Das Christentum

Die großen Weltreligionen - Teil 2

Teil 2 von 6

von Britta Pawlak

Mit mehr als 2,1 Milliarden Gläubigen ist das Christentum die größte Religionsgemeinschaft. Christen glauben an Jesus Christus, den "Sohn Gottes", der als Mensch vor etwa 2.000 Jahren in Bethlehem, Palästina, geboren wurde. Für Christen ist Jesus der Heilsbringer, der Messias, der im Alten Testament von den Propheten angekündigt worden ist.

Gipfelkreuz in den Dolomiten: Darstellung Jesu am Kreuz (Quelle: pixelio marathonman)

Das Christentum gehört, wie auch das Judentum und der Islam, zu den Offenbarungsreligionen. Diese Religionen stützen sich auf Offenbarungen, die Menschen von Gott empfangen haben. Schriftlich sind diese in der Bibel (Christentum), in dem Tanach (Judentum) und dem Koran (Islam) festgehalten. Der Christliche Glaube entstand aus dem Jüdischen als Grundlage. Damals hielten die Menschen an den bestehenden Schriften fest, wollten aber die Regeln lockern, nach denen das Judentum lebte.

Für die Christen ist Jesus von Nazareth der "Sohn Gottes" und "Messias". Jesus Christus sagt von sich selbst "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben" (Joh.14,6). "Niemand kommt zum Vater außer durch mich". Aus Gnade und Liebe bereitet Jesus den Menschen nach christlichem Glauben den Weg zum himmlischen Vater. Nicht Leistung und Anstrengung bescherten den Eintritt in das Himmelsreich, sondern jeder, der sich zu Jesus Christus bekennt, dürfe auf Erlösung hoffen.

Die Kreuzigung Jesu

Das letzte Abendmahl - kurz vor der Verhaftung Jesu. (Quelle: Wikipedia)
An Weihnachten feiern Christen die Geburt Jesu, an Ostern - dem wichtigsten christlichen Fest - seine "Auferstehung". Jesus Christus wurde am Karfreitag ans Kreuz geschlagen und hingerichtet. Christen glauben, dass Jesus alle Sünden und alles Leid mit dieser Kreuzigung auf sich genommen und die Menschen befreit hat, die sich zum Christentum bekennen. Mit der Geburt Jesu haben sich in den Augen der Christen die Voraussagen der Propheten im Alten Testament erfüllt. Diese besagen, dass der Messias, Gottes Sohn selbst, auf die Erde kommen würde, um die Schuld von den Menschen zu nehmen und sie zu leiten.

Deshalb nutzen viele Christen das Kreuz als Symbol. Am dritten Tag ist Jesus von den Toten auferstanden - so glauben die Christen - und hat damit Tod, Leid und Sünde besiegt. Christen glauben an das ewige Leben nach dem Tod. Laut der Heiligen Schrift der Christen, der Bibel, wusste Jesus von seiner Hinrichtung. Einen Tag vor der Kreuzigung hielt er mit seinen Jüngern, den zwölf engsten Anhängern, das Abendmahl ab. Dazu verteilte er Brot und Wein und bat seine Jünger darum, dies zum Gedenken an ihn weiterhin zu tun. In vielen christlichen Kirchen ist das Abendmahl ein fester Bestandteil des Gottesdienstes.

Jesus als Retter der Armen

Bibel und Kelche für das christliche Abendmahl (Quelle: pixelio S.Hofschlager)

Im Alter von etwa dreißig Jahren soll Jesus als Prediger durch das Land gezogen sein. Er setzte sich für die Armen und Benachteiligten ein, heilte Kranke und kritisierte die Auslegung des Alten Testamentes durch die Priester, die Pharisäer, so heißt es. Diese hielten sich allzu oft an sehr starre Regeln und hätten dabei die menschlichen Bedürfnisse aus den Augen verloren, warf er ihnen vor. Zum Beispiel soll Jesus am Sabbat, dem heiligen Wochentag der Juden, einen Kranken geheilt haben.

