"Typisch Linkshänder" - wo liegen die Unterschiede?

Teil 1

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Jährlich am 13. August ist "Weltlinkshändertag". Etwa zehn bis 15 Prozent der Menschen sind Linkshänder. Sind sie besonders begabt? Haben sie andere Stärken und Schwächen als Rechtshänder? Oder sind sie einfach nur benachteiligt? In vielen Bereichen müssen sich Linkshänder umorientieren - oder spezielle Schreibgeräte, Blöcke, Computermäuse und Instrumente für Linkshänder verwenden. Viele Genies waren linkshändig. So der Künstler und Wissenschaftler Leonardo da Vinci, der Maler Pablo Picasso sowie der Physiker Albert Einstein.

Linkshänder sind in der Unterzahl: Nur zehn bis 15 Prozent (im Schnitt 10 bis 15 von 100 Menschen) der Bevölkerung sind Linkshänder.
Helene Souza/ pixelio.de

Gerade auch unter den erfolgreichen Sportlern gibt es sehr viele Linkshänder und ihr Anteil liegt - je nach Sportart - bei 20 bis sogar 55 Prozent. Das ist erstaunlich, wenn wir bedenken, dass der Anteil an Linkshändern in der gesamten Bevölkerung nur bei ungefähr zwölf Prozent liegt - in einer 25-köpfigen Schulklasse sind damit im Schnitt nur etwa drei Schüler Linkshänder. Boxlegende Muhammad Ali hat seine Gegner mit links geschlagen. Tennisstar John McEnroe trumpfte mit einer starken, linken Vorhand auf, wo andere nur eine schwache Rückhand zu bieten haben - ebenso die Tennisspieler Rafael Nadal und Martina Navrátilová. Linkshändige Fußballstars sind Trainer Joachim Löw sowie die einstigen Spitzensportler Giovane Elber und Diego Maradona. Sind Linkshänder sportlicher oder geschickter? Oder in anderen Bereichen besonders begabt?

Die berühmten Komponisten Mozart und Beethoven waren linkshändig. Unter den Malern gehören Pablo Picasso, Michelangelo, Albrecht Dürer und Claude Monet zu den bekannten Linkshändern, unter den Schriftstellern Goethe und Franz Kafka. Ebenso der Philosoph Aristoteles und die Nobelpreisträgerin Marie Curie waren Linkshänder. Andere linkshändige Persönlichkeiten waren zum Beispiel Benjamin Franklin und Mahatma Gandhi. Interessant ist auch, dass vier der vorherigen US-Präsidenten Linkshänder waren: Ronald Reagan (von 1981-1989), George Bush Senior (von 1989-1993), Bill Clinton (von 1993-2001) und Barack Obama (von 2009-2017).

So ziemlich alles haben Wissenschaftler bei Linkshändern untersucht. Ob sie eher heiraten, später Kinder kriegen, die Zunge öfters nach oben rollen, häufig Manager, Rechtsanwälte, Architekten oder Künstler werden, es mehr blonde, braun- oder rothaarige Linkshänder gibt, sie öfter rauchen und eher Vegetarier sind. Ob sie geschäftstüchtiger, kreativer oder empfindsamer sind. Vor allem ob Linkshänder "schlauer" oder in bestimmten Bereichen begabter sind, wollten sie wissen. Tatsächlich sollen unter hochbegabten Menschen überdurchschnittlich viele Linkshänder sein. Die gleiche Studie zeigt aber auch, dass mehr Linkshänder "minderbegabt" seien.

Warum übernimmt eine Hand die Führung?

Durchschlag mit links: Tennisstar John McEnroe ist Linkshänder.
Wikipedia

Es könnte also sein, dass die Ausprägungen bei linkshändigen Menschen extremer sind: verhältnismäßig mehr begabte, aber auch "geringer begabte" Links- als Rechtshänder. Solche Studien sind aber fragwürdig. Bestimmte Begabungen müssen gefördert werden und lassen sich nicht einfach auf einer "Skala" messen - und ob nun überhaupt das eine mit dem anderen zusammenhängt, hat noch niemand wirklich bewiesen.

Fußballstars Franz Beckenbauer, Cristiano Ronaldo und Mats Hummels sind Rechtshänder, auch Boxweltmeister Wladimir Klitschko hat rechts seine starke Seite. Natürlich gibt es unter Profisportlern, erfolgreichen Geschäftsmännern, Künstlern, Schriftstellern oder genialen Wissenschaftlern ebenso Links- wie Rechtshänder. Warum jemand seine linke oder rechte Seite bevorzugt, um im Alltag die Hauptaufgaben zu erledigen, ist nicht eindeutig erforscht.

