12.07.2005
Am 9. Juli 2005 konnten die Menschen in Kirgistan zum ersten Mal seit langer Zeit wieder frei und demokratisch ihren Präsidenten wählen. Neun von zehn Wählern stimmten dabei für Kurmanbek Bakijew. Nach der "Tulpenrevolution" im März hat Bakijew bereits die Übergangs-Regierung geleitet.
Kirgistan (auch Kirgisien genannt) liegt in Zentralasien und gehörte bis 1991 zur Sowjetunion. Kurmanbek Bakijew ist für die Menschen in seiner Heimat kein Unbekannter. Der gelernte Computerfachmann war schon vom Jahr 2000 bis 2002 Premierminister von Kirgistan. Nachdem die damalige Regierung unter Präsident Askar Akajew Demonstrationen für mehr Demokratie mit Gewalt niedergeschlagen hatte, ist er jedoch von seinem Amt zurück getreten.
Kurmanbek Bakijew wurde immer beliebter in der Bevölkerung, weil er den mächtigen Präsidenten Akajew von diesem Zeitpunkt an immer wieder scharf kritisierte. Er stieg dadurch zum bekanntesten Oppositions-Politiker Kirgistans auf. (In der Opposition sind die Politiker, die nicht der Regierungspartei angehören).
Zwei Konkurrenten teilen die Macht
Nur der ebenfalls sehr beliebte Felix Kulow, den Askar Akajew wegen seiner politischen Ansichten sogar eingesperrt hatte, hätte Bakijew den Wahlsieg streitig machen können. Frisch aus dem Gefängnis befreit, hatte es Kulow nach der "Tulpenrevolution" (die Tulpe war das Symbol der Oppositionsbewegung) als neuer Sicherheits-Chef geschafft, die Ordnung in Kirgistan schnell wieder herzustellen. Die Lage im ganzen Land war nämlich nach dem Umsturz der alten Regierung zunächst außer Kontrolle geraten. Zahlreiche Menschen warfen die Schaufensterscheiben von Geschäften ein und plünderten, was sie nur tragen konnten.
Kulow und Bakijew haben begriffen, dass ihr Land nach den zurückliegenden Gewaltausbrüchen keinen neuen Streit zwischen politischen Lagern gebrauchen kann. So einigten sie sich vor der Wahl, die Macht zu teilen. Kulow soll neuer Regierungs-Chef werden, wenn Kurmanbek Bakijew die Wahl zum Präsidenten gewinnt - was er jetzt getan hat.
Rückkehr zur Demokratie
Der erste Staatspräsident Kirgistans, Askar Akajew, wurde 1990 noch von der Sowjetunion bestimmt. Er war in seiner Heimat anfangs sehr beliebt und hat die erste freie Wahl im Jahr 1995 gewonnen. Doch danach wollte Akajew seine Macht nicht mehr abgeben. Er ließ seine Gegner verhaften, setzte Gewalt gegen Demonstranten ein und fälschte die Wahlen in den Jahren 2000 und 2005.
Im März 2005 hatte sein Volk endgültig genug von seinem Herrscher, der selbst immer mehr Geld anhäufte, während es den meisten anderen Kirgisen zusehends schlechter ging. Tausende unzufriedene Bürger gingen nach der gefälschten Wahl auf die Straße - wie es ihnen die Menschen in der Ukraine und in Georgien vorgemacht hatten. Sie verlangten freie Neuwahlen. Drei Wochen nach Beginn der "Tulpenrevolution" floh Askar Akajew nach Russland. Dort unterschrieb er am 4. April seinen Rücktritt und machte den Weg zurück zur Demokratie frei.
Diktatoren in Gefahr
Das Parlament hatte schon am 23. März 2005 den damaligen Oppositionsführer Kurmanbek Bakijew zum Premierminister und Präsidenten von Kirgistan bestimmt. Das Land sollte nicht im Chaos versinken. Denn die "Tulpenrevolution" war nicht so friedlich verlaufen, wie es ihr Name vermuten lässt. Es gab Plünderungen und Gewalt auf den Straßen.
Dank Sicherheits-Chef Felix Kulow hatte sich die Lage nach einigen Tagen wieder beruhigt. Kirgistan ist nun in Zentralasien wieder eine "Insel der Demokratie", die von autoritär regierten (undemokratischen) Nachbarstaaten umgeben ist. Wenn das Beispiel "Demokratie" weiter Schule macht, dann stürzen vielleich bald auch die Dikatoren (undemokratische Herrscher) in den Nachbarländern China, Kasachstan, Usbekistan und Tadschikistan.
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