Die Geschichte der RAF - Teil 2

Teil 3 von 3

08.05.2007

Die Terrororganisation RAF entstand zur Zeit der 68er-Bewegung, als viele junge Menschen auf die Straßen zogen, um sich für eine "gerechtere Gesellschaft" einzusetzen. Im Gegensatz zu friedlichen Protestlern wollte die radikale RAF ihre Ziele jedoch mit Terror und Gewalt durchsetzen. RAF-Terroristen waren an Ermordungen und Anschlägen beteiligt. Erst im Jahre 1998 gab die Untergrundorganisation offiziell ihre Auflösung bekannt. Hier findest du die wichtigsten Daten seit der Gründungszeit bis zum Ende der RAF chronologisch aufgelistet.

Chronik des RAF-Terrors

Die Vorbereitung

Die Brandanschläge auf Kaufhäuser bezeichneten die späteren RAF-Gründungs- mitglieder als "politischen Racheakt" an all denen, die nichts gegen den Vietnam-Krieg unternehmen würden. (Quelle: Wikipedia )

Im April 1968 versteckten die späteren Gründungsmitglieder der RAF, Andreas Baader und Ulrike Meinhof, Brandsätze in Kaufhäusern in München und Frankfurt. Sie kündigten ihren Anschlag mit einem Anruf bei der deutschen Presseagentur (dpa) als "politischen Racheakt" an.

Die Brandsätze verursachten einen Schaden von damals über 500.000 DM (heute über 250.000 Euro), Menschen wurden dabei nicht verletzt. Baader und Meinhof begründeten ihre Aktion damit, dass die Menschen in Vietnam unter den Anschlägen der USA genauso zu leiden hätten und sie das alle spüren lassen wollten, die nichts gegen den Vietnam-Krieg unternahmen.

Studentenführer Dutschke, der keine Verbindung zu Terror-Gruppen hatte, wurde 1968 von einem Hilfsarbeiter lebens- gefährlich verletzt. Viele Studenten machten den Axel-Springer-Verlag verantwortlich. (Quelle: Wikipedia )

Am 11. April 1968 wurde der Studentenführer Rudi Dutschke, der sich von Beginn an von gewaltbereiten Terror-Gruppierungen distanzierte, von dem Hilfsarbeiter und bekennenden Bild-Zeitungs-Leser Josef Bachmann durch mehrfache Schüsse lebensgefährlich verletzt. Mit schweren Hirnblutungen entrann er dabei knapp dem Tod. Er konnte nur mühsam wieder das Sprechen erlernen, litt für den Rest seines Lebens unter epileptischen Anfällen und starb 1979 an den Spätfolgen, als er bei einem erneuten Anfall in der Badewanne ertrank.

Die Studenten beschuldigten nach dem Anschlag auf Dutschke 1968 den Springer-Verlag, die Verantwortung für das Attentat zu tragen, da die rechtskonservative Boulevard-Zeitung "Bild" nicht nur allgemein gegen Vertreter der 68er-Bewegung hetzte, sondern seit Monaten massiv Stimmung gegen Rudi Dutschke im Land gemacht hatte. Sie sprach sich wörtlich dafür aus, mit "Polizeihieben" gegen die "Krawallköpfe" vorzugehen, um damit "den möglichen noch vorhandenen Grips locker zu machen". Die Bild-Zeitung hatte die Bevölkerung zur "Mithilfe" aufgefordert, die "Störer" zu finden und "auszuschalten". Eine Studentenversammlung, unter ihnen die spätere Mitbegründerin der RAF, Ulrike Meinhof, marschierte nach dem Attentat auf Dutschke von der Universität aus zum Verlagshaus Springer und setzte mehrere Fahrzeuge in Brand, um die Auslieferung der Zeitung zu verhindern.

