Die Kelten besiedelten einst ganz Europa und hinterließen ihre Spuren in Großbritannien genauso wie in Frankreich, Deutschland und sogar in Anatolien (heute ein Gebiet in der Türkei). Zum ersten Mal erwähnt wurden die Kelten schon um 500 vor Christus, aber noch heute, nach so langer Zeit, wirkt die keltische Kultur nach. Wer waren also diese geheimnisvollen Vorfahren?
Die heutigen Wissenschaftler hatten und haben es nicht leicht mit ihnen, denn sie scheinen nichts oder nur sehr wenig schriftlich festgehalten zu haben - anscheinend mit Absicht. Alles, was ihnen wirklich wichtig war, wurde ausschließlich mündlich weitergegeben. Die Feinde der Kelten waren zum Glück wesentlich mitteilsamer. Vieles, was man heutzutage über die Kelten weiß, stammt aus griechischer oder römischer Feder. Auch Ausgrabungsfunde helfen, die keltische Kultur besser zu verstehen.
Kelte ist nicht gleich Kelte
Eigentlich ist es schwierig, von "den Kelten" allgemein zu sprechen, denn es gab nie einen keltischen Staat mit einheitlichen Gesetzen, der von einem keltischen König oder Fürsten regiert wurde. Vielmehr setzten sich die Kelten aus zahlreichen verschiedenen Stämmen zusammen, die über sehr großes Gebiet verteilt lebten.
Sie unterschieden sich alle stark voneinander, wurden von verschiedenen Fürsten regiert und nicht selten führten die einzelnen Stämme auch Krieg miteinander. Allobroger, Helvetier, Aequitaner, Sequaner - das sind nur ein paar wenige Beispiele für die vielen keltische Stämme. Trotz ihrer Verschiedenheit hatten sie allerdings auch wichtige Dinge gemeinsam: Sie sprachen weitgehend die gleiche Sprache und pflegten eine ähnliche Kultur.
Asterix, der Kelte
Der weltweit berühmeste (wenn auch nicht echte) Kelte ist wohl die Comicfigur Asterix. Das verwundert erst einmal, denn es heißt doch immer "Asterix, der Gallier"! Aber auch die Gallier waren Kelten. Weil die Kelten eine so große Gruppe von vielen verschiedenen Stämmen an verschiedenen Orten waren, unterteilte man sie noch einmal grob nach ihrer Herkunft.
Die Gallier waren die Stämme, die das Gebiet des heutigen Frankreichs, Teile der Schweiz, das Saarland, Teile von Rheinland-Pfalz und Hessen und das südöstliche Belgien besiedelten. Außerdem gab es die ostkeltischen Stämme, die unter anderem in Griechenland, auf dem Balkan und im asiatischen Teil der heutigen Türkei siedelten sowie die Kelten der iberischen Halbinsel und die Inselkelten mit den Stämmen Britanniens und Irlands.
Die keltische Kultur
Schon früh hatten die keltischen Stämme ein recht hoch entwickeltes Wirtschaftsleben. Sie züchteten nicht nur Vieh und bauten Getreide und Gemüse an, sondern sie bauten auch Metalle und Salz in Bergwerken ab, womit sie Handel betrieben. Bezahlt wurde wie auch heute mit Geld, denn die Kelten prägten schon seit etwa 400 vor Christus eigene Münzen. Die Kelten waren auch sehr geschickte Handwerker, die Leder verarbeiteten, Tuch webten, Metall schmiedeten und Gefäße töpferten. Diese Güter waren äußerst begehrt bei anderen Völkern. Die römischen Frauen liebten zum Beispiel die Kleider und Schmuckstücke der Keltinnen.
Aber nicht nur die keltischen Frauen legten Wert auf Schmuck und ein gepflegtes Äußeres. Die meisten Kelten trugen bunte Gewänder aus Fell und Leinen und die Männer unter ihnen wuschen sich die Haare mit Kalk. Auch die Bärte wurden frisiert. Bei den Kelten waren rasierte Gesichter mit beindruckenden Schnurrbärten in Mode.
Großen Einfluss auf das Leben der Kelten hatte die Religion, allerdings ist über ihren genauen Glauben nur wenig bekannt. Da von den Kelten selbst nichts darüber niedergeschrieben wurde, bleiben wieder nur römische Quellen. Die römischen Autoren versuchten jedoch, die keltischen Gottheiten den römischen Göttern gleichzusetzen. Der keltische Gott Teutates wurde zum Beispiel von den Römern oft dem römischen Kriegsgott Mars zugeordnet. Was die einzelnen Götter wirklich bedeuteten, ist unklar. Heute nimmt man jedenfalls an, dass Teutates ein Stammesgott war. Die Kelten sahen in ihm eine Art väterlichen Führer, an den sie sich in Friedens- und Kriegszeiten wenden konnten.
Die Weisheit der Druiden
Sicher ist, dass die Kelten sehr religiös waren und verschiedenen religiösen Riten folgten. Das Einhalten und Ausführen dieser Riten war bedeutsame Aufgabe der Druiden. In dieser Hinsicht waren sie vergleichbar mit den Priestern unserer Zeit. Der Begriff "Druide" wird vom keltischen Wort "dru" abgeleitet, was "Eiche" bedeutet. Auch ein Druide ist uns aus den Asterix-Comics bekannt: Miraculix ist besonders schlau und nicht umsonst haben die Gallier ihm den berühmten Zaubertrank zu verdanken, mit Hilfe dessen sie den Römern trotzen können.
