von Britta Pawlak
Vom Kauf von Bio-Produkten versprechen sich die meisten Menschen vor allem eine gesündere Ernährung. Nicht unschuldig daran sind natürlich die häufigen Lebensmittelskandale der letzten Zeit. Zu oft war die Rede von mit Pflanzenschutzmitteln ("Pestiziden") belastetem Obst und Gemüse, Hormonen im Fleisch oder "Gammelfleisch" in den Kühltheken der Supermärkte. Aber auch immer mehr Menschen legen Wert auf einen umweltschonenden Anbau und möchten keine Massenproduktion oder Massentierhaltung unterstützen.
Garantieren soll das ein staatlich kontrolliertes Bio-Siegel, mit dem Produkte aus ökologischem Anbau, die bestimmte Mindeststandards erfüllen, gekennzeichnet sind. Die Europäische Kommission hat zu diesem Zweck einige Voraussetzungen in einer "EG-Öko-Verordnung" festgelegt, die Produkte aus ökologischem Landbau erfüllen müssen. Die Einhaltung dieser Mindestanforderungen wird regelmäßig kontrolliert. Lebensmittel, die mit dem Bio-Siegel gekennzeichnet sind, dürfen nicht radioaktiv bestrahlt werden, um sie länger haltbar zu machen, es dürfen keine gentechnisch veränderten Organismen zum Einsatz kommen und auch keine künstlichen Pflanzenschutzmittel und Kunstdünger benutzt werden. Tiere sollen möglichst artgerecht gehalten und mit ökologisch einwandfreiem Futter gefüttert werden, das vor allem keine Antibiotika oder Hormonzusätze enthalten darf. Auch künstliche Farb-, Aroma- und Geschmacksstoffe sind nicht erlaubt.
Bio-Landwirtschaft grenzt sich also von der "konventionellen Landwirtschaft" ab, in der chemische Pflanzenschutzmittel und große Mengen an Düngemittel eingesetzt werden. Der Begriff "Bio" ist geschützt - das bedeutet, dass alle Produkte, die den Beinamen "Bio" tragen, automatisch auch diesen Richtlinien entsprechen müssen - sie müssen aber nicht unbedingt das Bio-Siegel tragen. Im Klartext bedeutet das: Wo Bio drauf steht, muss auch Bio drin sein. Der ökologische Landbau, bei dem die Bio-Lebensmittel entstehen und der ohne künstliche Pflanzenschutzmittel und Dünger auskommt, unterscheidet sich also sehr stark von der herkömmlichen Landwirtschaft. Um Kosten zu sparen und gleichzeitig mehr Leistung zu erhalten, wird der technische Fortschritt dort voll ausgenutzt - im "normalen" Landbau werden in vielen Fällen natürliche Rohstoffe durch künstliche ersetzt. Kühe und Schweine bekommen zum Beispiel Industriefutter, dem häufig wachstumsfördernde Mittel beigemischt sind. Antibiotika im Futter soll die ohnehin geschwächten "Nutztiere" vor Krankheiten schützen, die sich in der Massentierhaltung rasch ausbreiten können - diese Stoffe nehmen letztendlich auch die Verbraucher zu sich, die das Fleisch dieser Tiere essen.
Eine artgerechte Haltung der Tiere hat bei der konventionellen Landwirtschaft meist keinen hohen Stellenwert - es gibt dort immer mehr Großbetriebe, in denen die Tiere in Massen gezüchtet und gehalten werden. Viele Bauern haben Probleme, mit den Niedrig-Preisen mitzuhalten, zu denen die Produkte aus Massentierhaltung angeboten werden. Auch sie versuchen deshalb, mit geringen Kosten eine möglichst hohe Ernte einzufahren. An erster Stelle steht die Wirtschaftlichkeit, deshalb werden in der Massentierhaltung viele Tiere auf engstem Raum untergebracht. Problematisch sind dabei auch die großen Mengen an Tiergülle, die entsorgt werden müssen und die Böden belasten. Ebenso beim Anbau von Obst, Gemüse und Getreide muss es wirtschaftlich zugehen: Künstliche Pflanzenschutzmittel sollen Verluste durch Schädlinge vermeiden und verschiedene Düngemittel eine reiche Ernte garantieren. Diese Chemikalien sind zum einen schädlich für die Umwelt, zum anderen nicht unbedingt gesund für die Verbraucher, die solche chemisch behandelten Produkte zu sich nehmen.
Auch wenn das staatliche Bio-Siegel die Produkte kennzeichnet, die in ökologischer Landwirtschaft entstanden sind, sind nicht alle Bio-Produkte gleich. Wenn man die günstigeren Bio-Produkte im normalen Supermarkt kauft, unterstützt man in der Regel nicht die Öko-Bauern der Region. Außerdem entsprechen sie meist nur den Mindestanforderungen des biologischen Anbaus. Diese Regelungen gehen aber einigen Verfechtern des ökologischen Landbaus noch nicht weit genug. Deshalb gibt es neben dem staatlichen Bio-Siegel noch einige andere Verbände, die zum Teil noch wesentlich strengere Anforderungen an die Lebensmittel stellen. Dazu gehören zum Beispiel Bioland, Demeter oder Naturland, die ihre Siegel an Bio-Produkte verleihen, die strenge Richtlinien erfüllen. Ihre Produkte kann man oft nur in Bio- und Hofläden kaufen, nicht im normalen Supermarkt. Diese privaten Verbände sind zum Beispiel in Bezug auf die Tierhaltung wesentlich strenger als die EG-Verordnung, die zwar eine artgerechtere Tierhaltung fordert, aber zum Beispiel durchaus zulässt, dass Schweine im Dunkeln gehalten und Kühe im Stall angebunden werden.
Anspruchsvollere Kunden von Bio-Produkten möchten sich also nicht allein auf das Bio-Siegel nach der EG-Verordnung verlassen. Ihnen ist es auch wichtig, dass die Tiere artgerecht gehalten werden, dass die Produkte nicht weitere Strecken zurückgelegt haben oder dass auch die Menschen, die an der Herstellung und am Verkauf der Nahrungsmittel beteiligt sind, fair entlohnt wurden."Bio" bedeutet nicht automatisch, dass die angebotenen Nahrungsmittel unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt wurden. Wer also zusätzlich Wert auf fair gehandelte Produkte legt, sollte zum Beispiel Lebensmittel mit dem Hand-in-Hand-Siegel kaufen: Es steht für eine öko-faire Partnerschaft und kennzeichnet Bio-Produkte wie Kaffee, Kakao, Zucker, Nüsse und Getreide, die ohne harte Kinderarbeit oder schlechte Arbeitsbedingungen hergestellt wurden.
Hinweis zum Copyright: Die private Nutzung unserer Webseite und Texte ist kostenlos. Schulen und Lehrkräfte benötigen eine Lizenz. Weitere Informationen zur SCHUL-LIZENZ finden Sie hier.
Wenn dir ein Fehler im Artikel auffällt, schreib' uns eine E-Mail an redaktion@helles-koepfchen.de. Hat dir der Artikel gefallen? Unten kannst du eine Bewertung abgeben.