21.11.2007
Das Mutterland des Fußballs ist geschockt: Erstmals seit 23 Jahren hat sich die englische Nationalmannschaft nicht für eine Europameisterschaft qualifizieren können. Vor 90.000 Fans im ausverkauften Londoner Wembley-Stadion scheiterte England mit 2:3 an Kroatien. "England ist die Lachnummer des europäischen Fußballs", titelte eine britische Zeitung beschämt. David Beckham und Co. müssen sich die EM 2008 in Österreich und der Schweiz nun vor dem Fernseher anschauen.
Der Sündenbock für das Scheitern in der EM-Qualifikation war schnell gefunden: Trainer Steve McClaren war nur elf Stunden nach der bitteren Niederlage gegen die bereits qualifizierten Kroaten sein Amt los. Am Abend zuvor hatte die englische Auswahl mit den Starkickern Steven Gerrard vom FC Liverpool, Frank Lampard vom FC Chelsea und Wayne Rooney von Manchester United ihre gute Ausgangsposition im Kampf um die letzten zu vergebenen EM-Startplätze nicht nutzen können.
England hätte schon ein Unentschieden gereicht, um bei der EM dabei zu sein. Doch Mladen Petrics Tor zum 3:2 für Kroatien besiegelte das bittere Aus für England. Der kroatische Stürmer in Diensten von Borussia Dortmund verhalf gleichzeitig der russischen Nationalmannschaft zur kaum noch für möglich gehaltenen Qualifikation. Entsetzen in England und ungläubige Freude in Russland: Weil sie ihr Spiel gegen Andorra knapp mit 1:0 gewannen, zogen die Russen in der Tabelle noch in letzter Sekunden an den Engländern vorbei.
16 große Fußball-Nationen haben sich qualifiziert
Neben Russland sind fünfzehn weitere Teams für die EM qualifiziert. Darunter finden sich ausschließlich Nationen mit großer Fußball-Tradition. Ein echter Außenseiter konnte sich in den Qualifikationsgruppen nicht durchsetzen. So verpasste auch Finnland seine letzte Chance, zum ersten Mal bei einer EM-Endrunde dabei zu sein. Im Spiel gegen Portugal hätten die Nordeuropäer gewinnen müssen, Portugal reichte ein Unentschieden. Obwohl in der Begegnung keine Tore fielen, war der Jubel auf portugiesischer Seite natürlich groß: Die Nullnummer reichte dem Team um Starspieler Cristiano Ronaldo. Zusammen mit Portugal qualifizierte sich in der Gruppe A noch Polen, das zum ersten Mal bei einer EM mit von der Partie ist.
In der Gruppe B standen die großen Favoriten Italien und Frankreich bereits vor dem letzten Spieltag als Gruppensieger fest. Schottland, das lange Zeit in der Tabelle vor den Franzosen stand, ging zum Ende der Qualifikationsrunde die Luft aus. In der Gruppe C nutzte der 4:1-Erfolg Norwegens auf Malta nichts, weil gleichzeitig auch die Türkei ihr Spiel gegen Bosnien-Herzegowina gewann. Zusammen mit der Türkei qualifizierte sich der amtierende Europameister Griechenland. Die Griechen, betreut vom deutschen Trainer Otto Rehhagel, spielten eine hervorragende Qualifikationsrunde: 10 von 12 Begegnungen konnten sie gewinnen.
In Gruppe D war vor diesem Spieltag bereits alles entschieden. Deutschland hätte Tschechien zwar noch von der Tabellenspitze verdrängen können, wenn die Tschechen auf Zypern Punkte gelassen hätten. Doch da Deutschland selbst nur ein mageres 0:0 gegen Wales erzielte, waren die Rechenspielchen hinfällig. Bei der Truppe von Bundestrainer Joachim Löw schien gegen die zweikampfstarken Waliser die Motivation zu fehlen, im letzten Nationalmannschaftsspiel des Jahres noch einmal alles zu geben. In Gruppe E verlor England wie bereits erwähnt den "Krimi" gegen Kroatien mit 2:3.
In Gruppe F setzten sich erwartungsgemäß Spanien und Schweden durch. Die zwei Favoriten gaben sich auch am letzten Spieltag keine Blöße und fuhren jeweils einen weiteren Sieg ein. Alles entschieden war auch in Gruppe G. Dort qualifizierte sich etwas überraschend Rumänien noch vor den Niederlanden, die in ihrem letzten Auftritt eine peinliche 1:2-Niederlage in Weißrussland hinnehmen mussten.
Die 16 Teilnehmer der Fußball EM 2008 im Überblick:
Nation | Tainer | EM-Teilnahmen | Größte EM-Erfolge |
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Deutschland | Joachim "Jogi" Löw | 1972, 1976, 1980, 1984, 1988, 1992, 1996, 2000, 2004, 2008 | Europameister 1972, 1980 und 1996 |
Frankreich | Raymond Domenech | 1960, 1984, 1992, 1996, 2000, 2004, 2008 | Europameister 1984 und 2000 |
Griechenland | Otto Rehhagel "Rehakles" | 1980, 2004, 2008 | Europameister 2004 |
Italien | Roberto Donadoni | 1968, 1980, 1988, 1996, 2000, 2004, 2008 | Europameister 1968 |
Kroatien | Slaven Biliæ | 1996, 2004, 2008 | Viertelfinalist 1996 |
Niederlande | Marco van Basten | 1976, 1980, 1988, 1992, 1996, 2000, 2004, 2008 | Europameister 1988 |
Österreich | Josef Hickersberger | 2008 | |
Polen | Leo Beenhakker | 2008 | |
Portugal | Luiz Felipe Scolari | 1984, 1996, 2000, 2004, 2008 | Finalist 2004 |
Rumänien | Victor Piturca | 1984, 1996, 2000, 2008 | Viertelfinalist 2000 |
Russland | Guus Hiddink | 1960, 1964, 1968, 1972, 1988, 1992, 1996, 2004, 2008 | Europameister 1960 (UdSSR) |
Schweden | Lars Lagerbäck | 1992, 2000, 2004, 2008 | Halbfinalist 1992 |
Schweiz | Jakob „Köbi“ Kuhn | 1996, 2004, 2008 | |
Spanien | Luis Aragonés | 1964, 1980, 1984, 1988, 1996, 2000, 2004, 2008 | Europameister 1964 |
Türkei | Fatih Terim | 1996, 2000, 2008 | Viertelfinalist 2000 |
Tschechien | Karel Brückner | 1960, 1976, 1980, 1996, 2000, 2004, 2008 |
Europameister 1976 (Tschechoslowakei)
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