von Sylvia Reeg
Die Weihnachtsferien sind für die meisten Familien voller Festtage. Auf das besinnliche Weihnachtsfest folgt die ausgelassene Silvesterfeier mit Feuerwerken zur Begrüßung des Neujahrstages. Doch viele Schulkinder dürfen sich noch über einen weiteren Feiertag freuen - den Dreikönigstag am 6. Januar. An diesem Tag ziehen mancherorts Sternsinger durch die Straßen, schreiben ihre Segensbitten an die Haustüren und essen den Dreikönigskuchen. Doch wer waren eigentlich die Heiligen Drei Könige? Und was bedeuten die verschiedenen Bräuche?
Als Heilige Drei Könige bezeichnet die katholische Tradition die drei Weisen aus der biblischen Weihnachtsgeschichte, die dem Stern über Bethlehem folgten, um schließlich das neugeborene Jesuskind anzubeten und zu beschenken. Das Dreikönigsfest ist daher als katholischer Brauch nur in einigen deutschen Bundesländern ein gesetzlicher Feiertag. Dennoch liegt der Schulbeginn fast immer hinter dem 6. Januar - so kennen einige Schüler die mit ihm verbundenen Traditionen auch aus dem Ski-Urlaub.
Ursprung der Geschichte ist das christliche Matthäus-Evangelium aus dem neuen Testament. Dort steht geschrieben, dass Jesus gerade im jüdischen Bethlehem geboren worden war, als drei Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem kamen und fragten: "Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten."
Hiervon erfuhr der zu dieser Zeit herrschende König Herodes. Er sprach mit den drei Weisen und schickte sie aus, das Jesuskind zu finden. Sie sollten seinen Aufenthaltsort verraten, damit er es töten könne. Doch als die drei Weisen nun erneut den strahlenden Stern sahen, folgten sie seinem Weg bis hin zum Stall nach Bethlehem. Dort angekommen, fielen sie vor dem Jesuskind nieder, huldigten ihm und seiner Mutter und übergaben ihnen Geschenke: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Daraufhin warnte Gott die Weisen, einen geheimen Rückweg anzutreten und nicht wieder zu Herodes zurückzukehren.
Obwohl die drei Weisen aus dem Morgenland eine große Rolle in der Entwicklung des Evangeliums spielen, werden sie im neuen Testament nicht genauer beschrieben. Einige Erzählungen handeln von ihrem weiteren Leben. So sollen sie zu Bischöfen geweiht worden sein und viele Heiden (also nicht-christliche Menschen) zum Christentum bekehrt haben. Auch sollen sie nacheinander gestorben und in einem gemeinsamen Grab beigesetzt worden sein.
Legenden rund um die Heiligen Drei Könige
Zahlreiche Legenden ranken sich um Herkunft, Namen und Alter der Drei Weisen, die zeitweise auch als Magier beschrieben wurden. Sogar ihre Anzahl schwankt in den Überlieferungen verschiedener Jahrhunderte. Da in anderen Teilen der Bibel von Königen erzählt wird, die Geschenke überbringen, wurden die drei Weisen bald ebenfalls als Könige bezeichnet. In Anlehnung an die Anzahl der Geschenke legte der Volksglaube ihre Zahl auf drei fest und verbreitete, dass sie aus drei verschiedenen Erdteilen stammten.
Im 6. Jahrhundert kamen ihre Namen Kaspar, Melchior und Balthasar auf. Dabei stammt der Name Kaspar aus dem Persischen und bedeutet "Schatzmeister". Der Name Melchior wird aus dem Hebräischen abgeleitet und mit "König des Lichts" übersetzt. Balthasar kann man aus dem Hebräischen übersetzen mit "Gott wird helfen" oder aus dem Altsyrischen ableiten als "Gott schütze den König".
Heute prägt ein Text aus der Goldenen Legende ("Legenda Aurea"), einem bekannten religiösen Volksbuch des Mittelalters, das Bewusstsein vieler Katholiken. Daraus geht hervor, warum die Kirche den Dreikönigstag feiert: Eigentlich heißt dieser Tag "Fest der Erscheinung Christi" oder auch "Epiphanie-Fest". Denn drei große Geheimnisse sollen sich einst am 6. Januar verschiedener Jahre zugetragen haben - zum einen die Ankunft der Heiligen Drei Könige beim neugeborenen Jesuskind mit Hilfe des Wundersterns. Zweitens die Taufe Jesu Christi im Fluss Jordan, wobei der Heilige Geist in Gestalt einer Taube erschien. Und drittens die Verwandlung von Wasser in Wein als das erste Wunder, das Christus vollbracht haben soll. In diesen drei geheimnisvollen Begebenheiten, die am 6. Januar gefeiert werden, ist Christus sichtbar geworden. Die Kirchen legen an diesem Tag die Geschichte der drei Weisen aus dem Morgenland aus oder lassen sie aus dem Evangelium vorlesen, denn sie war die erste Geschichte über die Erscheinung Christi.
Christliche Reliquien und Bräuche
So genannte "Reliquien" sind Überbleibsel eines Heiligen, die als heilige Gegenstände in der Religion verehrt werden. Meist sind dies Körperteile oder Stücke aus dem persönlichen Besitz. Im Falle der Drei Könige sind es deren Gebeine. Diese soll die Heilige Helena auf einer Pilgerfahrt in Palästina um das Jahr 326 gefunden haben.
Laut Legende sind es die einzigen erhaltenen Gebeine von Menschen, die den neugeborenen Jesus Christus gesehen haben und deren Mut rühmlich in der Bibel erwähnt wird. Im Jahre 1164 gelangten die Reliquien in den Kölner Dom, wo ein Teil von ihnen bis heute aufbewahrt wird. Noch im 18. Jahrhundert waren die Reliquien der Heiligen Drei Könige Ziel vieler Pilgerfahrten.
