Französische Revolution - Teil 2: Schreckensherrschaft der Jakobiner

Die zweite und dritte Phase der Französischen Revolution

Teil 2 von 2

von Britta Pawlak

Im ersten Teil des Beitrags über die Französische Revolution hast du erfahren, was die Hintergründe der Revolution von 1789 waren, wie es zur Abschaffung der absolutistischen Königsherrschaft kam und die Menschen- und Bürgerrechte ausgerufen wurden. In der zweiten Phase der Revolution wurde die Stimmung zunehmend radikaler. Der König wurde gestürzt und schließlich hingerichtet. Frankreich wurde zur Republik ausgerufen und es kam zur Terrorherrschaft der Jakobiner, die viele Morde begingen und für Angst und Schrecken sorgten. Der Staatsstreich Napoleons setzte der Französischen Revolution 1799 ein Ende.

Am 10. August 1792 kam es zum Sturm auf die Tuilerien, der die zweite und radikale Phase der Französischen Revolution einleitete. (Quelle: Jean Duplessis-Bertaux)

Die Stimmung in Frankreich hatte sich zunehmend aufgeheizt und war von einer Mischung aus Furcht und Entschlossenheit, Gewalt und Brutalität bestimmt. Am 20. April 1792 erklärte die Nationalversammlung Österreich und Preußen den Krieg. Der König hatte zwar unter Zwang die Verfassung unterschrieben, jedoch wollte er diese eigentlich stürzen und ging Bündnisse ("Allianzen") mit anderen Ländern wie Österreich, Preußen und England ein. Diese Staaten fürchteten nämlich, dass die revolutionären Bewegungen sich in Europa ausweiteten und es in ihrem Land ebenfalls zu gewaltsamen Umstürzen kommen würde. Die ausländischen Fürsten waren deshalb bestrebt, dem französischen König wieder zur Macht zu verhelfen.

Da zahlreiche französische Adlige, die zuvor dem Militär dienten, während der Revolution geflohen waren, hatten die ausländischen Kriegsgegner viele Unterstützer und ein "leichtes Spiel" im Krieg gegen Frankreich. Die Revolutionäre sahen sich in Bedrängnis und am 10. August kam es zum "Sturm auf die Tuilerien", die Königsresidenz, in dessen Verlauf Ludwig XVI. und seine Familie gefangen genommen wurden. Der Tuilerienpalast wurde von Aufständischen gestürmt, die von der revolutionären Pariser Stadtregierung unterstützt wurden. Diese so genannte "zweite Revolution" leitete die zweite, radikale Phase der Französischen Revolution ein. Den König zwang man zur Flucht in die Nationalversammlung und die Aristokratie war zunächst gestürzt - dies bedeutete das Ende des "Ancien régime", also der alten Ordnung in Frankreich.

Ausrufung der Republik

Die "Septembermorde" bezeichnen Massenaufstände zwischen dem 2. und 6. September 1792, bei denen etwa 1.200 Revolutionsgegner und andere Menschen getötet wurden. (Quelle: Lambert/ Wikimedia Commons)

Am 21. September 1792 wurde die Monarchie im Land abgeschafft und die Republik ausgerufen - das bedeutet, dass nicht länger ein König an der Spitze des Staates stand, sondern gewählte politische Vertreter die Regierung bildeten. Es war die "Erste Französische Republik" in der Geschichte. Die Nationalversammlung löste sich auf und der so genannte "Nationalkonvent" wurde ins Leben gerufen. Der Julianische Kalender wurde abgeschafft und eine neue Zeitrechnung eingeführt: der "Republikanische Kalender" (auch "Französischer Revolutionskalender"). Das laufende Jahr wurde nun als das "Jahr I der Republik" bezeichnet.

