Raubtier der Meere: Der Hai - Teil 2

Teil 2 von 2

von Britta Pawlak

Erfahre im zweiten Teil über Haifische, welche Wunderwaffen der Hai zur Orientierung besitzt, wie er seine Beute angreift und warum der Mensch für den Hai viel gefährlicher ist als umgekehrt.

Ein Sandtigerhai, auch einfach Sandtiger genannt. Die Weibchen werden bis zu 3,2 Meter lang. (Quelle: Wikipedia)

Mit dem Seitenlinienorgan ist der Hai in der Lage, Druckunterschiede auszumachen. Befindet sich also etwas in näherer Umgebung, spürt er Druckwellen und Wasserbewegungen. Das Seitenlinienorgan ist auch der Grund, weshalb der Hai meist um seine Opfer kreist und mit der Schwanzflosse Wasser gegen sie schlägt. So kann er ihre Bewegungen genauer ausmachen. Im Übrigen besitzen fast alle Fische diese Organe. Sardinen zum Beispiel haben so die perfekte Möglichkeit, sich im Schwarm fortzubewegen und zu tarnen.

Die Wunderwaffen des Hais befinden sich vorne am Kopf - Lorenzinische Ampullen werden sie genannt. Ihre Funktion besteht darin, elektromagnetische Felder zu erfassen. Jedes Lebewesen umgibt solch ein bioelektromagnetisches Feld: Jeder Herzschlag, jede Bewegung und jeder Temperaturunterschied wirkt sich in bestimmter Weise auf dieses Feld aus. Der Hai ist in der Lage, dies wahrzunehmen und zu messen. So gibt es kein Entkommen für seine Beute, auch wenn sie sich schützend im Sand verkriecht und nicht bewegt. Mithilfe der Lorenzinische Ampullen und dem Magnetfeld der Erde kann der Hai sich auch noch schneller und besser in seiner Umgebung orientieren.

Jagd auf Menschenfleisch?

Der Tigerhai gehört zu den wenigen Arten, die Menschen bisher gefährlich geworden sind. Sein Name kommt daher, dass die Jungtiere eine Musterung besitzen, die der eines Tigers ähnelt. (Quelle: Wikipedia)

Der Geschmackssinn ist aber beinahe der wichtigste Sinn des Hais: Um ihn anzuregen, muss das Tier in sein Objekt hineinbeißen - das ist der so genannte "Testbiss". Die Geschmacksnerven des Hais befinden sich am Gaumen. Also ist ein Biss die einzige Art für den Hai, zu schmecken. Deshalb glaubten einige Beobachter, Menschenfleisch würden Haie nicht mögen - sie beißen hinein und lassen dann wieder ab.

Dieses Verhalten hat aber vermutlich eher etwas mit dem Jagdverhalten der Haie zu tun. Dazu muss man wissen, dass die verletzlichsten Punkte des Hais seine Augen sind. Ein größeres Opfer - wie eine Robbe oder auch ein Mensch -, setzt sich bei einem Angriff zur Wehr. Da es ihn an den Augen verletzen könnte, beißt der Hai einmal zu und lässt dann ab. Robben oder andere Tiere werden durch den Blutverlust nach und nach schwächer. Dann kommt der Hai zurück und holt seine Beute, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Viele Menschen konnten sich allerdings retten, nachdem sie von einem Hai attackiert wurden.

Man geht also nicht davon aus, dass Menschenfleisch dem Hai nicht schmeckt. Dennoch gehören Menschen - auch aufgrund ihrer Größe - nicht zur typischen Beute fleischfressender Haie. Der Testbiss, der für das Opfer bereits lebensgefährlich sein kann, liefert dem Hai nicht nur Hinweise über den Geschmack, sondern auch über die Beschaffenheit und die Reaktionsfähigkeit des Objekts. Es kommt vor, dass Haifische nach diesem Biss von der Beute ablassen und nicht zurückkehren. Ob ihnen das Tier dann geschmacklich nicht zusagt oder es andere Gründe gibt, weshalb sie es verschmähen, ist unklar.

