von Anna Schäfer - 04.05.2006
Im ersten Teil hast du von zwei jungen Mädchen erfahren, die im Alter von zwölf und 13 Jahren ein Kind bekommen haben. Lies nun, was man beachten muss, wenn man ungeschützten Sex hatte. Außerdem sagen wir dir, welche Möglichkeiten es gibt, wenn man ungewollt schwanger wird und wie schwer es ist, Schule und Baby miteinander zu vereinbaren.
Verhindern lässt sich eine ungewollte Schwangerschaft eigentlich ganz einfach mit Verhütungsmitteln. Allerdings hat eine Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) im Jahr 2001 ergeben, dass mehr als jeder zehnte Jugendliche bei seinem "ersten Mal" keine Verhütungsmittel benutzt. Viele von ihnen begründeten dies damit, dass es spontan und unerwartet zum Geschlechtsverkehr gekommen sei. Mit Blick auf das Sprichwort "unverhofft kommt oft" empfiehlt es sich daher, besser auf Nummer sicher zu gehen und im Zweifelsfalle immer ein Kondom bei sich zu tragen.
Kurz nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr kann die "Pille danach" verhindern, dass sich ein befruchtetes Ei in der Gebärmutter einnistet. Streng genommen führt diese nachträgliche Verhütungsmethode also zu einem Schwangerschaftsabbruch in einem sehr frühen Stadium. Es wäre nicht ratsam, es mit Blick auf die "Pille danach" im "Eifer des Gefechts" darauf ankommen zu lassen und auf Verhütung zu verzichten. Das Medikament besteht aus einer sehr hohen Hormonkonzentration, die den Körper stark aus dem Gleichgewicht bringen kann. Dennoch ist diese Methode immer noch deutlich besser als eine ungewollte Schwangerschaft zu riskieren.
Was tun bei einer ungewollten Schwangerschaft?
Sollte es dennoch passiert sein und eine Schwangerschaft wird in den ersten zwölf Wochen festgestellt, kann sich das Mädchen dafür entscheiden, sie abzubrechen. Dann wird der Embryo - so heißt das heranwachsende Baby im Mutterleib - entweder aus der Gebärmutter abgesaugt oder es werden Medikamente verabreicht, die dazu führen, dass er abgestoßen wird. Dieser Eingriff wird als Abtreibung bezeichnet. Bei einer Abtreibung muss sich die Schwangere bei einer anerkannten Organisation beraten lassen. Dies ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz verpflichtend.
Nach der zwölften Schwangerschaftswoche darf nur noch in ganz bestimmten Fällen abgetrieben werden. Dazu zählt, dass der Embryo sehr krank ist oder eine Gefahr für die werdende Mutter besteht. Da eine Schwangerschaft sehr anstrengend ist und der Körper junger Mädchen noch nicht auf eine solch große Belastung vorbereitet ist, würde der Arzt eine Abtreibung vermutlich nicht verweigern, wenn diese ausdrücklich gewünscht ist. Eine Abtreibung ist natürlich immer ein schwerer Entschluss für ein Mädchen oder eine Frau. Man kann bei einer Beratungsstelle hilfreiche Informationen bekommen und nach Adressen für eine weitere psychologische Betreuung fragen.
Leben zwischen Schule und Wickeltisch
Viele Mädchen und Frauen entscheiden sich trotz schwieriger Umstände, das Baby auf die Welt zu bringen, da sie den Schwangerschaftsabbruch nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können. Viele Teenager-Mütter erhalten Unterstützung von ihren Eltern. Sie können sich auch an Beratungsstellen wenden, um Hilfestellungen zu erhalten. Wenn sie sich nicht in der Lage sehen, selbst für das Kind zu sorgen, so können sie das Baby nach der Geburt zur Adoption freigeben. Das Kind wächst dann in einer anderen Familie auf.