Bei den Neuwahlen zur Versammlung des Nationalkonvents, der dann vom 20. September 1792 bis zum 26. Oktober 1795 tagte, war deutlich zu erkennen, dass die politische Linke an Einfluss gewann. Die politische Gruppe der "Feuillants", welche lieber eine verfassungsgebende Monarchie beibehalten wollten, war hingegen aus dem Parlament ausgeschlossen worden. Die in der Versammlung vertretenen "Parteien" waren die "linken" Jakobiner, die kompromisslos weitreichende Reformen forderten, in der Mitte die gemäßigteren "Girondisten" sowie rechts die konservativen und königstreuen "Royalisten". Den radikalen Flügel der Linken bildete die "Bergpartei" ("Montagnards") unter dem Jakobiner Maximilien de Robespierre - ihr Name kommt daher, dass ihre Konventsmitglieder in den höheren Sitzreihen der Versammlung saßen.

Auf dem Land kam es nun zu Gegenbewegungen und die Anhänger des Königs setzen sich zur Wehr. Der Hintergrund war, dass preußisch-österreichische Truppen nach Frankreich vorrückten und innerhalb der französischen Bevölkerung verbreitet wurde, die feindlichen Truppen wollten sich blutig an den Aufständischen der Revolution rächen. Der Justizminister Georges Danton und andere führende Kräfte sorgten nicht für Mäßigung, sondern heizten die aufgebrachte Stimmung noch weiter an.

Septembermorde und Hinrichtung des Königs

Am 21. Januar 1793 wurde Ludwig XVI. durch die Guillotine hingerichtet. (Quelle: Frank Schulenburg/ Wikimedia Commons)

In der Folge wurden in Paris zwischen dem 2. und 6. September 1792 die so genannten "Septembermorde" begangen. Die Häuser wurden von Aufständischen nach Königsanhängern und Verrätern durchsucht und zahlreiche Menschen ermordet. Es kam zu Massenaufständen und Menschenmengen stürmten die Gefangenenhäuser. Nicht nur Gegner der Revolution, sondern ebenso andere Gefangene wurden dabei umgebracht. Auch katholische Priester, die ihren Eid auf die Verfassung der Republik verweigert hatten, gehörten zu den Opfern. Insgesamt wurden bei den "Septembermassakern" etwa 1.200 Menschen getötet.

Im Nationalkonvent drängte sich indessen die Frage auf, wie mit dem gefangenen König zu verfahren sei. Akten im Geheimschrank Ludwigs XVI. belegten, dass er mit Feinden der Revolution und ausländischen Fürsten Pläne schmiedete. Während die Girondisten den gestürzten König verschonen wollten, forderten die Jakobiner seine Hinrichtung. Mit 361 zu 360 Stimmen fiel die Entscheidung gegen den König aus und dieser wurde zum Tode verurteilt. Am 21. Januar 1793 wurde Ludwig XVI. durch die Guillotine hingerichtet.

Auf die Hinrichtung des Königs reagierte das Ausland mit Bestürzung und Empörung. Die Engländer forderten, dass Europa sich gegen Frankreich verbünden müsse. Das übte natürlich zusätzlichen Druck auf die Revolutionäre aus - denn nun hatten sie es sowohl mit Revolutionsfeinden im Inneren als auch mit Gegnern aus dem Ausland zu tun. Der linksextreme Flügel der Jakobiner radikalisierte sich zusehends.

Radikale Jakobiner und Sansculotten

Die "Sansculotten", Pariser Arbeiter und Kleinbürger mit Jakobinermützen, unterstützten die radikalen Jakobiner. (Quelle: Jean Duplessis-Bertaux)

Die so genannten "Sansculotten" (aus dem Französischen übersetzt heißt das soviel wie "ohne Kniebundhose") waren Pariser Arbeiter und Kleinbürger - sie hießen so, weil sie nicht Kniebundhosen ("Culottes") trugen, mit denen Angehörige des Adels und Klerus bekleidet waren, sondern lange Hosen, die sich zum Arbeiten eigneten. Die Sansculotten glaubten, dass der politische Kurs der linken Jakobiner am ehesten ihren Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit entsprach. Nach Preisanstiegen und zunehmender "Inflation" (das Geld verlor an Wert) kam es zu Aufständen, die von den Sansculotten angeführt wurden. Sie forderten die Beschlagnahmung gehorteter Lebensmittelvorräte von Bauern und Händlern, Preisbeschränkungen und Bestrafungen für Betrug und Wucher im Handel.

