Wie kann man Gammelfleisch erkennen?

Erneuter Skandal: Alte Schlachtabfälle an Döner-Betriebe verkauft

von Britta Pawlak - 31.08.2007

Schon wieder soll ein Händler massenhaft "Gammelfleisch" in Umlauf gebracht haben. Ständig hört man von neuen Fleischskandalen: Nicht mehr frisches oder sogar schon vergammeltes Fleisch ist auf den Markt gekommen oder in Döner-Fladenbroten und anderen Speisen gelandet. Wie gefährlich ist altes Fleisch, und wie kannst du es erkennen? Warum ist es grundsätzlich besser, auf Billigfleisch aus Massentierhaltung zu verzichten?


Ist das Fleisch erst einmal zubereitet, kann man kaum mehr feststellen, ob es noch gut oder schon gammelig ist. (Quelle: Verena N. (PixelQuelle))

In Bayern soll ein Händler bis zu 180 Tonnen vergammeltes Fleisch an verschiedene Döner-Buden in Berlin verkauft haben. In seinem Betrieb im bayerischen Wertingen ist ebenfalls tonnenweise "Ekelfleisch" gefunden worden. Der 55-Jährige hatte altes Rind- und Putenfleisch, das aus Schlachtabfällen stammte, mit falschen Etiketten versehen. Das Fleisch ist zwar ungenießbar, eine Gefahr für die Verbraucher soll aber nicht bestehen. Die Regelungen und Lebensmittelkontrollen wurden nun erneut als "viel zu lasch" kritisiert.

Laut dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) lässt sich vergammeltes Fleisch an bestimmten Merkmalen erkennen: Es riecht süßlich oder schon modrig, und seine Farbe nimmt einen grünlichen Ton an. Wasser in der Verpackung kann ein Zeichen dafür sein, dass das Fleisch früher schon einmal aufgetaut war. Das Fleisch neigt in diesem Fall zum Nässen. Die Beschaffenheit von Gammelfleisch ist eher weich, wabbelig oder schmierig. Ein muffiger Geruch lässt auf ein langes Einfrieren schließen.

Der Nachteil ist allerdings: All diese Anzeichen sind nur bei rohem Fleisch erkennbar. Im zubereiteten Zustand kann man verdorbenes Fleisch dagegen nur schwer erkennen. Altes Fleisch ist nicht nur unappetitlich, es birgt auch Risiken für die Gesundheit: Es können sich bestimmte Giftstoffe und Bakterien wie Salmonellen bilden, die mitunter zu gefährlichen Krankheiten führen. Eine Salmonellen-Infektion kann vor allem für Kinder, ältere oder bereits kranke Menschen sogar lebensbedrohlich sein.

Betroffen ist fast immer günstige Massen-Ware

Von Gammelfleisch-Skandalen ist überwiegend billiges Fleisch aus Massenproduktion betroffen. (Quelle: Pixelquelle )

Um sich gegen solche Betrügereien zu schützen, empfehlen Nahrungsexperten, auf billiges Fleisch zu verzichten. Insbesondere wenn du solches Fleisch isst, hast du keine Gewissheit darüber, was letztendlich auf deinem Teller gelandet ist. Diese Ware stammt aus Massenproduktion und ist qualitativ minderwertig.

Das betrifft nicht nur das Fleisch von Imbiss-Buden und Schnellrestaurants. Auch Fleisch aus dem Supermarkt, das abgepackt zu niedrigen Preisen verkauft wird, als Belag von Tiefkühl-Pizzas oder Zutat in billiger Dosenkost dient, stammt fast immer von Tieren aus Massenhaltung.

Bei Fleischskandalen ist hauptsächlich die Art von Fleisch betroffen, die in großen Mengen zu günstigen Preisen angeboten wird und über Lebensmittelgroßhändler auf den Markt gelangt. Noch vor etwa 30 Jahren hatte jede größere Gemeinde ihre eigenen Schlachthöfe, die vor allem von den Landwirten der Umgebung beliefert wurden. Den Kommunen fehlte allerdings nach und nach das Geld, um ihre Betriebe Instand zu halten und neue Auflagen erfüllen zu können. Stattdessen bauten private Anleger mit Hilfe hoher staatlicher Förderungen riesige Schlachtbetriebe.

