von Britta Pawlak - 25.09.2007
"Vom Himmel durch die Welt der Hölle - was Theater alles sein kann" - das war Thema im Rahmen der Kinderuni-Vorlesung in Mainz. Erfahre im zweiten Teil des Artikels, was eigentlich hinter den Kulissen geschieht. Wie wird ein Theaterstück geschaffen, wer übernimmt dabei welche Aufgaben - und was ist alles nötig, um eine Idee umzusetzen und ein Stück schließlich auf die Bühne zu bringen?
Damit ein Stück in einem Theater aufgeführt werden kann, muss es erst einmal gewählt werden. Die Auswahl richtet sich oft nach dem Standort der Aufführung, den derzeitigen politischen und gesellschaftlichen Interessen oder der Jahreszeit (beispielsweise Weihnachtsmärchen). Ist ein Stück ausgewählt, wird damit begonnen, die verschiedenen Posten zu besetzen. Über Regie und Assistenz sowie die Darsteller und Ausstatter wird entschieden.
Die erste Aufgabe des Regisseurs besteht darin, sich Gedanken zu machen, wie er das Schauspiel umsetzen möchte. Welche Möglichkeiten kann er zum Beispiel nutzen, um alleine durch die Kulisse den Zuschauer zu fesseln? Dazu benötigt er einen Bühnenbildner: Gemeinsam arbeiten sie an der ersten Struktur der einzelnen Szenen. Dann ist der Text an der Reihe. Dieser wird, sollte es erlaubt sein, noch einmal überarbeitet und angepasst. Steht die Rohfassung, beginnen die Darsteller damit, ihre Rollen einzustudieren, ihre Verhaltensweisen anzupassen und die Texte zu lernen.
Im Tanztheater sind die so genannten Choreografen die Regisseure des Stückes. Die Choreografie (aus dem Griechischen, bedeutet etwa "Tanzschrift") ist das Erfinden und Einstudieren der Bewegungen im Tanz. Dabei kann es sich sowohl um einen Solotanz eines einzelnen Akteurs handeln, als auch um ein aufwändig inszeniertes Stück, das eine ganze Geschichte erzählt.
Fantasie und Ausdruck durch Musik
Da Emotionen durch Musik noch verstärkt und besser dargestellt werden können, haben viele Theater ein Orchester oder Musiker, die dem Stück zusätzlich Ausdruckskraft verleihen. Soll das aufzuführende Stück mit Musik untermalt oder gar durch Musik dargestellt werden (Musical oder auch Singspiel), wird zu diesem Zeitpunkt die Bühnenmusik in Auftrag gegeben. Diese wird von den Musikern und auch von den Darstellern eingeübt.
Der Bühnenbildner macht sich nun detailliert an die Arbeit und schafft unterschiedliche Bühnenbilder, darunter die Kulissen für die verschiedenen Szenen. Außerdem bespricht er mit dem Requisiteur, welche beweglichen Gegenstände - so genannte "Requisiten" - für das Stück gebraucht werden, vorhanden sind oder noch besorgt werden müssen (das lateinische Wort "requisitum" bedeutet etwa "erforderliches Ding").
Während bei den einzelnen Rollen die Persönlichkeiten mit all ihren Feinheiten weiter entwickelt werden, beginnen die Kostüm- und Maskenbildner mit ihrer Arbeit. Nach und nach entwerfen sie die Kostüme, fertigen zum Beispiel Perücken an und versuchen, einen Charakter schon von außen erkennbar zu machen. Die Maske verleiht dem Gesicht des Darstellers noch größeren Ausdruck. Etwa zur selben Zeit sollte der Bühnenbildner soweit sein, seinen fast endgültigen Entwurf der Theatergruppe dem Theater-Ensemble zu präsentieren. So hat jeder noch die Möglichkeit, eigene Meinungen und Verbesserungsvorschläge zu äußern.
Exakte Ausarbeitung der Rollen
Die Darsteller, der Regisseur und dessen Assistent arbeiten weiter mit Hochdruck daran, den Charakteren ihren letzten Schliff zu geben. Gangarten, Mimiken und Tonlagen werden festgelegt und als Richtlinien niedergeschrieben. Das Bühnenbild wird gebaut: Manche Theater haben eigens dafür eine Theaterwerkstatt. Dort arbeiten Tischler, Maler, Tapezierer und Bildhauer gemeinsam. Die Kostüme werden entweder in der hauseigenen oder einer anderen Schneiderei genäht. Bis zur Fertigstellung werden die Schauspieler mit ähnlichen Kostümen, die sich noch von anderen Aufführungen im Theater befinden, ausgestattet.
Ist das Bühnenbild fertiggestellt, wird es aufgebaut. Die Lichttechniker kommen zum Zuge, Scheinwerfer werden ausgerichtet und die Lichteinstellungen für die jeweiligen Szenen programmiert. Heutzutage laufen diese Vorgänge meist computergesteuert ab - vor einigen Jahren aber liefen die Beleuchter noch über unseren Köpfen hinweg von Scheinwerfer zu Scheinwerfer, um diesen in die richtige Position zu bringen. Ist der Ton eingestellt und sind die Requisiten positioniert, beginnen die End- und Hauptproben. Diese Proben werden nach Möglichkeit nicht mehr unterbrochen. Zwar kann es noch Änderungen geben, diese werden dann aber nach der Probe besprochen.
Der große Augenblick: die Premiere
Die Generalprobe ist oft schon halböffentlich - es ist die letzte Probe vor der Premiere. Zu diesem Zeitpunkt könnte theoretisch vieles noch mal geändert werden. Nach der Premiere allerdings steht das Stück, und jede weitere Aufführung soll so nahe an sie herankommen, wie nur möglich.
Der große Augenblick naht, die Premiere steht an, das Theater ist ausverkauft und alle Akteure warten schon auf den Startschuss. Vorhang auf - die Show beginnt. Das Orchester spielt und die Darsteller scheinen ihre Rolle nicht nur zu spielen, sondern zu leben. Das Publikum ist begeistert, das Bühnenbild passt perfekt zur Geschichte. Der Souffleur vorne, der Mitarbeiter in dem kleinen Kasten auf der Bühne, flüstert den Schauspielern Wörter zu, noch bevor sie ins Stocken geraten können. Der Regisseur ist zufrieden, das Publikum applaudiert, der Vorhang schließt sich.
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