Auch in Wirklichkeit kam den weisen Druiden eine Sonderstellung zu. Sie standen zusammen mit adeligen Kriegern weit oben in der Rangordnung der keltischen Gesellschaft. Weil sie so weise waren, wurden die Druiden von den Stammesoberhäuptern in vielen Angelegenheiten um Rat gefragt, außerdem waren sie auch die Lehrer und Richter der keltischen Stämme. Die Druiden kannten sich nicht nur in Religion und Heilkunde aus, sondern auch in verschiedenen anderen Wissenschaften der damaligen Zeit. Um ein Druide werden zu können, war viel Zeit und langes Lernen nötig - die Ausbildung zum Druiden konnte bis zu zwanzig Jahre dauern! Trotzdem begaben sich viele Kelten freiwillig in die Lehre, denn das Dasein als Druide hatte auch entscheidende Vorteile. Druiden zahlten nämlich keine Steuern und zogen nicht in den Krieg.
Besondere Stellung: Die keltische Frau
Es fällt auf, dass die Frauen der Kelten ein hohes Ansehen genossen. Manche glauben sogar, dass bei den Kelten fast Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau herrschte. Mit ziemlicher Sicherheit weiß man jedenfalls heute, dass Frauen in den keltischen Stämmen für die damalige Zeit vergleichsweise viele Rechte hatten. Es ist heute kaum noch vorstellbar, aber in den meisten antiken Gesellschaften war es völlig normal, dass der Mann sogar über Leben und Tod von Frauen und Kindern bestimmen konnte. Bei den Kelten hatten zwar auch oft die Männer das Sagen, aber im Gegensatz zu anderen alten Kulturen gab es auch Fürstinnen und Kriegerinnen.
Die wohl bekannteste Keltin ist die Kriegerkönigin Boudicca, die 60/61 nach Christus einen großen Aufstand gegen die römischen Besatzer Britanniens anführte. Es kam zwar auch bei den Kelten vor, dass Frauen und Mädchen gegen ihren Willen verheiratet wurden, doch viele der keltischen Frauen suchten sich ihre zukünftigen Ehemänner selbst aus und es war die Frau, die über möglichen Nachwuchs bestimmte.
Gefürchtete Krieger
Der Begriff "Kelten" kommt vom griechischen Wort "keltoi", was "die Erhabenen" oder "die Tapferen" bedeutet. Das klingt zwar bewundernd, aber Griechen und Römer waren alles andere als begeistert von ihren keltischen Nachbarn. Sie hielten sie für blutrünstige und primitive Barbaren und dementsprechend erscheinen die Kelten in den Aufzeichnungen ihrer Feinde nicht immer im allerbesten Licht. Sie galten als sehr kriegerisches Volk - allerdings gab es das Keltentum für 1.000 Jahre und verglichen mit dieser langen Zeit waren die Raubzüge der Kelten eher selten.
Der schlechte Ruf, den die keltischen Krieger bei Griechen und Römern hatten, kam trotzdem nicht von ungefähr: Im Jahr 387 vor Christus besetzten zahlreiche keltische Krieger Rom, richteten großen Schaden an und gaben die Stadt erst gegen Lösegeld frei. Auch Griechenland bekam es im Jahr 278 vor Christus mit den Kelten zu tun. Als Folge wäre die Stadt Delphi fast von den Kelten eingenommen worden, dazu kam es aber letztlich nicht. Die Griechen konnten die keltischen Angreifer nicht besiegen, aber immerhin verdrängen. Durch diese Angriffe wurden die Kelten in den Augen der Griechen und Römer zu Feinden der zivilisierten Welt.
In den Jahren 58 bis 52 vor Christus zog dann Julius Caesar noch einmal in den Krieg gegen die gefürchteten Kelten, als er das "freie Gallien" erobern wollte. Mit dem Buch, das er über diesen Krieg schrieb, machen auch heutzutage noch alle Lateinschüler Bekanntschaft: "Der Gallische Krieg" oder auch "Bellum Gallicum". Wie aus Julius Caesars Aufzeichnungen hervorgeht, leisteten die Gallier den Römern bis zum Ende erbitterten Widerstand. Ihr Führer Vercingetorix ist auch das Vorbild für den allseits beliebten Asterix.
Das Ende der Kelten
Das Gebiet der Kelten wurde mit der Zeit immer kleiner, weil sich das römische Reich auf der einen Seite und die Germanen auf der anderen Seite immer weiter ausdehnten. Irgendwann war das keltische Reich auf dem Festland ganz verschwunden.
Länger konnten sich keltische Stämme in Britannien und Irland behaupten - der von Boudicca angeführte Aufstand hätte die Römer sogar fast dazu gebracht, die Provinz Britannien zu verlassen. Letztendlich blieben die Römer aber in Britannien und die römischen Einflüsse wurden stärker. Etwa im fünften Jahrhundert nach Christi Geburt wurde Britannien schließlich von den Germanen erobert und das Keltische verschwand noch weiter.
Trotzdem ist von der keltischen Kultur über all die Jahre noch einiges erhalten geblieben. Noch heute sind zum Beispiel keltische Sprachen in Gebrauch wie das Walisische in Wales und das Gälische in Schottland und Irland.
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