von Mareike Potjans - 11.07.2011
Die Welt hat seit dem 9. Juli 2011 ein neues Land, das noch nicht in deinem Schulatlas zu finden ist: den Südsudan. Er ist der 193. Staat der Welt. Über 20 Jahre lang kämpfte der Südsudan darum, unabhängig vom Sudan zu werden. Nun war es endlich so weit. Tausende von Südsudanesen feierten mit Trommeln und Gesängen auf den Straßen. Über der Feier liegt aber ein schwarzer Schatten, denn der neue afrikanische Staat hat viele Probleme: Die Menschen dort sind sehr arm, jedes fünfte Kind bekommt zu wenig zu essen und 70 Prozent der Kinder dürfen nie zur Schule gehen.
Das neue Land Südsudan liegt in Zentralafrika und ist etwa doppelt so groß wie Deutschland. Es leben aber nur etwa acht Millionen Menschen dort, also etwa ein Zehntel der Einwohner Deutschlands. Die Hauptstadt heißt Juba und liegt im Süden.
Über 20 Jahre lang herrschte zwischen dem Norden und Süden des Sudans Krieg. Dabei starben zwei Millionen Menschen, das sind mehr Menschen als in ganz Hamburg wohnen. Vier Millionen Menschen mussten ihr Zuhause verlassen, weil es dort nicht mehr sicher für sie war. Für diesen Bürgerkrieg (so nennt man einen Krieg, in dem Menschen innerhalb eines Landes gegeneinander kämpfen) gab es mehrere Gründe: Eine wichtige Rolle spielte die Religion. Denn im Norden des Sudan sind die Mehrheit der Menschen Muslime, während im Süden viele Christen leben. Der Norden wollte die christlichen Frauen im Süden zum Beispiel zwingen, Kopftücher zu tragen, obwohl das nicht zu ihrer Religion gehört.
Außerdem ging es - wie so oft bei Streit zwischen Menschen und Völkern - um Naturschätze und letztlich um Geld: Im Süden des Sudan befindet sich wertvolles, wasserreiches Weideland, während im trockenen Norden Ackerbau nur an den Nilufern möglich ist. Vor allem aber ist der Süden reich an Erdöl, mit welchem man viel Geld verdienen kann. Allerdings beanspruchte die Regierung im Norden einen Großteil des Geldes für sich, während die Menschen im Süden hungerten. Ein dritter Grund für den Krieg war, dass die Menschen im Süden nicht gefragt wurden, was sie im Land verändern möchten. Der Norden bestimmte einfach für sie mit.
Fast alle Südsudanesen wollen unabhängig sein
Im Jahr 2005 war der Bürgerkrieg endlich vorbei. Vor allem die Menschen im Süden hatte er hart getroffen: Viele mussten ihre Heimat verlassen, sie hungerten oder starben sogar. Im Januar 2011 durften die Südsudanesen dann abstimmen, ob sie unabhängig vom restlichen Sudan sein wollten: Fast alle, nämlich 99 Prozent, stimmten dafür. Deswegen gibt es seit dem 9. Juli 2011 nach den langen Kämpfen zwei Staaten: Südsudan und Sudan. Umstritten bleibt allerdings noch, wie genau die Grenze verlaufen soll und wie man die Einnahmen aus den Ölquellen verteilt. Denn drei Viertel aller Ölquellen liegen im Südsudan. Der Norden beansprucht aber dennoch einen großen Teil der Einnahmen für sich, denn er hilft unter anderem dabei, das Öl in andere Länder zu bringen.
Deutschland und viele andere Länder haben den neuen Staat Südsudan schon anerkannt. "Das deutsche Volk heißt die Republik Südsudan als neues Mitglied der Gemeinschaft der freien und unabhängigen Staaten der Welt willkommen", hat Deutschlands Bundespräsident Christian Wulff an den neuen Präsidenten des Südsudan, Salva Kiir Maydarit, geschrieben. Und auch der Präsident des Sudans, Omar Al-Baschir, hat sich einen Tag vor den Feiern am 9. Juli damit einverstanden erklärt, dass der Südsudan unabhängig wird. Viele Menschen hatten Angst davor, dass er im letzten Augenblick dagegen ist und es einen neuen Bürgerkrieg gibt.
Gefährlicher Ort für Kinder
Doch auch ohne den Bürgerkrieg ist nicht auf einmal alles gut im Südsudan. Es bleiben viele Probleme: Es gibt kaum richtige Straßen, nur wenige Schulen und keine fairen Gerichtsprozesse. Wichtiger als all das ist es aber, dass die Menschen genug zu essen haben. Mitarbeiter der Organisation Welthungerhilfe erzählen, dass abgemagerte Menschen teilweise schon die Körner essen, aus denen eigentlich im nächsten Jahr die Pflanzen für die neue Ernte wachsen sollen. Auch das Kinderhilfswerk UNICEF macht sich Sorgen: Jedes fünfte Kind bekomme zu wenig zu essen und eines von neun Kindern sterbe noch vor seinem fünften Geburtstag. Deswegen ist der Südsudan laut UNICEF auch heute noch einer der gefährlichsten Orte auf der ganzen Welt für Kinder.
Die meisten Kinder haben nie die Möglichkeit, zur Schule zu gehen, und deswegen können drei Viertel aller Menschen im Südsudan nicht lesen und schreiben. Das macht es sehr schwierig, einen neuen Staat aufzubauen. Trotz aller Probleme haben die Südsudanesen am 9. Juli ihre Unabhängigkeit ausgelassen gefeiert. Sie hoffen darauf, dass nun alles besser wird. Aber sie brauchen dafür Hilfe von anderen Ländern, zum Beispiel auch von Deutschland: Die ausländischen Staaten können den Südsudanesen beispielsweise erklären, wie sie technische Geräte benutzen und sie dabei unterstützen, eine Demokratie aufzubauen. Denn noch kennt der Südsudan keine unabhängigen Gerichte und keine unabhängige Polizei.
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