Die Hitliste der Naturschützer

Die Schweiz und Österreich tun viel für die Umwelt - im Gegensatz zu Deutschland.

31.01.2005

Welche Länder nehmen den Umweltschutz sehr ernst und wem ist die Natur völlig gleichgültig? Die Antwort gibt eine Öko-Rangliste, die Forscher im Januar 2005 veröffentlicht haben. Während Österreich und vor allem die Schweiz mit dem Ergebnis sehr zufrieden sein können, sind die Deutschen enttäuscht.

Auf unserem Planeten gibt es immer weniger sauberes Trinkwasser und gute Luft zum Atmen. Zum Glück haben die meisten Politiker endlich damit begonnen, den Naturschutz ernst zu nehmen. Sie haben erkannt, dass Umweltschutz gut für die Menschen ist und deshalb "in". Bevor viele Regierungen mit dem Umdenken angefangen haben, durften Fabriken ihre giftigen Abgase einfach so, ungefiltert, in die Luft pusten und die Abwässer ungeklärt in die Flüsse leiten.

Wissenschaftler von den berühmten us-amerikanischen Universitäten Yale und Columbia haben nun untersucht, welche Regierungen sich an ihre Versprechen halten und sich tatsächlich für eine bessere Umwelt einsetzen. Die Resultate haben sie in einer Liste zusammengestellt, die sie "Umwelt-Nachhaltigkeitsindex" (siehe Grafik unten) genannt haben. Auf dieser Liste steht, welche der 146 untersuchten Länder sehr viel für die Natur tun und welche sehr wenig.

Auf dem Weltwirtschaftsgipfel in der Stadt Davos (Schweiz) haben sie nun die Ergebnisse vorgestellt. Vor allem die Schweiz und Österreich dürfen zufrieden sein. Deutschland hat hingegen überraschend schlecht abgeschnitten.

Deutschland schlechter als erwartet

Deutschland mit seiner rot-grünen Regierung - rot ist die Farbe der Sozialdemokraten (SPD) und grün ist die Farbe der ökologischen Partei "die Grünen" (logisch) - ist davon überzeugt, besonders viel für den Schutz der Natur zu tun. Geht man nach dem Umweltindex, stimmt dies aber nicht. Deutschland landete nicht in der Spitzengruppe, sondern nur auf Platz 31 - noch hinter Ländern wie Panama, Lettland, Japan, Albanien und der Zentralafrikanischen Republik.

Je heller das Grün, desto schlechter steht es um die Umwelt in dem Land. Du siehst, dass vor allem in Afrika und Zentralasien die Umweltprobleme am größten sind. (Quelle: Yale-Universität)

In der Untersuchung ging es nicht nur darum, wie gesund oder krank die Natur in den einzelnen Ländern jetzt ist - sondern auch, wie sich die Umwelt dort entwickeln wird. Zwar loben die Forscher Deutschland für seine hervorragende Luft- und Wasserqualität. Aber sie kritisieren gleichzeitig, dass die deutsche Regierung viel zu wenig unternimmt, um die Treibhausgase zu reduzieren. Diese Gase führen dazu, dass sich unser Planet immer stärker erhitzt. Und das führt wiederum zu immer schlimmeren Naturkatastrophen wie Wirbelstürmen und Überschwemmungen.

Finnland ist spitze, Österreich und Schweiz sind sehr gut

Auf den vorderen Plätzen der Öko-Hitliste landeten fast nur Länder aus dem Norden der Erde: Finnland liegt auf Platz eins, dann kommt Norwegen, auf Platz vier liegt Schweden, anschließend folgen Island und Kanada. Nur der dritte Platz geht nicht an ein "Nordlicht", sondern an das in Südamerika gelegene Uruguay.

In Europa haben es die Schweiz (Platz sieben) und Österreich (Platz zehn) unter die besten Zehn geschafft. Diese Länder haben eine vernünftige Umweltpolitik gemacht und gleichzeitig auch an den Wohlstand des Volkes gedacht. Sie hatten es allerdings - wie die anderen "Top-Zehn-Länder" auch - ein bisschen leichter als Deutschland. Deutschland hat ein Problem damit, dass dort eine hohe Bevölkerungsdichte herrscht (das bedeutet, dass dort die Menschen eher eng zusammen leben und nur wenige Flächen nicht besiedelt sind).

Nach den Top-Zehn haben die Forscher nicht nur Lob sondern auch Tadel für die Länder parat. So ist Brasilien auf Rang elf gelandet, obwohl die brasilianische Regierung den Regenwald abholzen lässt und dadurch seltenen Tieren den Lebensraum zerstört. Aber andere Länder begehen eben noch schlimmere Umweltsünden.

Reiche und arme Länder zerstören die Natur auf völlig unterschiedliche Art und Weise. Die Industrieländer (besonders in Europa und Nordamerika) verschmutzen vor allem ihre Luft und die Gewässer, indem sie viel zu viel Müll produzieren. Ärmere Länder beuten ihre Umwelt dagegen aus, um Bodenschätze (zum Beispiel Kohle, Öl, Diamanten, Gold) oder Holz zu gewinnen.

Ohne Umwelt keine Zukunft

Einen schwachen Trost haben die Deutschen allerdings: Die meisten anderen großen Industrie-Nationen sind noch weiter hinten gelandet: Frankreich (Platz 36), Holland (41), Großbritannien (66) und Spanien (76) kommen noch schlechter weg.

Die Vereinigen Staaten von Amerika (USA) erreichen einen überraschend guten Platz 45. Dabei stoßen sie so viele Treibhausgase aus, wie kein anderes Land der Welt und produzieren auch den meisten Abfall aller Staaten. Ihre recht ordentliche Platzierung verdanken sie den riesigen, unberührten Wäldern und Prärien mit ihrer intakten Tierwelt und der guten Wasserqualität.

Leider ist einigen Regierungen ihre Umwelt immer noch völlig egal. Schlusslicht der Rangliste ist Nordkorea. Doch auch in China, Taiwan, Turkmenistan, dem Irak, Usbekistan, Haiti und im Sudan kümmert sich fast niemand um den Umweltschutz. Mit der Natur zerstören diese Länder aber gleichzeitig auch ein Stück Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Die Forscher haben betont, dass sich kein Land auf den (guten) Ergebnissen ausruhen darf. Auch in Österreich und in der Schweiz dürfen die Regierungen jetzt nicht nur feiern, sondern sie müssen den Naturschutz weiter vorantreiben. Und Deutschland sollte endlich damit beginnen, seine Treibhausgase deutlich zu verringern.

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letzte Aktualisierung: 15.08.2009

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