von Tanja Lindauer
Die Epoche der Romantik inspirierte zwischen dem ausgehenden 18. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts viele Maler, Musiker, Schriftsteller und Philosophen in gleichem Maße und verhalf ihnen zu einzigartigen Meisterwerken. Wenn wir den Begriff "Romantik" verwenden, bezeichnen wir damit zum Beispiel ein stimmungsvolles Essen bei Kerzenschein oder einen traumhaften Sonnenuntergang. In der kulturgeschichtlichen Epoche der Romantik ist damit aber in erster Linie etwas anderes gemeint.
Der Ursprung dieser Epoche ist in Deutschland, dem "Land der Dichter und Denker". Mit der Romantik wollten sich die Künstler von der vorherigen Epoche, der Aufklärung, die von Vernunft und Wissenschaft geprägt war, abwenden. Die Romantiker stellten nämlich das Seelenleben, das Magische, Übernatürliche und auch das Unheimliche in den Mittelpunkt. Die literarische Romantikbewegung lässt sich dabei in verschiedene Phasen, nämlich in die Früh-, Hoch- und Spätromantik sowie die Biedermeierzeit, einteilen.
Einer der ersten bekannten deutschen Schriftsteller der Romantik ist Ludwig Tieck. Seine Romane, wie beispielsweise "Die Geschichte des Herrn William Lovell" (1795/ 1796), gelten als Wegbereiter der Frühromantik. Weitere bekannte deutsche Autoren sind etwa E.T.A Hoffmann oder Novalis. Allen Schriftstellern gemein ist, dass sie in ihren Erzählungen vor allem Gefühle, die Natur oder fantastische Situationen beschrieben. Die Romantiker sehnten sich nach einer Einheit zwischen Natur und Geist, Endlichem und Unendlichem. Mithilfe der Kunst wollten sie diesen Zustand erreichen. Sie wollten damit ein neues Lebensgefühl schaffen. Der berühmte Schriftsteller Novalis sagte einmal: "Die Welt muss romantisiert werden. So findet man den ursprünglichen Sinn wieder."
Diese Harmonie zu erreichen ist aber alles andere als leicht und in der romantischen Literatur wird so beispielweise auch geschildert, wie schwer es sein kann, zwischen Gefühl, Verstand und der Gesellschaft eine harmonische Einheit zu erzeugen. Dies liegt mitunter auch an der menschlichen Psyche, also an unserem Seelenleben. Die Romantiker gingen davon aus, dass viele Menschen auch innerlich zerrissen seien. Die Welt sei, so die Meinung der Romantiker, zerbrochen in eine Welt der Vernunft und in eine Welt der Gefühle und des Wunderbaren. Daher wurden oftmals dunkle Bilder beschrieben und auch gemalt: Menschen müssen gegen Dämonen kämpfen, oder sie haben einen Doppelgänger, träumen schlimme Sachen oder verlieben sich so sehr, dass sie wahnsinnig werden. Und manchmal weiß der Leser nicht, ob den Figuren das tatsächlich widerfährt, oder ob sie sich das nur einbilden.
Aber auch die Heimat und die Rückbesinnung auf vergangene Zeiten wurden oftmals dargestellt. So beschrieb etwa Clemens Brentano 1805 in "Des Knaben Wunderhorn" die Heimat und die Natur. Die Romantik wurde aber auch kritisiert, ihr wurde vorgeworfen, sie sei nichts weiter als eine Flucht aus der Realität. Die Literatur sollte aber eine Heilung der Welt, die ja nach Meinung der Romantiker zerbrochen sei, erreichen. 1802, ein Jahr nach dem Tod Novalis', erschien dessen unvollendeter Roman "Heinrich von Ofterdingen". In seinem Roman wird eine blaue Blume beschrieben, die zum Symbol der Romantik wurde. Blaue Blüten kommen in der Natur nur selten vor und daher sind sie etwas Besonderes. In Novalis' Erzählung ist sie ein Symbol für die romantische Sehnsucht nach neuen Empfindungen und Erfahrungshorizonten.
In der Kunst und Literatur wurde nicht wie zuvor den "Intellektuellen" (gemeint sind "gebildete" Leute, die eine eigene Meinung in politischen, sozialen oder kulturellen Fragen beziehen), sondern dem "einfachen Volk" eine große Rolle beigemessen, da es als das Wahrhaftige galt. Auch Volksmärchen waren aus diesem Grunde sehr beliebt. Die einfachen Leute und deren Verhalten waren die Symbole für das natürliche und wahre Leben. So haben etwa die Brüder Grimm viele Volksmärchen zusammengetragen und niedergeschrieben. Auch andere Länder, wie Frankreich oder England, wurden von den romantischen Ideen aus Deutschland beeinflusst, sodass Literaturwissenschaftler in diesem Zusammenhang oftmals auch von einer "Kulturrevolution" sprechen.
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letzte Aktualisierung: 28.10.2011
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