von Anna Schäfer - 04.05.2006
Die Zahl so genannter "Teenager-Schwangerschaften" nimmt stark zu. Jugendliche kennen zwar häufig viele Details über Sex, wissen aber gleichzeitig viel zu wenig über Verhütung. Jugendzeitschriften vermitteln ihnen meist ein falsches Bild von Sexualität und setzen junge Menschen unter Zugzwang. Das kann sehr schlimme Folgen haben. In den vergangenen Wochen haben zwei sehr, sehr junge Mütter für Aufsehen gesorgt.
Anfang März hat ein Mädchen in Hamburg ein gesundes Kind zur Welt gebracht. Die junge Mutter ist zwölf Jahre alt. Bis zur Geburt wusste sie nichts von ihrer Schwangerschaft. Erst als sie mit Bauchschmerzen ins Krankenhaus eingeliefert wurde, stellten die Ärzte fest, dass das Mädchen kurz vor der Geburt stand. Auch ihre Eltern hatten die Schwangerschaft nicht bemerkt. Alle hatten sich den immer dicker werdenden Bauch mit einer Gewichtszunahme in der Pubertät erklärt.
Immer häufiger kommt es vor, dass minderjährige Mädchen ungewollt schwanger werden. Eine zwölfjährige Mutter ist aber dennoch eine große Ausnahme. Die meisten Mädchen sind in diesem Alter biologisch noch nicht so weit entwickelt, dass in ihrer Gebärmutter ein Baby heranwachsen kann. Allerdings setzt die Pubertät heute insgesamt viel früher ein als noch vor einigen Jahren und Jahrzehnten. Manche Mädchen bekommen schon mit neun Jahren ihre erste Periode und sind somit geschlechtsreif. Dann könnten sie im Prinzip auch schwanger werden.
Verhütung noch kein Thema
Um Verhütung sorgen sich die wenigsten Mädchen in diesem Alter. Sexuelle Kontakte - die Voraussetzung, um schwanger zu werden - haben die meisten ohnehin erst einige Jahre später. Je nach Studie liegt das Durchschnittsalter von jungen Frauen beim ersten sexuellen Kontakt zwischen 15 und 17 Jahren, bei jungen Männern sogar noch etwas später.
Allerdings muss man wissen, dass ein einziges Mal ungeschützter Geschlechtsverkehr ausreichen kann, dass ein Mädchen - auch wenn es noch sehr jung ist - schwanger werden kann. Auch Mädchen und junge Frauen, die noch nie ihre Monatsblutung hatten, können bereits geschlechtsreif sein, ohne dass sie es wissen. Der Beginn der "Tage" ist nämlich das sichtbare Zeichen dafür, dass die Frau etwa zwei Wochen zuvor "fruchtbar" war.
Schützen kann man sich am besten mit einem Kondom, das der männliche Sexualpartner über seinen steifen Penis rollt. Ein weiteres sehr verbreitetes "Verhütungsmittel" ist die "Anti-Baby-Pille". Zwar verhindert auch die "Pille" eine Schwangerschaft, aber ein Kondom schützt zusätzlich noch vor gefährlichen Geschlechtskrankheiten wie zum Beispiel Aids.
Unwissenheit oder Scham
Manche Mädchen, wie die zwölfjährige Hamburgerin, bemerken ihre Schwangerschaft nicht oder wollen sie nicht bemerken. Andere schämen sich und versuchen ihren immer runder werdenden Bauch vor Freunden, Mitschülern und der eigenen Familie zu verstecken. So etwas ist schon oft vorgekommen und es hat meist schlimme Folgen für die junge Mutter und ihr neu geborenes Baby.
Erst Ende März hat sich ein Drama in Krefeld, im deutschen Bundesland Nordrhein Westfalen, ereignet. Dort hat eine 13-jährige Schülerin im Badezimmer ihrer elterlichen Wohnung ganz alleine eine Tochter zur Welt gebracht. Die junge Mutter war völlig verzweifelt und mit der Situation überfordert. Sie versorgte ihr Baby nicht, sodass es starb. Den toten Säugling versteckte sie in einem Park, wo er wenig später gefunden wurde. Zuvor war die Familie zwar über die Gewichtszunahme des Mädchens besorgt gewesen, aber niemand hatte eine Schwangerschaft für möglich gehalten. Die Mutter ging mit ihrer Tochter sogar zu mehreren Ärzten, aber auch die hatten die Ursache für den wachsenden Bauch nicht feststellen können.
Was kann man tun, nachdem man ungeschützten Sex hatte? Welche Möglichkeiten gibt es, wenn man ungewollt schwanger geworden ist? Wir berichten im nächsten Teil darüber, wie schwer es ist, Schule und Baby miteinander zu vereinbaren. Unten findest du auch viele Linktipps zum Thema Jugend-Sexualität im Internet.
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