Ein hoher Preis für Billig-Produkte

Massentierhaltung bedeutet, dass möglichst viele Tiere auf möglichst engem Raum möglichst billig möglichst viel Fleisch produzieren. (Quelle: Anna Milkova (QixelQuelle))

Heute wird aus aller Welt Fleisch geliefert, von unterschiedlichen Betrieben zerlegt, gelagert, weiterverarbeitet und schließlich verkauft. Die Schlachttiere werden oft quer durch Europa transportiert. Das erschwert die Kontrollen und ermöglicht den Händlern, Gesetze zu umgehen. Die Lebensmittel-Industrie ist darauf ausgerichtet, möglichst viel und möglichst billig zu produzieren, um ihre Waren zu niedrigen Preisen verkaufen zu können und damit konkurrenzfähig zu sein.

Letztendlich geht es dabei nur um wirtschaftlichen Gewinn. Besonders "profitgierige" Händler werden sogar zu Betrügern. Sie kaufen Ware mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum sehr billig ein, kleben ein neues Etikett darauf, das das Fleisch als frisch ausweist, und verkaufen die Ware weiter. In einigen Supermärkten sind auch Fälle bekannt geworden, in denen altes Fleisch einfach mit einem neuen Mindesthaltbarkeitsdatum versehen wurde.

Aber auch die Verbraucher tragen eine Verantwortung. Der zu hohe Fleischkonsum in unserer Bevölkerung macht die Massenproduktion überhaupt erst möglich. Darüber hinaus erwarten viele Menschen, dass sie Lebensmittel zu niedrigsten Preisen kaufen können. Dass durch die "Billig-Herstellung" die Qualität der Ware leidet, ist unvermeidbar. Für schlechte oder sogar vergammelte Ware ist selbst ein noch so niedriger Preis noch viel zu hoch.

Auswüchse der Profitgier

Bei der Massenzucht geht es um Profit. Das Fleisch der Tiere ist nicht nur viel öfter von Fleischskandalen betroffen, es enthält oft auch Rückstände von Medikamenten und Stresshormone. (Quelle: Dirk Gießelmann )

Eine artgerechte Tierhaltung ist bei dieser Art der Fleischproduktion nicht möglich. Auch hier zeigen sich die extremen Auswüchse der "Profitgier". Damit besonders preisgünstig besonders viel Fleisch für den Massenverbrauch hergestellt werden kann, werden Schweine, Rinder, Geflügel und andere Tiere in großer Anzahl gezüchtet. Sie verbringen ihr kurzes Leben unter oft grausamen Bedingungen und müssen zusammengepfercht auf engstem Raum auf den Tag ihrer Schlachtung warten.

Ihnen werden Medikamente wie Antibiotika verabreicht, da die nicht artgerechte Haltung zu Krankheiten und Seuchen führen kann. Viele der Tiere sind gestresst, da sie vor ihrer Schlachtung oft große Qualen erleiden müssen. Daher enthält Fleisch aus Massenproduktion häufig Stresshormone und Rückstände von Medikamenten. Bevor sie geschlachtet werden, müssen die Tiere aus Massentierhaltung meist lange Transporte - manchmal sind es mehrere Tausend Kilometer - in extrem engen Käfigen über sich ergehen lassen. Durch den hohen Stress sowie Futter- und Wassermangel sterben einige von ihnen bereits während der Fahrt vor Entkräftung. Wenn unterwegs Panik ausbricht, werden Schlachttiere von ihren eigenen Artgenossen totgetrampelt.

