von Britta Pawlak - 10.10.2007
Millionen von Menschen sterben jährlich an den Folgen starker Umweltverschmutzung, unzählige erkranken. Schon Kinder kommen mit Behinderungen auf die Welt. Die schmutzigsten Städte weltweit liegen in China, Indien und Russland. An diesen Orten ist die Luft stark verpestet, das Trinkwasser gesundheitsschädigend und die Gewässer sind vergiftet. Auch die ukrainische Stadt Tschernobyl, in der sich der bisher schlimmste Atomunfall ereignete, gehört weiterhin zu den zehn am stärksten verschmutzten Städten.
Städte in China, Indien und Russland sind weltweit am schlimmsten von der Umweltverschmutzung betroffen. Aber auch an anderen Orten ist die Lage Besorgnis erregend. Viele betroffene Bewohner, vor allem Kinder, erkranken schwer. Schon Babys kommen mit Behinderungen auf die Welt, und die Lebenserwartung der dort lebenden Menschen ist deutlich niedriger als im Durchschnitt.
Das Internationale Grüne Kreuz und das US-amerikanische Blacksmith Institute haben im September die diesjährige Liste der am stärksten verschmutzten Städte der Welt veröffentlicht. Damit wird auf das große Problem und die Folgen der schweren Umweltverschmutzung aufmerksam gemacht. Die meisten der "dreckigsten Städte" liegen in Asien.
Auf der Liste stehen: Tschernobyl in der Ukraine, Dscherschinsk und Norilsk in Russland, Kabwe in Sambia, La Oroya in Peru, Vapi und Sukinda in Indien, Linfen und Tianjin in China sowie Sumgait in Aserbaidschan. Aber nicht nur diese zehn Städte, sondern viele weitere Orte auf der Welt sind so verschmutzt, dass die Menschen dort in Gefahr sind.
Schwere Giftstoffe landen in Böden, Flüssen und der Luft
Die starke Umweltverschmutzung betrifft vor allem Schwellenländer, die wirtschaftlich noch nicht auf dem Stand der reichen Industrieländer sind, aber einen deutlichen Aufschwung erleben. Die Industrie wird stark angekurbelt und man will keine Einbußen der hohen Wachstumsraten hinnehmen. Bei der Produktion von Gütern wird dabei kaum auf Umweltschutz geachtet. Auch die Folgen des Wettrüstens zu Zeiten des Kalten Krieges spielen eine Rolle. Viele Orte in der ehemaligen Sowjetunion tragen Belastungen giftiger Chemikalien.
Fabriken, Bergwerke und chemische Abfallprodukte verpesten die Umgebung. Industrieabfälle landen in Böden und Gewässern, hohe Mengen an Fabrikabgasen gelangen in die Luft - und ganze Gebiete sind von Schwermetallen und Giftstoffen belastet. Die Strahlenbelastung in Tschernobyl ist noch heute, 21 Jahre nach dem Super-GAU (Größter Anzunehmender Unfall) im Kernkraftwerk, extrem hoch. Viele Bewohner dieser Städte sind von Krebs, Kreislauf- und Atemwegserkrankungen sowie vielen anderen Leiden betroffen.
Die zehn schmutzigsten Städte weltweit
In der russischen Stadt Dscherschinsk zum Beispiel, in der früher chemische Waffen und giftige Substanzen hergestellt wurden, soll die durchschnittliche Lebenserwartung bei nur 45 Jahren liegen. Im ehemalig sowjetischen Sumgait werden so billig wie möglich große Mengen an Chemikalien für Industrie und Landwirtschaft hergestellt. Die Krebsrate ist dort um 22 bis zu 51 Prozent höher als durchschnittlich. In China leidet die Stadt Linfen unter den Folgen der riesigen Kohleindustrie sowie die wichtigste Hafenstadt Tianjin unter der giftigen Bleiproduktion. Auch im peruanischen La Oroya wird bei fast jedem Kind ein erhöhter Bleiwert im Blut festgestellt.
Kabwe ist die schmutzigste Stadt Afrikas. Durch den Abbau von Eisenerzen sind die Belastungen an Schwermetallen sehr hoch. Im indischen Sukinda sorgen Chromerzminen dafür, dass Millionen Tonnen verschmutztes Gestein die Umwelt belasten. Das schädliche Abwasser gelangt auch in den Fluss Brahmani, der einzigen Trinkwasserquelle für viele Bewohner. Die Stadt Vapi, ebenfalls in Indien, trägt die schweren Belastungen der etwa 1.000 Fabriken, in denen Chemikalien, Medikamente, Düngemittel, Bleichstoffe, Farben und Lederprodukte hergestellt werden.
"Es könnte viel getan werden"
Politiker und die Unternehmen selbst kümmern sich kaum um den Schutz von Umwelt, Menschen und Tieren. "Es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass Kinder an diesen Orten mit starker Umweltverschmutzung erkranken und sterben", betonte Stephan Robinson, Leiter des Internationalen Grünen Kreuzes Schweiz.
Richard Fuller, der Gründer des Blacksmith Institute, machte darauf aufmerksam, dass viel gegen die schlimmen Zustände getan werden könnte. Auf die starke Verschmutzung wird zwar immer wieder aufmerksam gemacht, es würden aber kaum Taten folgen. Mit gezielten Aktionen und Programmen könne viel verändert werden. "Wir müssen endlich aufwachen und tätig werden", sagte Fuller.
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