Die Girondisten lehnten dies entschieden ab, während die "Bergpartei" der Jakobiner den Forderungen der Sansculotten Gehör schenkte. Die Unterstützung der Jakobiner durch die Sansculotten war ein wichtiger Faktor für den Aufstieg der radikalen Linken. Der Nationalkonvent beschloss, dass die Macht auf Ausschüsse verteilt werden sollte. Zu den berühmtesten gehörte der so genannte Wohlfahrtsausschuss. Der Jakobiner Maximilien Robespierre war das mächtigste Mitglied dieses Ausschusses. Er spielte in der folgenden Zeit des "Großen Terrors" eine führende Rolle. Der Ausschuss war für die Kriegsführung, die Wirtschaft und die Verwaltung verantwortlich.

Im März 1793 wurde das "Revolutionstribunal" gegründet, das es sich zur Aufgabe machte, über Verdächtige zu urteilen und Gegner der Revolution zu verurteilen. Es sorgte in der Folge für Angst und Schrecken. Innerhalb eines Jahres wurden 66 Verdächtige zum Tode verurteilt. Im September 1793 spitzte sich die Situation weiter zu und viele Verdächtige wurden im "Schnellverfahren" hingerichtet.

"Grande Terreur": Schreckensherrschaft in Frankreich

Maximilien de Robespierre war unter der Jakobinerherrschaft hauptverantwortlich für zahlreiche Hinrichtungen von "Feinden der Revolution". 1794 endete er selbst unter der Guillotine. (Quelle: Wikipedia)

Im Frühjahr 1794 wurde sogar gegen zahlreiche Vertreter der Girondisten die Todesstrafe verhängt. Die Gewalt richtete sich nun gegen die eigenen Männer - selbst Revolutionäre, die von Beginn an mitgekämpft hatten, wurden des Verrates beschuldigt und hingerichtet. So auch Georges Danton, der frühere Leiter des Wohlfahrtsausschusses und einer der Väter der Französischen Revolution. Danton hatte zuvor gemeinsam mit Jean Paul Marat und Antoine de Saint-Just die Spitze der Jakobiner gebildet. Weil er versucht hatte, mit dem Ausland Friedensverhandlungen aufzunehmen, wurde er vom Tribunal als Revolutionsgegner eingestuft und am 5. April 1794 mit 13 seiner Anhänger hingerichtet.

Die radikalen Jakobiner führten ein regelrechtes Terrorregime und herrschten zwischen Juni 1793 und Juli 1794 über Frankreich - daher wird dieser Abschnitt der Französischen Revolution auch als "Jakobinerherrschaft" bezeichnet. In dieser Phase des "Großen Terrors" ("Grande Terreur") herrschten Angst, Unterdrückung und Brutalität im Land: Viele Menschen wurden als Revolutionsgegner verdächtigt und des Verrats bezichtigt. Sie wurden verfolgt und mussten mit den schlimmsten Strafen rechnen. Es wurden viele grausame und unmenschliche Gesetze verabschiedet - wie etwa die Regelung, dass jeder Offizier, der eine Schlacht verlor oder sich nicht an der Revolution beteiligt hatte, umgebracht werden sollte.

Maximilien de Robespierre, der Anführer der Jakobiner, ließ noch andere "Abweichler" aus den eigenen Reihen umbringen. Als er verlaute n ließ, dass er weitere Mitglieder des Konvents "ausschalten" wolle, schlossen sich die entsetzten Abgeordneten zusammen und verhafteten die radikale politische Führung. Robespierre und Saint-Just hatten keinen Rückhalt mehr in der Pariser Bevölkerung. Maximilien de Robespierre und Antoine de Saint-Just, sein treuester Anhänger, wurden am 28. Juli 1794 auf der Guillotine hingerichtet. Die Jakobiner hatten sich viele Feinde gemacht, die sich nun gegen sie wandten.