Laut Auslegung der damaligen Juden war das verboten. Jesus stellte jedoch mit seiner Handlung klar, dass das Wohl der Menschen vor die fest gesetzten Regeln gehen müsse. Ob Jesus wirklich der von Gott gesandte und angekündigte Sohn war, daran schieden sich die Geister. Als Verräter wurde Jesus schließlich hingerichtet. Diejenigen, die nicht daran glaubten, dass Jesus der Sohn Gottes ist, blieben Anhänger des Judentums. Diejenigen, die Jesus Christus als Sohn Gottes anerkannten, gründeten eine neue Glaubensgemeinschaft: das Christentum. Für Christen ist das Gebet ein Gespräch mit Gott.

Eine kleine Glaubensgemeinschaft

Apostel Paulus zog umher, um die christliche Botschaft zu verkünden. (Darstellung Paulus' von El Greco) (Quelle: Wikipedia)

Nach seiner Kreuzigung zogen die Anhänger Jesu los und verkündeten seine Worte und Taten. Der Pharisäer Paulus von Tarsus bekannte sich kurz nach der Kreuzigung Jesu zum Christentum. Laut der Apostelgeschichte reiste durch römisches und griechisches Gebiet, um den Menschen vom Heiland zu erzählen und die frohe Botschaft zu verkünden, dass Gott sich den Menschen offenbart habe. Berühmt wurde seine Rede, die er vor dem Marktplatz in Athen gehalten haben soll. Immer mehr Menschen schlossen sich dem Apostel Paulus an.

Anfangs war die Glaubensgemeinschaft recht klein, sie wuchs jedoch ständig und immer schneller an. Als Minderheit wurde sie zunächst geächtet und verfolgt. Für verschiedene schlimme Ereignisse - wie beispielsweise den verheerenden Brand Roms ungefähr 60 nach Christus - wurden die Christen verantwortlich gemacht. Kaiser Nero regierte zu dieser Zeit das Römische Reich. Sein Volk war ihm nicht gerade wohlgesonnen, da er in ihren Augen ein schlechter Regent war. So kam es ihm gerade recht, die zum großen Teil "verhassten" Christen der Tat zu beschuldigen und sie grausam zu bestrafen. Das brachte ihm einerseits Sympathien ein, andererseits waren aber auch viele Menschen Roms entsetzt über die Grausamkeit der Christenverfolgung. Später wurde Nero verdächtigt, selbst hinter dem Brandanschlag zu stecken.

Petrus, der erste Papst der Christen

Kaiser Diokletian war der letzte römische Kaiser, der eine große Christenverfolgung einleitete. (Quelle: Wikipedia)

Petrus, einer der Jünger Jesu, soll die erste christliche Gemeinschaft in Rom gegründet haben. Er gilt daher als "erster Papst" der christlichen Kirche. Unter Nero soll er den Märtyrertod erlitten haben, heißt es. Dies ist allerdings umstritten, da es nicht ausreichend Belege dafür gibt. In den folgenden 200 Jahren versuchten die Herrscher des Römischen Reiches, die Glaubensgemeinschaft der Christen auszumerzen und ihre Anhänger wieder dem antiken Glauben zuzuwenden.

Die letzte große Christenverfolgung fand im Jahr 303 unter dem römischen Kaiser Diokletian statt. Dieser nahm den Christen teilweise die Bürgerrechte - so war es einfacher, sie zu verfolgen, zu Zwangsarbeit zu verurteilen oder sie hinrichten zu lassen. Gottesdienste wurden verboten, Kirchen zerstört, christliche Schriften verbrannt und Bischöfe gefoltert. Diese große Verfolgung dauerte mehrere Jahre an und erstreckte sich über das gesamte Römische Reich. Auch Galerius, der Nachfolger Diokletians, ließ die Christen anfangs noch verfolgen, allmählich erlebte das Christentum jedoch einen Aufschwung.