Entscheidet sich die junge Mutter für das Kind, verändert sich damit ihr ganzes Leben. Ein Kind zu bekommen bedeutet nicht nur Mutterglück, sondern auch viel Arbeit, eine hohe körperliche und seelische Belastung und eine große Verantwortung. Während Klassenkameraden auf Partys oder in die Disco gehen, müssen die jungen Eltern ihr Kind versorgen. Alle zwei bis drei Stunden muss die Mutter ihr Baby stillen - auch nachts. Da erfordert es fast schon unmenschliche Kräfte, am nächsten Morgen früh aufzustehen und in die Schule zu gehen. Verantwortungsbewusste Frauen müssen auch darauf achten, dass sie keinen Rauch einatmen, da die Schadstoffe über die Muttermilch in den Körper ihres Babys gelangen und dort Schäden anrichten können. Selber Rauchen und Alkohol trinken sind deshalb für schwangere Frauen und stillende Mütter absolut tabu.
Teenagermütter haben meistens noch keinen Schulabschluss und keine Berufsausbildung. Schule und Baby unter einen Hut zu bekommen, ist sehr schwer. Viele junge Mädchen unterschätzen die Belastung, die auf sie zukommt. Die Beziehung mit dem Vater des Kindes zerbricht oft bereits nach kurzer Zeit, weil die Nerven durch all die Anstrengungen und den ständigen Schlafmangel blank liegen. Der Alltag lässt sich meist nur dann bewältigen, wenn die eigenen Eltern bei der Kinderbetreuung mithelfen. Wenn das nicht möglich ist, gibt es auch Mutter-Kind-Heime, die junge Mütter mit ihren Kindern aufnehmen und unterstützen.
Viel mehr Jugend-Schwangerschaften
In Österreich werden jedes Jahr zwölf von tausend minderjährigen Mädchen schwanger (1,2 %), in Deutschland sind es sieben von tausend Mädchen (0,7 %). In der Schweiz liegen die Zahlen mit fünf Schwangerschaften bei tausend minderjährigen Mädchen am niedrigsten (0,5 %). In Deutschland hat sich die Zahl der Schwangerschaften von Minderjährigen laut Statistischem Bundesamt in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Im Jahr 2004 wurden rund 13.000 Teenager schwanger, knapp 8.000 von ihnen haben abgetrieben.
Sexualwissenschaftler fordern, dass sowohl in der Familie als auch in der Schule früher und ausführlicher über Sexualität und Verhütung gesprochen wird, damit Jugendliche bei ihren ersten sexuellen Erfahrungen besser vorbereitet sind und nicht von den Ereignissen und ihren Gefühlen überrumpelt werden.
Nur keine Hektik
Wann der richtige Zeitpunkt für den ersten sexuellen Kontakt gekommen ist, sollte jeder für sich selbst entscheiden, ohne sich dabei vom Partner, von angeblich erfahrenen Freunden oder von Jugendzeitschriften unter Druck setzen zu lassen. Die meisten Jugendlichen in Europa erleben ihren ersten Geschlechtsverkehr mit 16 oder 17, doch auch wer sich noch einige Jahre länger Zeit lässt, ist deshalb nicht unnormal.
Viele junge Menschen glauben aber, dass das Durchschnittsalter fürs "Erste Mal" viel niedriger sei. Teeny-Zeitschriften geben ihnen das Gefühl, dass sie spät dran seien, wenn sie mit 14 Jahren noch keinen Freund oder Freundin hatten. Um kein Nachzügler zu sein, wollen auch sie diese Erfahrung so früh wie möglich machen. Tatsächlich ist aber weniger als jeder zehnte Jugendliche unter 14 Jahren sexuell aktiv.
Laut der BZgA-Studie "Jugendsexualität" erlebt jede dritte junge Frau ihren ersten Geschlechtsverkehr als "nichts Besonderes" oder sogar als etwas "Unangenehmes". Der Grund wird darin vermutet, dass bei (zu) jungen Mädchen das Gefühl für den eigenen Körper noch nicht voll entwickelt ist. Außerdem haben viele Jugendliche aus Zeitschriften oder dem Fernsehen eine falsche Vorstellung von dem, was sie erwartet und was von ihnen erwartet wird. Es spricht also vieles dafür, sich bei Menschen zu informieren, denen man vertraut - und sich einfach Zeit zu lassen, bis man sich reif fühlt.
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