11.06.2019
Anne Frank wurde am 12. Juni 1929 geboren und wäre in diesem Jahr 90 Jahre alt geworden. Zu ihrem 13. Geburtstag bekam das Mädchen sein erstes Tagebuch geschenkt. Von nun an hielt Anne alles fest, was sie erlebte und beschäftigte. Als jüdische Familie mussten sich die Franks vor den Nationalsozialisten verstecken. Doch sie wurden schließlich verraten, verhaftet und von den Nazis in verschiedene Konzentrationslager verschleppt. Annes Vater überlebte als einziges Familienmitglied. Nach dem Krieg veröffentlichte er die Tagebücher, die seine Tochter in den letzten zwei Jahren ihres kurzen Lebens geführt hat.
Im Sommer 1933, nur wenige Monate nachdem Hitler in Deutschland die Macht ergriffen hatte, zog die Familie Frank aus Angst vor den Nazis von Frankfurt am Main in die niederländische Hauptstadt Amsterdam. Anne war zu diesem Zeitpunkt erst vier Jahre alt. Die Familie lebte sich gut in den Niederlanden ein und Anne erlebte in den darauf folgenden Jahren eine sorgenfreie Schulzeit. Doch dann begann der Zweite Weltkrieg, und Hitlers Soldaten marschierten im Jahr 1940 auch in die Niederlande ein.
Schnell verschlechterte sich die Situation für die Familie Frank in Amsterdam. Immer neue "Judengesetze" nahmen ihnen mehr und mehr ihre Rechte. Juden durften zum Beispiel die Straßenbahn nicht mehr benutzen, mussten ihre Fahrräder abgeben und durften auch kein Auto mehr fahren. Es war ihnen auch verboten, ins Kino oder ins Theater zu gehen oder an Sportveranstaltungen teilzunehmen.
Zwei Jahre im Versteck
Als im Jahr 1942 Annes ältere Schwester Margot in ein Arbeitslager gebracht werden sollte, beschloss die Familie, sich zu verstecken. Denn bei den so genannten "Arbeitslagern" handelte es sich in Wahrheit um Konzentrationslager, in denen die Opfer der Nazis gefangen gehalten, gequält und umgebracht wurden.
Gemeinsam mit einer weiteren bedrohten Familie quartierten sie sich in einem Hinterhaus ein. Das Hinterhaus gehörte der Firma Opekta, die Annes Vater als Direktor geleitet hatte. Er übergab seinen Betrieb notgedrungen an einige seiner Mitarbeiter, welche die Geschäfte weiter führten und die Familie mit allem Lebensnotwendigen versorgten. Die Tür, die vom Lager der Firma zum Hinterhaus führte, war hinter einem drehbaren Bücherschrank verborgen.
"Kitty", die beste Freundin
In den folgenden Jahren durften die Versteckten keinerlei Aufmerksamkeit erregen und das Gebäude nicht verlassen. Ihre einzige Verbindung zur Außenwelt waren die Helfer, die sie mit Essen versorgten, sowie das Radio, über das sie die Nachrichten verfolgten.
Einen Monat, bevor die Familie untertauchen musste, hatte Anne zu ihrem 13. Geburtstag ihr erstes Tagebuch geschenkt bekommen. In diesem Tagebuch, das sie liebevoll "Kitty" nannte, hielt Anne den Alltag im Versteck, ihre Gefühle und Gedanken fest. Das Tagebuch wurde zu ihrer besten und einzigen Freundin, der sie regelmäßig alle ihre Geheimnisse anvertraute. Sie schrieb nieder, wenn sie sich über ihre Eltern ärgerte oder es Zoff gab. Da so viele Menschen auf engstem Raum zusammen leben mussten, war Streit oft unvermeidbar. Außerdem wissen wir aus dem Tagebuch, dass Anne sich wünschte, später einmal eine bekannte Journalistin oder Schriftstellerin zu werden.
Tod im Konzentrationslager
Trotz der schlimmen Umstände gab Anne die Hoffnung nie auf, dass sich alles zum Guten wenden würde. Doch am 4. August 1944 wurde das Hinterhaus, in dem sich die acht Flüchtlinge versteckten, von Polizisten gestürmt. Bis heute ist nicht geklärt, woher die Polizei von dem Versteck wusste. Vermutlich wurden die Untergetauchten verraten.
Alle Flüchtlinge wurden verhaftet und zunächst ins Durchgangslager "Westerbork" in den Niederlanden gebracht. Von dort aus wurden sie dann in das berüchtigte Vernichtungslager Auschwitz in Polen deportiert. Männer und Frauen wurden bei der Ankunft am Bahnhof voneinander getrennt. Otto Frank, Annes Vater, sah seine Töchter und seine Frau dort zum letzten Mal. Einen Monat später wurden Anne und ihre ältere Schwester Margot in das Lager Bergen-Belsen bei Celle verlegt, wo sie schwere körperliche Arbeit verrichten mussten. Die Mutter, zu schwach für diese Arbeit, musste in Auschwitz zurückbleiben. Sie wurde krank und starb im Januar 1945.
Ein Tagebuch erlangt Weltruhm
Im letzten Kriegswinter verschlimmerte sich die Lage im KZ Bergen-Belsen zusehends. Die Menschen litten ständig unter Hunger, Durst, Kälte und Erschöpfung. Seuchen brachen aus. Im März 1945, wenige Wochen, bevor die Menschen aus den Konzentrationslagern befreit wurden, erkrankten Anne und Margot an Typhus, einer gefährlichen Infektionskrankheit. Zuerst starb Margot, einen Tag später endete auch das Leben der damals erst 15-jährigen Anne.
Annes Vater Otto überlebte als Einziger die Judenverfolgung. Nach dem Krieg veröffentlichte er Annes Aufzeichnungen. "Das Tagebuch der Anne Frank" wurde in 67 Sprachen übersetzt und ist heute eines der meistgelesenen Bücher der Welt. Es erinnert an die Verbrechen der Nazis und ist zum Symbol für das Leid aller unschuldig Verfolgten geworden.
Wenn du auf "Weiter" klickst, zeigen wir dir zwei Tagebucheinträge Anne Franks.
Hinweis zum Copyright: Die private Nutzung unserer Webseite und Texte ist kostenlos. Schulen und Lehrkräfte benötigen eine Lizenz. Weitere Informationen zur SCHUL-LIZENZ finden Sie hier.
Wenn dir ein Fehler im Artikel auffällt, schreib' uns eine E-Mail an redaktion@helles-koepfchen.de. Hat dir der Artikel gefallen? Unten kannst du eine Bewertung abgeben.