In den Jahren 1970 und 1971 überfiel die Gruppe um Andreas Baader und Ulrike Meinhof mehrere Banken und beschaffte sich mit dem erbeuteten Geld Waffen. Die RAF rüstete sich für den bewaffneten Kampf. Ulrike Meinhof verfasste im April 1971 die Schrift "Das Konzept Stadtguerilla". Hier tauchte zum ersten Mal der Name "Rote Armee Fraktion" (RAF) und ihr Zeichen, ein Stern mit Waffe, auf. Die RAF rief den "bewaffneten Kampf" aus.

Anschläge mit Todesopfern

Der Parkplatz des Landeskriminalamtes München. Dort explodierte ein Wagen, der mit Sprengstoff beladen war.

Am 11. Mai 1972 starb der US-amerikanische Oberstleutnant Paul Blomquist bei der Explosion einer Rohrbombe im IG-Farben-Haus in Frankfurt am Main. 13 weitere Menschen wurden verletzt. Hintergrund der Tat war für die RAF der fortdauernde Krieg der USA gegen Vietnam.

In Augsburg wurden am 12. Mai 1972 fünf Polizisten durch einen Bombenanschlag auf die Polizeidirektion schwer verletzt. Auf dem Parkplatz des Landeskriminalamtes München wurde ein mit Sprengstoff beladener Wagen gezündet. Es gab Verletzte, 60 Autos wurden beschädigt.

Am 15. Mai 1972 entging Bundesrichter Buddenberg einem Anschlag. Als sein Auto explodierte, saß seine Frau am Steuer, die schwer verletzt überlebte.

Am 19. Mai 1972 gingen im Hamburger Axel-Springer-Haus mehrere Bomben hoch. 17 Menschen wurden verletzt.

Am 24. Mai 1972 explodierten zwei Autobomben vor dem Europa-Hauptquartier der US-Armee in Heidelberg. Drei amerikanische Soldaten starben. Fünf weitere wurden verletzt.

Journalistin Ulrike Meinhof, Mitbegründerin der RAF, wurde 1972 verhaftet und 1976 tot in ihrer Zelle aufgefunden. (Quelle: Wikipedia (Bettina Röhl))

Im Jahr 1972 gelang es, den größten Teil der RAF-Mitglieder zu verhaften. Die Gründungsmitglieder Andreas Baader und Ulrike Meinhof wurden inhaftiert. Mit der Entführung des obersten Richters von Berlins am 10. November 1974, Günter von Drenkmann, wollten nicht gefasste Mitglieder der RAF die Freilassung der Inhaftierten erzwingen. Der Richter wurde bei der Entführung erschossen.

Am 27. Februar 1975 wurde der Berliner Oberbürgermeister-Kandidat Peter Lorenz entführt. Die "Bewegung 2. Juni", eine RAF-nahe Gruppierung, forderte die Freilassung ihrer inhaftierten Mitglieder. Sie verlangte nicht die Herausgabe der RAF-Mitglieder Ulrike Meinhof und Andreas Baader. Der deutsche Staat ging auf die Forderung ein, da die Freigelassenen keinen Mord begangen hatten. Der Entführte Peter Lorenz wurde daraufhin freigelassen.

Am 25. April 1975 stürmten RAF-Mitglieder die deutsche Botschaft in Schweden. Sie nahmen elf Geiseln und forderten die Freilassung der inhaftierten RAF-Gefangenen. Als ihre Forderung nicht erfüllt wurde, erschossen sie den deutschen Militärattaché Andreas Baron von Mirbach und Wirtschaftsattaché Dr. Hillegart. Ein von der RAF installierter Sprengstoff explodierte. Dabei starben die RAF-Mitglieder Ulrich Wessel und - an den Folgen der Explosion - Siegfried Hausner. Alle weiteren RAF-Mitglieder erlitten schwere Verbrennungen.

