Myanmar: Zyklon riss viele Tausend Menschen in den Tod

Nach dem Unglück droht die nächste Katastrophe

08.05.2008

Der Zyklon "Nargis" riss im südostasiatischen Land Myanmar (auch Birma oder Burma genannt) viele Tausende Menschen in den Tod. Die genaue Zahl der Opfer kann noch niemand mit Bestimmtheit sagen. Nach Schätzungen handelt es sich um 100.000 Menschen, die am Wochenende ums Leben kamen. Die Lage im Land ist katastrophal. Die Regierung Myanmars wird heftig kritisiert, bisher wurden nur wenige ausländische Helfer ins Land gelassen.

Der Zyklon "Nargis" riss im südostasiatischen Land Myanmar (auch Birma oder Burma genannt) viele Tausende Menschen in den Tod. (Quelle: NASA)

Anfang dieser Woche war zunächst die Rede von einem etwas stärkeren Zyklon über Myanmar, der ungefähr 350 Menschen das Leben gekostet habe. Nun werden die Meldungen, die uns erreichen, immer unfassbarer. 100.000 Menschen starben laut Schätzungen der Vereinten Nationen, eine Million Menschen sind obdachlos. Die Zahlen steigen ständig weiter an. Große Teile des Landes wurden zerstört und etwa 24 Millionen Menschen sollen vom Unglück betroffen sein.

Der Zyklon hatte in dem 30.000 Quadratkilometer großen Delta des Flusses Irrawaddy eine riesige Flutwelle ausgelöst. Das wirkliche Ausmaß der Katastrophe ist noch nicht bekannt, denn bisher wurden kaum Helfer ins Land gelassen. Die Militärregierung Myanmars steht deshalb in großer Kritik. Das Land ist fast doppelt so groß wie Deutschland und liegt in Südostasien. Es grenzt an die Länder Indien, Laos, China, Thailand, Bangladesch und den Indischen Ozean. Den Namen Myanmar trägt das Land seit 1989, davor hieß es offiziell Burma oder auch Birma. Bei uns und in anderen Ländern ist der frühere Name auch weiterhin noch gebräuchlich.

Den neuen Namen bestimmte das Militärregime, das schon seit mehr als 45 Jahren eine Diktatur im Land führt. In Birma konnte sich keine Demokratie mit freien Wahlen entwickeln, bei der einzelne Menschen geschützt werden. Die Machthaber gehen gegen Kritiker der Regierung hart vor und regieren im Eigeninteresse: Sie wollen Macht, Einfluss und Kontrolle behalten - notfalls gewaltsam. Das Land ist verarmt, und die Armut innerhalb der Bevölkerung wächst weiter. Myanmar gehört mittlerweile sogar zu den ärmsten Ländern überhaupt.

Kampf ums Überleben

Die obere Satellitenaufnahme entstand am 15. April 2008, die untere kurz nachdem der Zyklon über das Land fegte. (Quelle: NASA)

Der Zyklon fegte am Wochenende mit einer Geschwindigkeit von bis zu 200 Stundenkilometern über das flache Delta und trieb eine 3,5 Meter hohe Flutwelle vor sich her. Ein Flussdelta entsteht dort, wo ein Fluss ins Meer mündet und sich die Sedimente - also Sand und Ablagerungen, die dieser auf seiner Reise mit sich führt -, absetzen. Dies geschieht, sobald die Wassergeschwindigkeit abnimmt und damit die Kraft des Wassers verloren geht, um Geröll und Sand ins Meer zu schwemmen. Bei großen Deltas - wie dem des Flusses Irrawaddy - hat sich die Masse der angehäuften Sedimente schon bis ins Meer hinein verlagert und neues Land geschaffen.

