwickelt. Die vier wichtigsten Stützen des portugiesischen Staates sind der Präsident, der Premierminister mit seinem Ministerrat, das Parlament und die Justiz. Der Präsident wird alle fünf Jahre direkt vom Volk gewählt. Er ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Er ernennt den Premierminister und den Ministerrat. Dabei muss er sich allerdings nach dem Ergebnis der Parlamentswahl richten. Der Premierminister leitet als Regierungschef den Ministerrat, der aus allen Kabinettsmitgliedern besteht. Er ist sowohl dem Präsidenten als auch dem Parlament gegenüber verantwortlich. Das Parlament, portugiesisch Assembleía da República, besteht aus 230 Mitgliedern, die für vier Jahre direkt vom Volk gewählt werden. Es gibt zwei große Parteien in Portugal: Die sozialdemokratisch orientierte Sozialistische Partei (PS) und die bürgerlich-konservativ orientierte Sozialdemokratische Partei (PSD). Bei den letzten Wahlen im Feburar 2005 wurde der Sozialdemokrat José Sócrates zum Premierminister gewählt. Staatspräsident ist der bürgerlich-konservative Politiker Aníbal Cavaco Silva. Das relativ kleine Land Portugal hat eine sehr aufwändige Verwaltungsstruktur. Es ist unterteilt in fünf Regionen, 18 Distrikte und die zwei autonomen Inselregionen Azoren und Madeira. Darunter folgen etwa 300 Kreise und 4.200 Gemeinden. Da diese Gliederung ziemlich umständlich und teuer ist, soll die gesamte Verwaltungsstruktur reformiert werden. Internationale BeziehungenPortugal gehört zu den Gründungsmitgliedern der Nato. Dieses wichtige Verteidigungsbündnis wurde im Jahr 1949 gegründet. Die Abkürzung "Nato" steht für "North Atlantic Treaty Organisation" und heißt auf Deutsch "Nordatlantikpakt". Die 26 Mitgliedsländer der Nato haben sich verpflichtet, sich im Falle einer militärischen Bedrohung gegenseitig zu helfen und sich für Frieden und Freiheit einzusetzen. Seit 1986 ist Portugal auch Mitglied der Europäischen Union. Im ersten Halbjahr des Jahres 2000 hatte es den Vorsitz im Rat der Europäischen Union inne. Portugal versuchte in dieser Zeit vor allem, die Zusammenarbeit und die Verständigung mit den verschiedenen Ländern Afrikas zu stärken. Im Jahr 2004 wurde der portugiesische Premierminister José Manuel Barroso zum Präsidenten der EU-Kommission ernannt. Die EU-Kommission ist ein von den Mitgliedsländern unabhängiges Gremium der Europäischen Union. Die Kommissare dienen also nicht ihren jeweiligen Herkunftsstaaten, sondern der EU als Ganzem.
Eines der größten wirtschaftlichen Probleme Portugals ist die teure Landwirtschaft. Immer noch arbeiten viele Menschen in diesem Bereich. Das Geld, das dabei verdient wird, wird jedoch immer weniger. Das berühmteste landwirtschaftliche Produkt Portugals ist der Kork. Die knorrigen Korkeichen prägen vor allem im Süden die Landschaft. Da weltweit immer mehr Flaschenkorken aus Kunststoff verwendet werden, sinkt jedoch auch hier die Nachfrage. Der Tourismus wird in Portugal immer wichtiger. Vor allem die Strände an der Algarve im Süden des Landes ziehen immer mehr Urlauber an. Die meisten Touristen kommen aus dem benachbarten Spanien und aus Großbritannien.
Land der PoetenPortugal wird auch als das "Land der Poeten" bezeichnet. Die Literatur und besonders die Gedichtform haben in Portugal einen hohen Stellenwert. Der Dichter Luís Vaz de Camoes (1524-1580), der das Epos "Os Lusiadas" ("Die Lusiaden") geschaffen hat, wird bis heute als Nationalheld verehrt. Er schrieb das Werk, als Portugal eine der wichtigsten Seemächte war. Erzählt wird die Reise Vasco da Gamas nach Indien. Die Lusiaden gelten aber vor allem deshalb als Nationalepos, weil darin die Größe des portugiesischen Geists beschworen wird. Fernando Pessoa (1888-1935) gilt nach Camoes als bedeutendster Dichter Portugals und als einer der wichtigsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Seine Werke veröffentlichte er unter vier verschiedenen Namen, die jeweils eine andere Persönlichkeit des Autors verkörperten. Auch heute spielen portugiesische Schriftsteller in der internationalen Literaturszene eine wichtige Rolle: José Saramago war im Jahr 1998 der erste Portugiese, dem der Nobelpreis für Literatur verliehen wurde. Saudade und FadoDie berühmteste Musikrichtung Portugals ist der Fado. Fados werden in der Regel von einem Sänger oder von einer Sängerin vorgetragen und von ein oder zwei Gitarren begleitet. Die Stücke handeln meist von unglücklicher Liebe, sozialen Missständen oder vergangenen Zeiten. Das wichtigste Thema des Fado aber ist die "Saudade". Dieses Wort lässt sich nur sehr schwer übersetzen. Die Portugiesen beschreiben die "Saudade" als eine wehmütige Form der Sehnsucht und als eine tiefe Verbundenheit mit der portugiesischen Heimat. Sie meinen, dass kein Fremder dieses Gefühl wirklich verstehen kann. Die Sängerin Amália Rodrigues verkörperte den Fado und die Saudade wie keine Zweite. Die im Jahr 1999 verstorbene Künstlerin wird daher auch als "Königin des Fado" bezeichnet.
Bacalhau, Caldo verde und PortweinJede Region Portugals hat ihre eigenen kulinarischen Köstlichkeiten. Doch vor allem an den Küsten ist Fisch in den unterschiedlichsten Variationen der wichtigste Bestandteil der Küche. Um den leicht verderblichen Fisch haltbar zu machen, wird er häufig gesalzen und getrocknet. Den auf diese Weise behandelten Fisch nennen die Portugiesen "Bacalhau" (Stockfisch). Bei der Zubereitung werden die harten Fischteile eingeweicht und dann weiter verarbeitet. Daneben gibt es aber auch zahlreiche verschiedene Fleisch- und Gemüsegerichte. Das bekannte Gericht "Caldo Verde" ist eine traditionelle Grünkohl-Kartoffelsuppe aus einem speziellen portugiesischen Kohl, die typischerweise mit Maisbrot und portugiesischer Wurst (Chourico) serviert wird. In der ganzen Welt berühmt ist Portugal für den Portwein. Dieser veredelte Wein stammt aus der Gegend um Porto, der zweitgrößten Stadt des Landes. Er wird vor allem zum Dessert getrunken. |
Hinweis zum Copyright: Die private Nutzung unserer Webseite und Texte ist kostenlos. Schulen und Lehrkräfte benötigen eine Lizenz. Weitere Informationen zur SCHUL-LIZENZ finden Sie hier.
Wenn dir ein Fehler im Artikel auffällt, schreib' uns eine E-Mail an redaktion@helles-koepfchen.de. Hat dir der Artikel gefallen? Unten kannst du eine Bewertung abgeben.