von Luisa - 13.08.2007
Heute war mein erster Schultag nach den Sommerferien. Nicht sehr spannend - und für viele ein äußerst unbeliebtes Ereignis. Aus diesem Grund hatte ich auch das Vergnügen, meine Schultasche neu zu packen. Wie jedes Jahr mussten Stifte, Bücher und Hefte verstaut werden. Für viele Kinder ist dies allerdings nicht so einfach - ihre Eltern haben nicht genügend Geld, um überhaupt Schulmaterialien zu kaufen. Allein in Deutschland wächst jedes siebte Kind in Armut auf. Besonders hart trifft es die neuen Erstklässler. Während einige ihrer Kameraden mit Schultüten herum laufen, die so voll gestopft sind, dass fast die Nähte platzen, haben andere noch nicht einmal eine richtige Schultasche.
Eine komplette Neuausstattung kostet etwa 180 Euro - wenn man auf den Preis achtet. Das Arbeitslosen-Gesetz "Hartz-IV" sieht für solche Kosten pro Monat allerdings nur 1,64 Euro vor. Ein Heft für jedes Fach und druckfrische Bücher sind also für einige Schüler der pure Luxus. Doch solche Kinder haben noch viel größere Probleme als fehlende Stifte. Auch ihre Eltern haben oft keinen richtigen Schulabschluss. Kein Problem für die Kinder, sollte man denken. Sie können sich ja anstrengen und lernen.
Doch was macht man, wenn man eine Rechenaufgabe nicht lösen kann oder eine Frage nicht versteht? Man fragt die Eltern. Wenn diese aber selbst keine Ahnung haben, bekommt man Probleme. Die Hilfe der Eltern wird von den Schulen nämlich verlangt. Kann diese nicht gegeben werden, entstehen schnell große Lücken. Jedes andere Kind würde jetzt Nachhilfeunterricht bekommen. Dumm nur, dass die Eltern die hohen Kosten dafür nicht aufbringen können. Was passiert? Das Kind wird jegliche Lust am Lernen verlieren - wofür kämpfen, wenn man sowieso immer verliert?
Nur schlechte Noten, ständige Kritik der Lehrer und mitleidige oder geringschätzende Blicke der Mitschüler, nicht sehr motivierend. Es wird die Schule also mit einem schlechten oder gar ohne Abschluss verlassen und vermutlich arbeitslos werden - oder ein Leben lang schlecht bezahlte Aushilfsarbeiten verrichten müssen. Bekommt dieses Kind selbst wieder Kinder, beginnt der Teufelskreis von neuem. Und so bildet sich eine Zwei-Klassen-Gesellschaft heraus. Entweder du hast das Geld und die Möglichkeiten, deinem Kind eine gute Ausbildung zu ermöglichen, oder es bleibt "dumm" - und vor allem: chancenlos.
Doch so muss es nicht kommen. Vielleicht ist das Kind begabt - und schafft den Abschluss trotzdem? Auch Begabungen müssen aber erst einmal gefördert werden. Viele der Kinder sprechen zum Beispiel nur schlecht Deutsch. Was nützt ihnen also ihr Talent, wenn sie dem Unterricht trotzdem nicht richtig folgen können - und niemanden haben, der sie unterstützt? Sie werden später kaum Chancen in der Berufswelt haben.
Viele Firmen nehmen sowieso schon ungern Auszubildende, denn es muss erst einmal Zeit, Geld und Mühe aufgewendet werden, um sie einzulernen. Da stellt man doch lieber jemanden mit Berufserfahrung ein. Gleichzeitig beschwert man sich aber darüber, dass es immer weniger Fachkräfte gibt. Wo sollen sie auch herkommen, wenn sie nicht ausgebildet werden? Die wenigen Ausbildungsplätze werden also lieber an Jugendliche mit einem guten Abschluss vergeben. "Der Bewerber kann ja noch nicht einmal mit Word und Excel umgehen", klagen die Firmenbosse. Und man solle bloß nicht mit der Ausrede kommen, dass die Eltern sich keinen Computer leisten können. Schließlich gibt es ja noch die Schule.
Dumm nur, dass der Staat Schulen und Ausbildungsmöglichkeiten zu wenig unterstützt. Ein Vergleich: Für das Jahr 2007 hat der Bundeshaushalt für das Militär etwa 30 Milliarden Euro vorgesehen, für Bildungsausgaben gerade mal 2,3 Milliarden Euro. Es ist also verständlich, dass die Schulen von diesem Geld lieber Kreide kaufen, als sich moderne Computer und die dazugehörigen Fachlehrer zu beschaffen. Davon scheinen die mächtigen Arbeitgeber jedoch nichts zu wissen - oder nichts wissen zu wollen. Ihre Kinder besuchen schließlich teure Privatinternate irgendwo in der Schweiz. Weit weg von Bildungslücken, schlechten Pisa-Studien und Schulkindern "zweiter Klasse".
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