Am 21.Mai 1975 begann der Prozess gegen die RAF-Gründungsmitglieder und Drahtzieher Ulrike Meinhof, Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Jaspe. Die Angeklagten traten in den Hungerstreik. Andreas Baader durfte nach seiner Äußerung "faschistisches Arschloch" gegenüber dem Richter nicht mehr an der Verhandlung teilnehmen. Die übrigen Gefangenen verweigerten daraufhin ebenfalls eine Teilnahme.

Am 9. Mai 1976 fanden die Justizbeamten Ulrike Meinhof tot in ihrer Zelle auf. Es hieß, dass sie sich erhängt habe, was RAF-Mitglieder allerdings anzweifelten.

Hanns-Martin Schleyer in einem Videofilm, den die RAF von ihrem Gefangenen aufzeichnete.

Am 5. September 1977 entführten sechs RAF-Terroristen, unter ihnen Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar, den Arbeitgeber-Präsidenten Hanns-Martin Schleyer. Der Fahrer seines Wagens musste bremsen, als vorgetäuscht ein Kinderwagen auf die Straße rollte. Die Entführer erschossen den Fahrer und drei im Wagen sitzende Polizisten und zerrten Schleyer in den bereit stehenden Wagen. Sie versuchten, mit der Geiselnahme die Freilassung der RAF-Terroristen aus dem Gefängnis zu erpressen.

Am 7. April 1977 verübte die RAF einen Mordanschlag auf Generalbundesanwalt Siegfried Buback.

Der Bankier Jürgen Ponto starb am 30. Juli 1977 nach einem Attentat der RAF.

Mit der Entführung der Lufthansa-Linienmaschine "Landshut" am 13. Oktober 1977 auf dem Flug von Mallorca nach Frankfurt am Main erhielten die Schleyer-Entführer Unterstützung aus dem Ausland von einem palästinensischen Terrorkommando. Die vier Entführer forderten die Freilassung der RAF-Gefangenen und 15 Millionen DM (etwa 7,5 Millionen Euro). Da die Bundesregierung auf die Erpressung im Fall Schleyer nicht eingegangen war, sollte die Geiselnahme der Flugzeugpassagiere die Forderung durchsetzen.

Die inhaftierten RAF-Mitglieder Baader, Raspe und Ensslin nahmen sich mit der Nachricht der gescheiterten Landshut-Entführung im Gefängnis das Leben. (Quelle: Wikipedia )

Aber Bundeskanzler Helmut Schmidt gab auch diesmal nicht nach. "Der Staat darf sich nicht erpressen lassen", davon war Schmidt überzeugt. Er bezeichnete noch 29 Jahre nach der Entführung sein Festhalten an dieser Überzeugung, mit dem er unabsehbare Folgen in Kauf nahm, als "schwerste Zeit", die er erlebt habe. Die Passagiere der Landshut wurden von einer Polizei-Spezialeinheit fünf Tage nach der Entführung, am 18. Oktober 1977, befreit. Drei der vier Geiselnehmer wurden getötet, alle anderen überlebten. Vor der Aktion hatten die Entführer den Piloten Jürgen Schumann erschossen.

Die inhaftierten RAF-Mitglieder im Gefängnis Stuttgart-Stammheim nahmen sich mit der Nachricht der gescheiterten Landshut-Entführung das Leben. Andreas Baader, Jan-Carl Raspe und Gudrun Ensslin wurden in ihren Zellen tot aufgefunden. Irmgard Möller überlebte mit Stichverletzungen.

Die Schleyer-Entführer ermordeten daraufhin noch am selben Tag der gescheiterten Entführung und dem Selbstmord der Inhaftierten RAF-Mitglieder den Arbeitgeber-Präsidenten Hanns-Martin Schleyer.

Die achtziger Jahre: "Bewaffneter Kampf gegen den Imperialismus"

Polizeiüberwachung nach Hinweisen auf einen erneuten Terroranschlag. (Quelle: Wikipedia )

Ab 1982 setzte sich die RAF zum Ziel, den Einfluss und die Herrschaft Europas über die ärmeren Länder der Welt zu stoppen. Die RAF nannte das den "bewaffneten Kampf gegen den Imperialismus". Imperialismus bedeutet das Bestreben eines Staates, seine Herrschaft und Macht auf andere Länder und Völker auszudehnen.

