von Tanja Lindauer und Britta Pawlak
Vielleicht hast du schon einmal gehört, dass von einer Person oder mehreren Leuten Waren oder Unternehmen "boykottiert" werden. Das bedeutet, dass man diese "ächtet", also meidet und ausschließt. Mit einem Boykott möchte man zeigen, dass man mit bestimmten Verhaltensweisen von Personen, Firmen oder auch Regierungen nicht einverstanden ist. Indem man sie ächtet, möchte man sie zum Umdenken bewegen oder auch bestrafen - es handelt sich also um ein geplantes Druckmittel, das eine Änderung erzwingen soll. Ein solcher Boykott kann also von einzelnen Personen ausgehen und wenige betreffen oder von vielen Menschen getragen werden und auf gesellschaftlicher, politischer, wirtschaftlicher oder kultureller Ebene stattfinden.
Wenn Kunden zum Beispiel erfahren, dass für die Produktion bestimmter Waren Tiere oder Menschen schlecht behandelt werden, können sie mit einem Boykott zeigen, dass sie damit nicht einverstanden sind. Je weniger Waren verkauft werden, desto mehr gerät der Hersteller unter Druck. Wenn es über längere Zeit schlecht für ihn läuft, muss er die Produktionsweise ändern oder die Herstellung vielleicht sogar einstellen. Einer der erfolgreichsten Konsumentenboykotts (Konsument bedeutet Verbraucher) gegen ein Unternehmen war der gegen den Ölkonzern Shell im Jahr 1995. Shell plante, die Ölplattform Brent Spar im Meer zu versenken, was viele Umweltschutzverbände schwer erzürnte, denn die Versenkung hätte zu einer schweren Umweltverschmutzung geführt. Umweltschützer riefen daher dazu auf, Shell-Tankstellen zu meiden. Etwa 50 Prozent der Bevölkerung tankte daraufhin nicht mehr bei Shell. Das Unternehmen musste erhebliche Geldeinbußen hinnehmen und entsorgte Brent Spar daraufhin auf dem Land.
Wenn ein Boykott gegen ganze Staaten verhängt wird, spricht man von einem politischen Boykott. Dies kann zum Beispiel ein Handelsboykott sein. Das bedeutet, dass Staaten mit einem "geächteten" Staat keinen Handel mehr betreiben, weil dieser sich ihrer Ansicht nach zum Beispiel nicht an die Menschenrechte hält. Auch ein Olympiaboykott ist ein Zeichen anderer Länder, dass sie mit dem Gebaren eines bestimmten Staates nicht einverstanden sind. 1980 weigerten sich die USA während des Kalten Krieges, an den Olympischen Sommerspielen in der russischen Hauptstadt Moskau teilzunehmen, da sie mit dem Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan unter der Führung Russlands nicht einverstanden waren. Offiziell behauptete die Sowjetunion, den Frieden in Afghanistan wiederherstellen zu wollen (es herrschten seit einiger Zeit starke Unruhen im Land), doch vor allem ging es um eine Machtausweitung der Sowjetunion, die auch Afghanistan zu einem ihrer "Satellitenstaaten" machen wollte. Deutschland, Kanada, Norwegen und die Türkei folgten dem Beispiel der USA und boykottierten die Olympischen Spiele als Zeichen ihrer Missbilligung.
In den meisten Fällen stehen bei einem politischen Boykott auch auf Seiten der Länder, die einen Staat durch den Ausschluss "bestrafen" wollen, politische Eigeninteressen dahinter. Denn nicht jeder Staat, in dem Menschenrechtsverletzungen geschehen (diese gibt es auch in den USA oder Europa), wird durch einen Boykott bestraft. Zur Zeit des Kalten Krieges standen sich die westlichen Staaten und die Sowjetunion verfeindet gegenüber und im Falle des Einmarsches der Sowjetunion in Afghanistan etwa wollten die westlichen Staaten verhindern, dass die Sowjetunion ihren Machtbereich ausweitet.
Der Begriff geht auf einen englischen Grundstücksverwalter im 19 Jahrhundert zurück, der in Irland lebte. Charles Cunningham Boycott war bei seinen Pächtern - also den Leuten, denen er Grundstücke gegen Geld verlieh - extrem unbeliebt. Sein rücksichtsloses Verhalten führte schließlich dazu, dass niemand mehr mit ihm zu tun haben wollte - er wurde also, wie man heute sagt, boykottiert. In Folge dessen musste er seine Geschäfte aufgeben und Irland verlassen.
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