von Britta Pawlak
Erfahre im zweiten Teil, welche Möglichkeiten sich durch das medizinische Klonen eröffnen, um Krankheiten zu heilen und Menschen zu helfen. Welche moralischen Bedenken gibt es? Ist ein Embryo im Frühstadium bereits ein Mensch, oder "nur ein Zellhaufen"?
Auf der anderen Seite eröffnen sich durch das Klonverfahren viele neue Möglichkeiten in der Medizin. Anders als beim "reproduktiven Klonen" werden beim Klonen von einzelnen Körperzellen keine Lebewesen komplett kopiert. Hier werden Körperzellen so verändert, dass neue Zellen entstehen, deren Art die Forscher selbst bestimmen können. Es können zum Beispiel Herzmuskelzellen hergestellt werden, die eingesetzt werden sollen, wenn ein Gewebe nach einem Infarkt gestört ist.
Da diese Art von Klonen in der Medizin sehr hilfreich sein kann, spricht man vom "therapeutischen Klonen". Dieses Verfahren ist allerdings nicht ausgereift, und bisher konnte die Medizin kranke Menschen noch nicht auf diese Weise heilen. Fachlich sind noch viele Fragen dazu ungeklärt. Aber auch das Verfahren des "therapeutischen Klonens" löst in Deutschland und weltweit heftige Diskussionen aus.
Selbst die Mitglieder des deutschen Ethikrats, die sich mit Fragen der Ethik und Menschlichkeit beschäftigen, sind sich uneinig. Manche Mitglieder halten das "therapeutische Klonen" prinzipiell für vertretbar, wenn dadurch die Möglichkeit besteht, Krankheiten besser heilen zu können und Menschen zu helfen. Andere Mitglieder sind strikt dagegen.
Umstritten ist hier die Frage, ob und unter welchen Bedingungen die Herstellung und der Gebrauch von Klonen zulässig sein sollen. Das Thema Klonen wird nicht nur in Deutschland, sondern weltweit diskutiert. Der Rechtsausschuss der Vereinten Nationen hat sich nicht auf ein generelles Verbot des Klonens geeinigt, wie es von einigen Ländern gefordert worden war.
Menschliches Leben oder "nur ein Zellhaufen"?
Debattiert wird vor allem über den Umgang mit menschlichem Leben im Frühstadium. Um mit Stammzellen von Embryonen zu forschen, werden Zellen aus der Blastozyste, also eines wenige Tage alten Embryos, entnommen, der anschließend abstirbt. Zu diesem Zwecke wurden Embryonen in Labors gezüchtet.
Die Präsidentin der Akademie für Ethik in der Medizin, Claudia Wiesemann, sprach sich für mehr Schutz der Embryonen aus. Schließlich handle es sich hierbei um menschliches Leben, wenn auch in einem noch sehr frühen Stadium. "Durch die rein biologisch-technische Definition von Embryonen und Stammzellen geht auch die soziale Bedeutung von Fortpflanzung und Elternschaft verloren", sagte Wiesemann.
Der US-Wissenschaftler Dan Brock von der Harvard-University in den Vereinigten Staaten hat dazu eine völlig andere Haltung. Er ist der Ansicht, dass frühe Embryonen nicht den moralischen Status hätten, wie weiter entwickelte Föten im Mutterleib oder sogar bereits geborene Menschen. Ein Embryo innerhalb der ersten Tage seiner Entwicklung hätte schließlich noch kein Bewusstsein und keine Gefühle.
Auch die Fähigkeit eines frühen Embryos, sich später einmal zu einem Menschen zu entwickeln, zählt für Brock nicht. Nach der Definition vieler Forscher wird ein Embryo erst dann als Lebewesen angesehen, wenn er sich in der Gebärmutter der Frau eingenistet hat. Nur so ist es möglich, dass sich ein Embryo weiter entwickelt und zu einem Baby heranwächst.
"Früher setzte die Natur die Grenzen, heute müssen wir sie selbst setzen"
Der Bundestag beschloss im Frühjahr 2002 nach heftigen Diskussionen, dass in Deutschland nur mit embryonalen Stammzellen geforscht werden darf, die vor dem Jahr 2002 "gewonnen" wurden.
Deutsche Wissenschaftler haben sich nun darüber beschwert, dass sie durch diese Regelung in ihren Forschungen eingeschränkt und benachteiligt seien, weil die Zellen mittlerweile veraltet wären. In einigen anderen Ländern wie Großbritannien ist es dagegen erlaubt, Embryonen für Forschungszwecke zu züchten.
Die Debatte um das Klonen - selbst zu medizinischen Zwecken - bleibt heikel und spaltet die Öffentlichkeit. Ludger Honnefelder, Bioethiker an der Universität Bonn, warnte: "Man darf nicht vergessen, dass sich der Mensch heutzutage wie niemals zuvor dort selbst Grenzen setzen muss, wo bislang die Natur ihm Grenzen gesetzt hat".
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Am Thema Klonen scheiden sich die Geister. Was denkst du darüber? Eröffnet das Klonen einzigartige Möglichkeiten für Medizin und Wissenschaft? Kann man das Züchten und Zerstören von Embryonen im Frühstadium verantworten, wenn dadurch Krankheiten geheilt werden könnten? Oder ist dies ein unerlaubter Eingriff in die Natur? Wohin könnte es führen, wenn das Klonen für ganz andere Zwecke missbraucht würde - zum Beispiel, um medizinische Versuche an Lebewesen vorzunehmen oder "Kreaturen nach Maß" - eine Vielzahl von "einheitlichen Lebewesen" - zu erschaffen? In unserem Forum kannst du mit anderen Lesern darüber diskutieren! |
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