Durch die Reliquienverehrung im Mittelalter trat im deutschsprachigen Raum die Verehrung der Heiligen Drei Könige so sehr in den Vordergrund, dass bis heute "Das Fest der Erscheinung Christi" als "Dreikönigsfest" bezeichnet wird. In der Kunst tragen die Könige oft orientalische Trachten, wobei einer der drei nicht selten eine dunkle Hautfarbe hat. Die meisten Menschen kennen sie als Krippenfiguren, die unter dem Weihnachtsbaum stehen. Dort wird Caspar häufig als Afrikaner dargestellt, der Myrrhe schenkt. Myrrhe ist das bittere Harz des Baumes, das früher zur Salbung und Heilung verwendet wurde. Melchior dagegen ist als Goldschätze überbringender Europäer zu sehen und Balthasar übergibt als asiatischer König Weihrauch als Gabe.
Die Sternsinger segnen die Häuser
Noch heute ist es in katholischen Gegenden üblich, die Häuser zu segnen. Dabei soll der Segen der Heiligen Drei Könige das Wohnhaus vor Unheil bewahren. Die Segensbitte ist Aufgabe der Sternsinger: Kinder und Jugendliche der Pfarrgemeinde verkleiden sich als Drei Könige und ziehen rund um den 6. Januar durch die Straßen. Sie tragen einen Stern vorweg und besuchen die Häuser, um ihnen ihren Segen auszusprechen.
Mit geweihter Kreide schreiben sie das Zeichen "C+M+B" an die Balken der Haustüren. Das Buchstabenkürzel steht für die lateinischen Worte "Christus mansionem benedicat" und bedeutet "Christus segne dieses Haus". Zugleich sind diese Zeichen die Anfangsbuchstaben der Namen der Heiligen Drei Könige: Caspar, Melchior und Balthasar. Dazu schreiben die Sternsinger die aktuelle Jahreszahl und versehen sie mit einem Stern. Dieser Stern symbolisiert den Stern von Bethlehem, während die Kreuze zwischen den Buchstaben für den dreifaltigen Gott stehen: Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Die weiße Kreide für den Schriftzug der Segensbitte soll Dämonen abwehren und Unheil abwenden. Nach altem Volksglauben ist alles Weiße für Dämonen unsichtbar. Also können sie den für sie gefährlichen Segen vorher nicht erkennen. Außerdem wurde die Kreide in der Regel zuvor von einem Priester geweiht, indem er in einem Spruch um Gottes Segen für sie gebeten hatte. Manchmal tragen die Sternsinger zusätzlich brennenden Weihrauch durch die Wohnräume der Häuser. Er soll symbolisieren, wie das Gebet zu Gott emporsteigt. Mit geweihtem Wasser waschen die Sternsinger-Kinder all diejenigen Gegenstände im Haus ab, die seine Bewohner von Gott fernhalten könnten.
Seit 1958 sind Jahr für Jahr rund 500.000 Sternsinger in Deutschland unterwegs. Oft sind es Ministranten, Kommunionkinder und Mitglieder der Kinderchöre, die auf diese Weise ihren Segen aussprechen. Dazu singen sie Lieder und tragen Gedichte vor, um Spenden für Not leidende Kinder in aller Welt zu sammeln. Mit dem Geld unterstützen sie Hilfsprojekte in Afrika, Asien, Lateinamerika, Ozeanien und Osteuropa. Inzwischen hat sich die Tradition der Sternsinger zur größten Gemeinschaftsaktion von Kindern für Kinder entwickelt. Unter der Leitung des Kindermissionswerkes und des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend legen die Organisatoren jedes Jahr ein Motto sowie ein Beispielland fest, mit dem sich die Sternsinger-Kinder näher beschäftigen.
Andere Länder, andere Sitten
Viele andere Bräuche sind heute in Deutschland nicht mehr so bekannt. Doch in einigen Ländern folgen die Menschen noch immer der Tradition des Bohnenkönigs oder Bohnenfestes. So wird zum Beispiel in manchen Gegenden Frankreichs und der Schweiz eine Bohne, eine Mandel oder eine Trockenpflaume in einen Kuchen eingebacken. Diesen Königskuchen isst die Familie dann am Morgen des Dreikönigstages gemeinsam auf. Und derjenige, der dabei die "Bohne" erwischt, darf für einen Tag lang als König die Familie regieren.
Auch in Teilen Österreichs, den Niederlanden, in England, Portugal, Spanien und sogar in Mexiko essen die Familien am Dreikönigstag ein Gebäck namens Dreikönigskuchen mit einer versteckten "Glücksbohne". Je nach Herkunft wird das Gebäck nach ganz unterschiedlichen Rezepten hergestellt, oft aber ist es aus Hefeteig gebacken.
Es gibt sogar Länder, in denen der 6. Januar die "Hauptattraktion" unter den christlichen Feiertagen rund um Weihnachten ist, denn dies ist in ihrer Kultur der Tag der Bescherung. So freuen sich besonders die spanischen Kinder auf den Dreikönigstag. Ihnen bringt nicht das Christkind an Heiligabend die Geschenke, sondern sie werden am 6. Januar von den Heiligen Drei Königen beschenkt. Zuvor haben sie an ihren Lieblingskönig einen Wunschzettel adressiert und einen Stiefel vor die Tür gestellt - so, wie dies deutsche Kinder an Nikolaus tun. Italienischen Kindern wiederum bringt die gute Hexe Befana zum Dreikönigstag die Geschenke.
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