Auch bei Tiertransporten über weite Strecken stehen wieder wirtschaftliche Interessen im Vordergrund. Es ist nämlich billiger, lebendige Tiere zu transportieren, als "tote Ware". Diese muss nämlich gekühlt werden, und das kostet mehr Geld. Außerdem können Zoll-Bestimmungen eine Rolle spielen. Wer Rinder in Länder der Europäischen Union (EU) transportiert, muss dafür keinen Zoll zahlen. Wenn er dagegen Fleisch einführen würde, dann müsste er an der Grenze in die Tasche greifen. Eigentlich dürfen Tiere innerhalb der EU nicht länger als höchstens acht Stunden zum Schlachthof transportiert werden. Doch Verstöße gegen die ohnehin wenig tierfreundlichen Bestimmungen sind keine Einzelfälle. Außerdem kann die Frist unter bestimmten Voraussetzungen auf unbestimmte Zeit verlängert werden.

Klasse statt Masse

In der Bio-Landwirtschaft spielt die Qualität des Fleisches eine größere Rolle als die Quantität (Menge). (Quelle: Jerzy (PixelQuelle))

Einige Menschen haben sich entschlossen, weniger oder gar kein Fleisch mehr zu essen. Denn für eine leckere und abwechslungsreiche Mahlzeit muss längst nicht immer Fleisch auf dem Teller sein. Gerade eine ausgewogene und gesunde Ernährung sollte vor allem ausreichend Gemüse, Obst und Getreide enthalten.

Wer ab und zu nicht auf Steak, Schnitzel oder Hähnchen verzichten will, der sollte Fleisch aus Massentierhaltung vermeiden. Eine Alternative stellt die Bio-Ware dar, die es inzwischen nicht mehr nur beim Bio-Händler, sondern auch in immer mehr Supermärkten und Metzgereien zu kaufen gibt. Solche Ware erkennt man am Bio-Siegel.

Das Konzept der ökologischen Nahrungsmittelproduktion ist zum einen die artgerechtere Tierhaltung, zum anderen werden die Tiere nur mit Bio-Futtermitteln - ohne chemische Pflanzenschutzmittel - versorgt. Sie erhalten kein industriell hergestelltes Kraftfutter oder Tiermehl, wie es bei Massentierhaltung und mitunter auch bei "normaler" Landwirtschaft der Fall ist, sondern ausschließlich Futter aus biologischem Anbau.

Umweltfreundliche, artgerechte Haltung - gesunde Nahrung

Bei der ökologischen Haltung achtet man nicht nur auf Umweltfreundlichkeit, die Tiere haben auch ausreichend Platz und bekommen nur gesundes Futter zu fressen. (Quelle: Pixelio (Fotograf: Gabi B.) )

Beim Bio-Bauern haben die Tiere ausreichend Platz und Auslauf im Freien. Auch das trifft bei der Tierhaltung in der "normalen" Landwirtschaft nicht immer zu. Geflügel zum Beispiel wird zwar nicht - wie bei der Massenhaltung - in enge Legebatterien gezwängt. In der Bodenhaltung leben die Hühner aber meist in fensterlosen Ställen und haben so gut wie keinen Auslauf. Ökologische Tierhaltung ist deshalb viel aufwendiger und teurer. Statt ausschließlich auf die Menge der Produkte zu achten, geht es bei der Bio-Landwirtschaft vor allem um die Qualität.

Wer Lebensmittel von Bio-Bauern kauft, ernährt sich also nicht nur gesund, sondern unterstützt auch einen umweltfreundlichen Pflanzenanbau und artgerechte Tierhaltung. Einen hundertprozentigen Schutz, Gammelfleisch "untergejubelt" zu bekommen, gibt es nicht. Wer allerdings auf Billig-Angebote wie Brat- und Currywurst, Schnitzel, Steak oder Döner Kebap an Imbissbuden und Schnellrestaurants verzichtet und lieber ab und zu auf Bio-Produkte zurückgreift, der braucht sich kaum Sorgen um künftige Gammelfleisch-Skandale zu machen. Wer ganz auf Fleisch verzichten möchte, muss nicht gleich Mangelerscheinungen befürchten. Vegetarier, die sich abwechslungsreich ernähren, leben oft sogar gesünder.

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letzte Aktualisierung: 02.03.2010

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