Fest steht, dass sich im Laufe der menschlichen Evolution die Dominanz (also "Vorrangigkeit") einer Hand herausgebildet hat. Die beiden Hirnhälften haben sich zunehmend spezialisiert und haben unterschiedliche Aufgaben bei der Verarbeitung von Informationen übernommen. Jede der Hirnhälften steuert die jeweils gegenseitige Hälfte des Körpers, mit der sie über bestimmte Nervenstränge verbunden ist. Das Zusammenspiel der beiden Hirnhälften und die Abläufe im menschlichen Gehirn sind so kompliziert, dass eine der beiden Hälften die "Führung" übernommen hat. Man geht davon aus, dass bei Rechtshändern die linke Hirnhälfte führend ist, während die rechte bei Linkshändern dominanter ist.

Allerdings ist diese Führung bei einigen Menschen längst nicht so eindeutig, dass man sie in "typische" Links- oder Rechtshänder einteilen kann. Es gibt nämlich nicht wenige Menschen, die zwar mit der rechten Hand schreiben, dafür aber bei Ballspielen die linke Hand oder den linken Fuß bevorzugen - oder die mit links schreiben, dafür aber viele Geschicklichkeitsarbeiten mit der rechten Hand ausüben. Bei ihnen scheint die Dominanz der einen Gehirnhälfte also nicht allzu stark zu sein.

Vererbt oder erworben?

Meist zeigt sich schon recht früh, ob Kinder links- oder rechtshändig sind.
Pixelio

Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Veranlagung zu einer bestimmten Händigkeit in der Familie weitervererbt wird. Selbst bei eineiigen Zwillingen bevorzugt jedoch nicht selten eines der Geschwister die linke, das andere die rechte Hand - dabei stimmt das Erbgut von eineiigen Zwillingen miteinander überein. Manche tippen auch auf die Erziehung und behaupten, Linkshänder-Eltern geben Dinge oft in die linke Hand ihrer Kinder oder decken den Tisch mit Bestecken auf der linken Seite des Tellers. Dies ist aber eine unwahrscheinliche Erklärung dafür, warum manche Kinder links-, andere dagegen rechtshändig sind.

Denn wenn Eltern überhaupt darauf achten, dann versuchen die meisten eher, ihr Kind rechtshändig "zu erziehen". Linkshänder sind nun einmal in der Unterzahl - und deshalb oft benachteiligt. Früher gab es noch deutlich weniger Linkshänder, da man sehr viele Kinder mit Zwang umgeschult hat. Die rechte Hand galt als die "richtige" und "rechtschaffene". Einige Forscher gehen sogar davon aus, dass es eigentlich noch viel mehr Linkshänder gäbe, als allgemein angenommen. Manche von ihnen vermuten sogar, dass bis zu 40 Prozent der Menschen von ihrer Veranlagung her linksorientierter sind. Immer noch werden viele Kinder von ihren Eltern auf die rechte Hand geschult, weil diese denken, dass sie es dann später einfacher haben werden.

Ein linkshändiges Genie mit sowohl naturwissenschaftlicher als auch musikalischer Begabung: Albert Einstein.

Manche trainieren sich die Rechtshändigkeit auch selbst an, weil viele Dinge im Alltag darauf ausgerichtet sind - oder sie ahmen Eltern, Geschwister und Freunde nach. Warum man ausgerechnet die rechte oder linke Hand bevorzugt, konnte noch niemand eindeutig geklärt werden. Eine biologische Veranlagung ist dem Menschen aller Wahrscheinlichkeit nach gegeben. Die Forscher gehen davon aus, dass sie in der Hirnstruktur festgelegt ist.

Es ist durchaus denkbar, dass verschiedene Faktoren bei der Händigkeit eine wichtige Rolle spielen. Sowohl die genetische Veranlagung als auch das Umfeld und die persönliche Entwicklung könnten also entscheidend sein. Oft stellt sich aber schon im Kleinkindalter heraus, ob ein Mensch Linkshänder ist. Viele Tätigkeiten, etwa Greifen, Sortieren, Essen oder Malen, führen die meisten Kinder schon im Alter von etwa zwei Jahren überwiegend mit einer bestimmten Hand aus. Mittlerweile gibt es immer weniger Eltern, Erzieher und Lehrer, die den Kindern die Rechtshändigkeit "antrainieren" wollen, denn es hat sich die Meinung durchgesetzt, dass Kinder selbst entscheiden sollen, welcher Hand sie bei welchen Tätigkeiten den Vorzug geben. Forscher gehen sogar davon aus, dass eine "Umerziehung" der Händigkeit schlecht für die Entwicklung des Kindes ist und ernste Folgen haben kann.

Warum ist Umerziehung für Linkshänder schädlich? Stimmt es, dass das Zusammenspiel beider Gehirnhälften bei ihnen ausgeprägter ist? Warum sagt man, dass Linkshänder zwar "benachteiligt" sind, rechtshändigen Menschen aber in vielen Bereichen auch etwas voraus haben? Klicke auf Weiter, um zum zweiten Teil des Artikels zu gelangen.

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letzte Aktualisierung: 28.07.2022

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