26.09.2006
Wie perfekt Fische an das Leben im Wasser angepasst sind, wird nicht nur im aufwendigen Animationsfilm "Findet Nemo" klar. Gemeinsam mit Professor Jürgen Markl haben die Studenten der Kinderuni einen Vorstoß in die Meerestiefen gewagt. Sie machten Bekanntschaft mit Korallenriffen und seltsamen Lebensformen, die man erst vor wenigen Jahren in der Tiefsee entdeckt hat - dort, wo es eiskalt und stockfinster ist.
Die Begeisterung für das Leben unter Wasser ist bei den Studenten der Kinderuni ungebrochen. Der Hörsaal der Mainzer Universität ist wieder von Nachwuchsforschern bis auf den letzten Platz besetzt. Von Professor Jürgen Markl vom Institut für Zoologie wollen sie diesmal etwas über Nemos Heimat erfahren.
Es gibt eine ganze Menge Fische im Meer, darunter auch seltsame Lebensformen, die man erst vor wenigen Jahren in der dunklen Tiefsee entdeckt hat. Während Nemos Heimat für Taucher noch relativ leicht zu besuchen ist, da er sich in flachen Gewässern wohl fühlt, wissen wir über den Boden der Tiefsee weniger als über die Oberfläche des Mondes. Auf dem Meeresgrund gibt es wahrscheinlich viele fremde Lebewesen, von denen wir gar keine Ahnung haben.
Die Vorlesung beginnt sehr feucht, denn Jürgen Markl verblüfft mit einem Tauchgang im Hörsaal. Gerüstet mit Schnorchel und Taucherbrille begibt er sich ins kühle Nass einer mit Wasser gefüllten Plastikwanne. Nicht nur, dass Markl sich selbst nass macht, er bläst auch eine große Wasserfontäne durch den Schnorchel in Richtung der Studenten. Jetzt gibt es kein Halten mehr: Die begeisterten Kinder trampeln und klatschen Beifall, bis der Hörsaal bebt.
Lebende Fossilien im Tierreich
Bei seinem Tauchgang stößt Markl auf ein "lebendes Fossil": den Pfeilschwanz. Der Begriff "lebendes Fossil" ist eigentlich ein Widerspruch in sich: Fossilien leben nicht. Als lebende Fossilien gelten jedoch Tiere, die sich über viele Millionen Jahre hinweg kaum verändert haben. Einige von ihnen galten sogar lange Zeit als ausgestorben. Der Pfeilschwanz ist mit Skorpionen und Spinnen verwandt: Genau wie bei den Spinnen fließt auch in seinen Adern blaues Blut. Er ist sehr anpassungsfähig, was auch einer der Gründe sein kann, weshalb er heute fast genau so aussieht wie vor 300 Millionen Jahren. Er verkraftet große Temperaturschwankungen des Wassers und kann sogar einige Stunden auf dem Trockenen überleben.
Jürgen Markl nimmt uns aber nicht nur auf die Reise in die Plastikwanne mit, er begleitet uns auch auf eine Expedition in die Lebenswelt der Figuren aus dem Film "Findet Nemo". Die Spannung bei den Kindern steigt, denn jeder der hier anwesenden zukünftigen Forscher kennt den Film und wird heute mehr über die Hauptdarsteller erfahren. Aber bevor es so weit ist, lassen es sich die kleinen Studenten nicht nehmen, die Geschichte des Films lautstark vorzutragen.
Findet Nemo
Während Nemos Vater mit Hilfe der verwirrten Dorie verzweifelt im Meer seinen Sohn sucht, schließt Nemo mit den anderen Aquariumsbewohnern Freundschaft. Aber nicht nur Nemo lernt viele unterschiedliche Fische kennen, auch sein Vater Marlin wird von verschiedenen Haien, einem Wal und einer coolen Wasserschildkröte begleitet. Und um all diese Fische (und den Wal) geht es in der Kinderuni-Vorlesung.
Nemo und Merlin sind Clownfische - hier sind sich alle Kinder einig. Clownfische leben in den giftigen See-Anemonen, die in Korallenriffen wachsen. Sie werden deshalb auch als "Anemonenfische" bezeichnet. Andere Fische werden durch das Gift der Anemone abgeschreckt und halten sich daher fern. Der Clownfisch ist in der Lage, den schützenden Schleim der Anemone auf seine Haut zu übertragen, ohne sich dabei zu vergiften. So hat der Clownfisch das perfekte Versteck vor Feinden. Im Film wird das sehr deutlich erklärt, indem sich Nemo mit einem mit Anemonententakeln wäscht.
Der Chirurg unter den Fischen
Aber was wäre eine Kinderuni-Vorlesung mit dem Thema "Findet Nemo" ohne Marlins beste und durchgeknallt Freundin Dorie. "Dorie ist ein Doktorfisch", raunt es durch den Saal. "Aber warum nennt man den Doktorfisch so?", will Jürgen Markl wissen, "er hat doch nicht Medizin studiert!". Der Professor hat eine andere Erklärung parat: An der Schwanzwurzel des Fisches befinden sich zwei Fortsätze, die so scharf sind wie ein Skalpell, das Chirurgen zum Operieren benutzen.
Der Doktorfisch kann seine "Skalpelle" als Waffe einsetzen, um sich zu verteidigen und seinen Feinden empfindliche Wunden zuzufügen. Zur Warnung und Abschreckung sind diese Messer und die umgebende Körperpartie besonders auffällig gefärbt.
Die Kinderuni verging wie im Flug, aber auch nach dem Ende der Vorlesung war für Jürgen Markl an Feierabend nicht zu denken. Die Kinder stürmten das Podium, um den Professor mit Fragen zu löchern und sich den Pfeilschwanz aus der Nähe anzuschauen. Bei aller Begeisterung sind die jungen Studenten aber trotzdem froh, dass es bei der Kinderuni weder Hausaufgaben noch Noten gibt.
Vergiss nicht, dir oben rechts die Fotogalerie mit vielen weiteren Bildern und Informationen anzusehen. Hier werden wir dir Tiere aus dem Film näher vorstellen und du wirst sehen, welcher Fisch als Vorlage gedient hat. Die nächste Mainzer Kinderuni steht auch schon in den Startlöchern: Am 28. Oktober 2006 wird Professor Karl Klinkhammer vom Institut für Anorganische Chemie und Analytische Chemie dir zeigen, woraus Wasser besteht.
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