Dritte Phase: Das Ende der Revolution

Napoleon Bonaparte beendete die Französische Revolution, als er 1799 durch einen Staatsstreich an die Macht gelangte. (Quelle: Wikipedia)

Während der dritten Phase der Revolution waren die verbliebenen Mitglieder des Konvents bestrebt, ihre eigenen Interessen als besitzendes Bürgertum zu verfolgen. Demgegenüber standen sowohl das "einfache Volk" wie die Sansculotten und Jakobiner als auch die rechten Royalisten, die wieder einen königlichen Ständestaat errichten wollten. Die Regelungen zu Höchstpreisen von Lebensmitteln wurden abgeschafft und der Getreidemarkt freigegeben, sodass es erneut zu einer Nahrungsmittelknappheit und massiven Geldentwertung kam. Während ein großer Teil des Volkes verarmte, entwickelte sich ein wohlhabendes Großbürgertum, das seine Vorteile aus dem Handelssystem zog.

Volksbewegungen wurden nun von der Nationalgarde niedergeschlagen und mit Todesurteilen und Zwangsarbeit bestraft. Ebenso die Aufstände der Royalisten auf der anderen Seite scheiterten. Von den gemäßigten Konventmitgliedern wurde eine neue Verfassung beschlossen, die am 22. August 1795 durch eine Volksabstimmung bestätigt wurde und am 23. September in Kraft trat. Erneut sollte eine Gewaltenteilung für ein ausgewogenes Machtverhältnis im Staat sorgen. Ein Direktorium aus fünf gewählten Mitgliedern ersetzte das vorherige Nationalkonvent. Im Land herrschten weiterhin Unruhen. Erneute Niederlagen der linksradikalen Bewegung trugen dazu bei, dass die Royalisten allmählich erstarkten. Bei den Wahlen 1797 wurde mit verfassungswidrigen Mitteln einer monarchistischen Wende entgegengesteuert. Drei Direktoren entschlossen sich zum Staatsstreich, um eine Machtübernahme der Royalisten auszuschließen (als Staatsstreich bezeichnet man das gewaltsame Eingreifen des Militärs mit dem Ziel, die Staatsmacht zu übernehmen). Dabei wurden sie von militärischen Truppen der Generäle Louis-Lazare Hoche und Napoleon Bonaparte unterstützt.

Hungersnöte und die schlechte wirtschaftliche Lage führten dazu, dass sich die Wut von immer mehr Menschen gegen das Direktorium richtete. Bei den Wahlen 1799 zeigte sich, dass auch die Jakobiner wieder an Einfluss gewonnen hatten. Freiheitliche Bestrebungen und politische Clubs erlebten einen neuen Aufschwung. Sieyès, einer der Direktoren, plante indessen einen erneuten Staatsstreich mit militärischer Unterstützung Napoleon Bonapartes. Am 9./ 10. November (nach dem Revolutionskalender der "18. /19. Brumaire VIII") zwang Bonaparte als Kommandant der Pariser Truppen die gesetzgebenden Kammern, ihre Zustimmung zur Abschaffung der Verfassung zu geben. Bonaparte übernahm als Erster Konsul die Macht der provisorischen ("vorübergehenden") Regierung. Er verkündete am 13. Dezember 1799 eine neue Verfassung und ließ verlauten: "Bürger, die Revolution ist auf die Grundsätze gebracht, von denen sie ausgegangen ist; sie ist beendet."

Hinweis zum Copyright: Die private Nutzung unserer Webseite und Texte ist kostenlos. Schulen und Lehrkräfte benötigen eine Lizenz. Weitere Informationen zur SCHUL-LIZENZ finden Sie hier.

letzte Aktualisierung: 02.11.2019

Wenn dir ein Fehler im Artikel auffällt, schreib' uns eine E-Mail an redaktion@helles-koepfchen.de. Hat dir der Artikel gefallen? Unten kannst du eine Bewertung abgeben.

199 Bewertungen für diesen Artikel

Teil 2 von 2