02.04.2005
Aus der Sixtinischen Kapelle in Rom ist weißer Rauch aufgestiegen. Das bedeutet: Es gibt einen neuen Papst. Wer das neue Oberhaupt von etwa einer Milliarde Katholiken geworden ist, ist aber noch unbekannt.
Der Papst ist das von den Kardinälen gewählte Oberhaupt der katholischen Kirche. Er ist nach seiner Wahl nicht nur oberster Glaubenshüter der Katholiken, sondern auch Bischof von Rom und Regierungs-Chef im Vatikan, dem kleinsten Land der Welt. Da etwa eine Milliarde Katholiken auf der ganzen Welt auf ihn hören, hat er sehr viel Einfluss. Deshalb müssen sich die Kardinäle sehr gut überlegen, wen sie zum "Heiligen Vater" aller Katholiken küren.
Laut katholischer Kirche ist der Papst der direkte Nachfolger von Petrus, einem der wichtigsten Jünger von Jesus Christus. Alles was er nach seiner Amtseinführung sagt, ist für die Katholiken auf der ganzen Welt wichtig. Er kann festlegen, auf welche Weise eine unklare Bibelstelle ausgelegt wird und Stellung nehmen zu gesellschaftlichen Problemen. Da viele gläubige Menschen seiner Meinung folgen, ist es von großer Bedeutung, was der Papst sagt.
Der neue Papst wird 15 bis 20 Tage gewählt, nachdem der alte Papst gestorben ist oder freiwillig auf sein Amt verzichtet hat (diesen Fall hat es jedoch seit 600 Jahren nicht mehr gegeben). Nun haben die Kardinäle festgelegt, dass die Papstwahl am 18. April, also 16 Tage nach dem Tod von Johannes Paul II., beginnen wird.
Eingesperrte Kardinäle
Wählen dürfen nicht etwa alle Katholiken oder alle katholischen Priester, sondern nur die Kardinäle - und auch nur dann, wenn sie jünger als 80 Jahre sind. In der Hierarchie (Rangordnung) der katholischen Kirche stehen die Kardinäle direkt unter dem Papst.
Genauso wie nur die Kardinäle den "Heiligen Vater" bestimmen dürfen, so darf auch umgekehrt nur der "Heilige Vater" die Kardinäle ernennen. Bei deren Auswahl sollte der Papst darauf achten, dass es immer ungefähr 120 Kardinäle gibt, die nicht älter als 80 Jahre sind, damit diese für den Fall der Fälle einen neuen Papst wählen können.
Wenn die Kardinäle zur Papstwahl zusammen kommen, dann nennt man das ein "Konklave". Das ist Latein und bedeutet so viel wie "mit dem Schlüssel eingeschlossen". Und tatsächlich schließen sich die Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle in Rom solange ein, bis der neue Papst feststeht. In dieser Zeit dürfen die Kardinäle keinen Kontakt zu Außenwelt haben. Zeitungen, Fernseher und Radios sind verboten.
Wer kann Papst werden?
Eigentlich dürfte jeder männliche Katholik zum Papst ernannt werden. Er braucht theoretisch nicht einmal Priester zu sein und könnte sogar verheiratet sein und eine Horde Kinder haben. Wenn nun also der sehr unwahrscheinliche Fall eintreten sollte, dass - sagen wir mal willkürlich - Rüdiger T. Paschulke aus Paderborn plötzlich überraschend zum Papst gewählt werden würde, dann würde er in die Sixtinische Kapelle gerufen und dort sofort zum Bischof von Rom geweiht werden.
Aber das ist, wie gesagt, sehr sehr unwahrscheinlich. Denn seit dem Jahr 1378 haben die Kardinäle den neuen Papst immer aus ihren eigenen Reihen gekürt - und so wird es wohl auch dieses Mal wieder kommen.
Die Kardinäle dürfen einen Kandidaten vorschlagen und müssen dann ihre Kollegen von ihrem Vorschlag überzeugen. Zur gültigen Papstwahl sind zwei Drittel der Stimmen aller anwesenden Wähler erforderlich. In bis zu 30 Wahlgängen, die sich über eine Woche hinziehen können, wird am Ende der neue Papst gewählt.
Weißer Rauch
Immer wenn ein Papst-Kandidat nicht genug Stimmen erhalten hat, werden die Stimmzettel aus Papier mit Chemikalien (früher mit nassem Stroh) verbrannt, so dass schwarzer Rauch aus der Sixtinischen Kapelle aufsteigt. Für alle Beobachter draußen - es werden allein zigtausend Journalisten vor dem Gebäude lauern - bedeutet der schwarze Rauch also, dass wieder einmal ein Wahlgang zu keinem Ergebnis geführt hat.
Wenn die Wahl erfolgreich war, dann werden die Stimmzettel mit anderen Chemikalien (früher mit trockenem Stroh) verbrannt, so dass diesmal weißer Rauch aus der Sixtinischen Kapelle aufsteigt. Nun wissen alle Menschen: Es gibt einen neuen Papst.
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