Am 1. Februar 1985 erschossen RAF-Terroristen Ernst Zimmermann. Er war Vorstandsvorsitzender der Maschinen- und Turbinenunion (MTU). Der Konzern stellte unter anderem Triebwerke für das Tornado-Kampfflugzeug und den Motor des Leopard-Panzers her.

Am 8. August 1985 tötete eine Autobombe auf dem militärischen Teil der US-Airbase in Frankfurt zwei Menschen.

Am 9. Juli 1986 starben Karl-Heinz Beckurts, Vorstandsmitglied der Firma Siemens, und sein Fahrer bei einer Bombenexplosion. Beckurts war seinerzeit einer der bedeutendsten Industriemanager und Atomphysiker der Bundesrepublik Deutschland und befürwortete die Atomenergie.

Am 10. Oktober 1986 erschossen RAF-Terroristen den Diplomaten des Auswärtigen Amts, Gerold von Braunmühl, der gute Aussichten auf einen Posten als Staatssekretär gehabt hatte.

Am 30. November 1989 wurde der Deutsche-Bank-Vorstand Alfred Herrhausen getötet. Die "Rechtfertigung" der RAF lautete: "Durch die Geschichte der Deutschen Bank zieht sich die Blutspur zweier Weltkriege und millionenfacher Ausbeutung, und in dieser Kontinuität (bedeutet: Stetigkeit) regierte Herrhausen an der Spitze dieses Machtzentrums der deutschen Wirtschaft. Er war der mächtigste Wirtschaftsführer in Europa."

Am 1. April 1991 wurde der Manager und Treuhandchef Detlev Karsten Rohwedder von RAF-Terroristen erschossen.

Am 26. Juni 1993 versuchte eine Spezialeinheit der Polizei, die RAF-Terroristen Wolfgang Grams und Birgit Hogefeld zu verhaften. Hogefeld konnte überwältigt werden, Grams flüchtete. Es kam dabei zu einer Schießerei, in der der Polizist Michael Newrzella und der Terrorist Wolfgang Grams getötet wurden.

Die Gedenkstelle erinnert an die Ermordung des Arbeitgeber- Präsidenten Schleyer, der der Terrorgruppe 1977 nach den Selbstmorden von inhaftierten RAF-Mitgliedern zum Opfer fiel. (Quelle: Wikipedia )

Lange beschäftigte sich ein Untersuchungsausschuss mit den Umständen, die zu Grams Tod führten. Man kam zu dem Schluss, dass Grams Selbstmord begangen hatte. Wie so oft in der Geschichte der Gewalt zwischen der RAF und dem deutschen Staat wurde der Hergang der Festnahme von beiden Seiten unterschiedlich bewertet. Die RAF glaubte nicht an Selbstmord und der Ermittlungsausschuss konnte offensichtliche Ungereimtheiten ihrer Version nicht befriedigend aufklären.

In der Nacht vom 26. zum 27. März 1993 jagten RAF-Terroristen das soeben fertig gestellte, etwa 250 Millionen Mark teure Gefängnis Weiterstadt in die Luft. Mit 200 Kilogramm Sprengstoff verblieb vom neu erbauten Gefängnis nur noch ein Trümmerhaufen. Der Schaden belief sich auf 100 Millionen Mark (etwa 50 Millionen Euro). Menschen wurden dabei nicht verletzt.

Am 20. April 1998 ging in der Nachrichtenagentur Reuters das Auflösungsschreiben der RAF ein. Die Terrororganisation gestand darin ein, dass sie auf dem gewaltsamen Weg ihre Ziele, die "Befreiung", nicht erreichen konnte.

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letzte Aktualisierung: 15.08.2009

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