Die einst Verfolgten werden zu Machthabern

Konstantin der Große ließ das Christentum als Religion anerkennen. (Quelle: Wikipedia)

Mit Konstantin dem Großen, der neuer Regent des Römischen Reiches wurde, bekamen die Christen nicht nur ihre Rechte zurück: Er stellte das Christentum 313 sogar mit den anderen Religionen Roms gleich. Kaiser Konstantin selbst war zunächst kein bekennender Christ, jedoch war er angetan von der christlichen Denkweise. Kurz vor seinem Tod ließ er sich schließlich taufen. Nach und nach wurde das Christentum in weiteren Ländern erlaubt und geduldet, die Christenverfolgung ließ nach.

380 führte man das katholische Christentum als Staatsreligion ein. Die Untertanen des damaligen Kaisers Theodosius mussten den Glauben sogar annehmen - wer sich nicht beugte, wurde verfolgt und getötet. Die Häuser anderer Glaubensrichtungen wurden im Reich zerstört. Das Oberhaupt der Kirche, der Papst, gewann an Einfluss, die Kirche wurde immer mächtiger. Mönche, die allen weltlichen Dingen entsagten und in Ehelosigkeit, Armut, Gehorsam lebten, schlossen sich in Klöstern zusammen oder reisten umher, um Menschen zum christlichen Glauben zu bekehren.

Die grausamen Kreuzzüge

Die Kreuzzüge stellen ein dunkles Kapitel in der Geschichte dar. Bild: Der erste Kreuzzug im Jahr 1099 nach Jerusalem (Quelle: Wikipedia)

Eines der blutigsten Kapitel des Christentums begann 1096 mit dem ersten Kreuzzug. Der damalige Papst rief alle Ritter auf, die Christen im Morgenland und in Jerusalem von den "Nicht-Christen" zu befreien. In Süddeutschland kam es darüber hinaus zu den bis dahin heftigsten Ausschreitungen gegenüber den dort ansässigen Juden. Was geschah, kam einem Völkermord gleich: Die Judengemeinden in den Städten Speyer, Worms und Mainz wurden fast komplett vernichtet. Unterdessen wurde Jerusalem 1099 von den Rittern des Kreuzzuges erobert.

Bis zum Jahr 1301 fanden noch sechs weitere große Kreuzzüge statt, die unzähligen Menschen das Leben kosteten. Viele der noch immer bekannten Orden entstanden zu dieser Zeit - unter ihnen der Templerorden und der Johanniterorden. Diese Orden waren Zusammenschlüsse von geistlichen Rittern und Mönchen. Ihre Hauptaufgabe lag darin, Krankenstationen zu gründen und die kranken und verletzten Menschen zu versorgen. Ebenso wie wohltätige Aufgaben zählte der bewaffnete Schutz von Pilgern zur ihren Tätigkeiten.

Martin Luthers Reformation

Martin Luther, der Reformator (Quelle: Wikipedia)

Die christliche Kirche ist in verschiedene Konfessionen unterteilt. Konfession heißt so viel wie Bekenntnis: Ein Christ bekennt sich zu einer Glaubensgemeinschaft innerhalb des Christentums. In der christlichen Kirche unterscheidet man heute nicht nur die katholische und evangelische, sondern innerhalb der katholischen zum Beispiel auch die albanisch-katholische Kirche, die griechisch-katholische Kirche oder auch die russisch-orthodoxe Kirche. In jeder Kirche wird die Religion ein wenig anders ausgelegt - trotzdem stützt sich ihr Glaube auf die heilige Schrift der Christen, die Bibel.

Die katholische Kirche hat die längste Tradition - erst im 16. Jahrhundert lehnte sich der Deutsche Martin Luther gegen zahlreiche unschöne Praktiken der katholischen Kirche auf. Die Bibel gab es damals nur in hebräischer und hochdeutscher Schrift, die nur sehr wenige verstehen konnten. Kaum jemand konnte also nachprüfen, was wirklich in der Bibel stand. Martin Luther übersetzte die Bibel in verständliches Deutsch. Er verurteilte auch die Praktik, mit der die katholische Kirche so genannte Ablassbriefe verkaufte: Der Käufer sollte damit seine eigene Seele und die seiner Verwandten freikaufen - ansonsten wurde mit Hölle und ewiger Verdammnis gedroht. Martin Luthers Übersetzung und das Verständnis seines Glaubens haben den christlichen Glauben entscheidend geprägt. Man nennt dies "Reformation".