Die Oberfläche solcher Landmassen liegt nur knapp über dem Meeresspiegel und kann deshalb leicht überflutet werden. Der Nährstoffgehalt des Bodens ist jedoch sehr hoch. Aufgrund der Fruchtbarkeit, die dort herrscht, siedeln sich in und um Deltas oft viele Menschen an. Nach dem Unglück in Myanmar droht bereits das nächste: Die Militärregierung versucht, alle Hilfe von außen zu verhindern. Das Ausmaß der Verwüstung ist groß, den Menschen fehlen Nahrung und Trinkwasser. Viele Tote liegen in den noch immer überfluteten Regionen im seichten Wasser. Sollte nicht schnellst möglich Hilfe geleistet werden, drohen noch viele weitere Menschen an den Folgen des Zyklons - wie entstehenden Seuchen und Infektionen - zu sterben.

Helfer können nicht einreisen

Die Menschen im Land hoffen, dass die schlimme Zwangsherrschaft endlich beendet wird. Bild: Kinder in Myanmar (Quelle: Stefan Grünig )

Nach langen Verhandlungen erreichten am Mittwoch die ersten genehmigten Hilfslieferungen das Land. Am Donnerstag sind weitere Flugzeuge mit Hilfsgütern eingetroffen. Die Militärregierung behält sich vor, die Hilfsgüter selbst zu verteilen. Berichten zufolge haben die Soldaten die Lieferungen neu verpackt, um bei der Bevölkerung den Anschein zu erwecken, die Hilfe stamme aus dem eigenen Land. Viele ausländische Helfer stehen schon seit Tagen vor den Grenzen des Landes und warten auf ihre Einreisegenehmigung, um endlich Hilfe leisten zu können.

Die Regierung scheint allerdings trotz der katastrophalen Situation nicht bereit dazu zu sein, Ausländer ins Land zu lassen. Bisher wurden wenigstens Einreisegenehmigungen an "Ärzte ohne Grenzen" und die Hilfsorganisation "World Vision Australia" erteilt. Erschwert werden die Hilfsleistungen durch die schlechten Verkehrsverbindungen im armen Land Myanmar. Nach Aussagen der UN werden in den kommenden Wochen etwa sechs Millionen Euro für die Sofortmaßnahmen benötigt. Auch längerfristig sind schwere Folgen für die Menschen und die Wirtschaft des armen Landes zu erwarten. Die Vereinten Nationen sprachen davon, dass der Zyklon noch mehr Verwüstung angerichtet habe, als der Tsunami im Jahr 2004.

Große Kritik an der Regierung

Die meisten Menschen in Birma sind Buddhisten. Während das Militärregime Macht und Gelder mehrt, lebt die Bevölkerung in großer Armut. Dabei ist das Land reich an Bodenschätzen. (Quelle: Stefan Grünig)

Der Unmut in der Bevölkerung wächst: man wirft der Regierung vor, sie habe weitaus schneller reagiert, als es um die Niederschlagung der Proteste gegen das Militärregime im vergangenen Jahr ging. Hinzu kommt, dass eine Naturkatastrophe dieser Art schon im Vorfeld zu erkennen war. Die Bevölkerung wurde nicht rechtzeitig gewarnt und in andere Regionen umgesiedelt. Trotz allem beharren die Regierenden darauf, ohne internationale Hilfe gegen die Folgen anzukämpfen. Viele vermuten hinter dem Verhalten die Angst vor Entdeckungen von Menschenrechtsverletzungen und großen Missständen durch ausländische Journalisten.

Lange Zeit wird die Bevölkerung des Landes nun schon von der Militärregierung unterdrückt. Nach den Aufständen der Mönche im vergangenen Jahr wurde es aufgrund der verhängten Nachrichtensperren und dem Einreiseverbot sehr schnell still um die Situation der dort lebenden Menschen. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung endlich tätig wird und die internationalen Organisationen den Menschen dort bald zu Hilfe kommen können. Wichtig ist in erster Linie die Grundversorgung mit Trinkwasser, Nahrung und Medikamenten. In der Katastrophenregion sind beispielsweise die Preise für Reis bereits stark angestiegen.

>>Link für Spendenkonten (ZDF.de)

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letzte Aktualisierung: 15.08.2009

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