Die Haut des Hais als Vorbild der Technik

Bei den Ammenhaien befinden sich die Augen auf dem Kopf. (Quelle: Wikipedia)

Eine weitere Besonderheit der Haie ist ihre Haut. Sie besteht aus so genannten "Hautzähnchen" und sie fühlt sich glatt an - zumindest, solange man vom Kopf zum Schwanz über den Hai streicht. In umgekehrter Richtung ist die Haut rau, da sich die Schuppen aufstellen. Zu früherer Zeit wurde die raue Haut der Haie auch zum Schleifen und Polieren genutzt.

In den letzten Jahren hat man eine weitere faszinierende Eigenschaft der Haut entdeckt: Sie verfügt über eine Rillenstruktur, die den Oberflächenwiderstand des Wassers verringert. Dies wiederum haben Forscher für die Raum- und Luftfahrt übernommen. Gemeinsam mit dem Lotus-Effekt gehört diese zu den bekanntesten Erkenntnissen der Bionik. In dieser Wissenschaft werden geniale Beobachtungen aus der Natur in die Technik übertragen.

Wie viel Zähne ein Hai besitzt, ist schwer zu beantworten. Denn die Zähne des Raubtiers erneuern sich ständig und wachsen wieder nach. Die Haifischzähne sind sehr hart und - anders als bei uns - nicht fest im Kiefer verankert. Oft bleiben sie in seinem Opfer stecken oder fallen einfach aus, da die nächste Zahnreihe nachrückt. Im Allgemeinen hat ein Hai drei Reihen von Zähnen. Die unteren haben dabei eine etwas andere Form als die oberen Reihen. Das liegt daran, dass die Zähne des Unterkiefers die Beute nur festhalten sollen - deshalb sind sie leicht nach innen gebogen. Die obere Reihe ist gerade, sie "schneidet" die Beute durch.

Jährlich sterben 200 Millionen Haie durch Menschen

Im Jahr kommen weniger als 10 Menschen durch einen Hai ums Leben, jährlich werden aber etwa 200 Millionen Haie durch den Menschen umgebracht. (Quelle: Richard Ling)

Der Hai ist das Raubtier der Meere - und wir, die "größten Räuber" dieser Erde, sind gerade dabei, den Hai in all seiner Artenvielfalt auszurotten. Kommen im Jahr weniger als 10 Menschen durch einen Hai ums Leben, werden jährlich etwa 200 Millionen Haie durch den Menschen umgebracht. In jeder Sekunde sterben also sechs Haifische. Grund dafür ist der Handel mit Haiprodukten, die Haifischjagd als Sport und das Töten der Tiere durch den Beifang. Das bedeutet, dass Haie im Netz von Fischerbooten landen, die eigentlich Jagd auf andere Meerestiere machen.

Haie werden vor allem wegen ihrer Flossen gejagt, denn eine Haifischflossensuppe gilt in China als teure Delikatesse. Die grausamste Art der Haijagd ist das "Hai-Finning": Den Haien werden die Flossen bei lebendigem Leib abgeschnitten - und die Tiere dann lebend wieder zurück ins Meer geworfen, wo sie qualvoll verenden. Besonders gefährdete Arten sind der Tigerhai, der Weiße Hai und der Hammerhai.

Die Fortpflanzung der Haie ist langwierig, die meisten Haiarten sind lebend gebärend. Haie sind erst mit einigen Jahren fortpflanzungsfähig: bei Blauhaien sind es etwa fünf Jahre, bei Dornhaien sogar um die 15 Jahre. Bei den schwindenden Arten ist das problematisch. Zum Beispiel gibt es immer weniger geschlechtsreife Weiße Haie. Forscher befürchten, dass diese Art in einigen Jahrzehnten aus den Meeren verschwunden sein könnte. 70 der bisher bekannten etwa 500 Haiarten sind vom Aussterben bedroht. Man vermutet, dass es tatsächlich aber noch mehr sind, da längst nicht alle Haiarten erfasst wurden. Ein trauriges Resümee - denn egal, wie grausam Hollywood den Hai auch in Filmen darstellt oder wie blutrünstig wir ihn uns vorstellen, die Realität sieht anders aus. Dort sind vor allem die Menschen die "unbarmherzigen Killer", die nicht aus Überlebensdrang töten, sondern aus Habgier und Gleichgültigkeit.

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letzte Aktualisierung: 27.02.2010

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