Die Spaltung der Kirche

Bilder der Lutherbibel (Quelle: Wikipedia)

Die evangelischen Kirchen entstanden auf der Grundlage des lutherschen Glaubens. Luthers Überzeugungen haben schließlich dazu geführt, dass die katholische Kirche im 16. Jahrhundert einen erheblichen Teil ihrer Macht abgeben musste und der Staat mehr Handlungsspielraum bekam. Durch Martin Luther hatten nun alle Menschen Zugang zur Bibel und damit die Möglichkeit, ihre Aussagen zu überprüfen und womöglich anders auszulegen.

Die Reformation im 16. Jahrhundert hatte also zu einer großen Spaltung innerhalb der Kirche geführt. Die Anhänger der neu entstandenen Glaubensrichtung wurden auch Protestanten genannt, sie mussten für ihre Glaubensfreiheit und gegen die alte Kirche und deren Anhänger kämpfen. Ebenso, wie damals die Christen von den Römern, wurden die Protestanten nun von den Katholiken verfolgt und auch umgebracht.

Protestantenverfolgung

Lange hatte der Katholizismus die Macht über das Volk. Nach der Spaltung der Kirche kam es zu Protestantenverfolgungen. (Quelle: Wikipedia)

Eine der grausamen Ermordungen fand in Paris im Jahr 1527 statt. In der Nacht vom 23. Auf den 24. August, der "Bartholomäusnacht", strömten viele Protestanten nach Paris, um der Hochzeit des späteren König Heinrich IV., der Protestant war, beizuwohnen. Diese Nacht endete jedoch in einem Blutbad und war der Anfang einer Verfolgung der Protestanten in ganz Frankreich.

Die Katholische Kirche wehrte sich gegen die Abspaltung, da die Protestanten den Papst nicht anerkannten - dieser gilt im Katholizismus als "Vertreter Gottes". Der evangelische Glaube stützt sich auf die Gewissheit, dass Jesus Christus lebt und den Gläubigen Gnade widerfährt. Beichte und Sündenvergebung, wie sie in der katholischen Kirche praktiziert werden, und einen menschlichen "Vertreter Gottes" gibt es im Protestantismus nicht. Im Zentrum des protestantischen Glaubens stehen die Bibel, Jesus Christus und die Gnade Gottes.

Gewaltsame Missionierungen

Zur Zeit des Kolonialismus reisten viele Missionare im Auftrag der Kirche durch Afrika. Den Einheimischen wurde der christliche Glaube in vielen Fällen gewaltsam übergestülpt. (Quelle: National Libary of Australia )

In der folgenden Zeit wurden zahlreiche Christianisierungen vollzogen, die gewaltsam und brutal von statten gingen. Bei einer Christianisierung werden Menschen, die keine Christen sind, zum christlichen Glauben bekehrt. Viele Christen zwangen Menschen ihren Glauben damals gewaltsam auf - hierbei gab es für die Betroffenen oft nur die Wahl, Christ zu werden oder sterben zu müssen.

Zum Teil waren die gewaltsamen "Missionierungen" nur ein Vorwand, um Andersgläubige zu verfolgen, zu foltern, zu ermorden und sich zu bereichern. Viele Missionare erkundeten bisher unerforschte Gebiete, die dann von den Europäern erobert wurden. Sie plünderten nicht nur die Schätze des Landes aus, die Einheimischen wurden auch in ihrem eigenen Land entrechtet. Die Grenzen, die von den europäischen Besatzern einst willkürlich gesetzt wurden, sind heute noch eine Ursache vieler Kriege zwischen verschiedenen Völkern und Stämmen Afrikas.

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letzte Aktualisierung: 20.08.2017

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