Auf der ganzen Welt trocknen Seen aus oder werden durch Abwasser verschmutzt. So geht lebensnotwendiges, sauberes Trinkwasser verloren. Auf der internationalen Welt-Seen-Konferenz in der kenianischen Hauptstadt Nairobi haben Experten überlegt, wie man diese Entwicklung stoppen kann.
Auf der Erde sollte es eigentlich genug Trinkwasser für alle geben, schließlich leben wir auf dem so genannten "blauen Planeten". Drei Viertel der Erdoberfläche sind mit Wasser bedeckt. Allerdings ist der allergrößte Teil des Wassers salzig und damit für uns ungenießbar. Pro 100 Liter Wasser sind 97 Liter Salz- und nur drei Liter Süßwasser. Und von diesen drei Litern ist auch noch der allergrößte Teil als "ewiges Eis" an den Polen oder als Gletscher gefroren.
Tatsächlich stehen Menschen, Tieren und Pflanzen von 1000 Litern Wasser auf der Erde gerade einmal drei Liter als Trinkwasser zur Verfügung. Doch selbst das könnte reichen, um den Durst aller Lebewesen zu stillen. Nur ist es leider sehr ungleich auf der Erde verteilt.
Bei uns wird Trinkwasser verschwendet
Im Gegensatz zu trockenen, heißen Ländern gibt es bei uns jede Menge Trinkwasser. Deshalb gehen die meisten Menschen nicht gerade sorgsam mit dem wertvollen Nass um. Sauberes Trinkwasser kommt bei uns wie selbstverständlich aus dem Wasserhahn, und wir machen uns keine Gedanken darüber. Da wir reichlich Trinkwasser haben, benutzen wir es auch für die Toilettenspülung, zum Kühlen von Maschinen und zum Blumengießen. Das ist eine ziemliche Verschwendung.
Über eine Milliarde Menschen in anderen Teilen der Welt können das nicht verstehen. In vielen armen Ländern holen sie das Wasser, das sie trinken müssen, direkt aus einem Fluss oder einem See in ihrer Umgebung. Obwohl dieses Wasser oft verschmutzt ist, müssen sie es trinken, um nicht zu verdursten. Das Problem ist nun, dass viele Seen immer kleiner werden und irgendwann ganz verschwunden sind. Für die Menschen, Tiere und Pflanzen ist das eine Katastrophe.
Wasser fehlt dem Tschadsee
Doch wie kommt es, dass Seen langsam austrocknen? Zum Teil tragen Bauern die Schuld, die Wasser aus den Flüssen abzweigen, um damit ihre riesigen Plantagen zu bewässern. Dieses Wasser kommt nie in den Seen an und fehlt dort. So wird das Wasser, das durch die Sonnenstrahlung verdunstet, nicht mehr ersetzt. Besonders deutlich wird dies beim Tschadsee im Sudan. Er ist seit in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter geschrumpft und besitzt heute nur noch ein Fünftel der Größe von vor 35 Jahren.
Auch der Aralsee zwischen Kasachstan und Usbekistan droht zu verschwinden. Im Jahre 1960 war er noch der viertgrößte See der Erde. Doch große Baumwollplantagen zweigen täglich gigantische Wassermengen ab. Bis heute hat der Aralsee weit über die Hälfte seines Wassers verloren und ist in zwei deutlich kleinere Seen zerfallen. Wenn nicht endlich etwas geschieht, wird er bald völlig verschwunden sein.
Zerstörte Ökosysteme
Die Menschen gefährden das ökologische Gleichgewicht der Seen auch dadurch, dass sie immer mehr Schadstoffe einleiten. Fabriken und Haushalte kippen ihren Müll in die Flüsse und vergiften das Wasser. Auch die Insektenbekämpfungsmittel und Unkrautvernichter der Bauern landen über das Grundwasser in den Flüssen und Seen. Am Ende der Nahrungskette nehmen die Menschen das Gift über das Trinkwasser und die Fische, die sie essen, wieder auf. Besonders Kinder und alte Leute leiden daran und werden krank.
Außerdem gelangen viele Düngemittel von den Feldern in den Wasserkreislauf. Auf diese Weise fließen zu viele Nährstoffe in den Flüsse und Seen. Das führt zu verstärktem Algenwachstum. Diese Pflanzen verbrauchen den Sauerstoff im Wasser im schlimmsten Falle so lange, bis die meisten Tiere sterben. Biologen sprechen davon, dass der See "umkippt".
Auch der Viktoriasee droht umzukippen. Der zweitgrößte See der Erde liegt zwischen Uganda und Tansania im Zentrum Afrikas. Dort haben sich wegen Überdüngung die Algen und Wasserhyazinthen extrem stark vermehrt. Dass es dort immer weniger Fische gibt, hat allerdings auch andere Gründe. Zum einen gibt es immer mehr Menschen, die vom Finschfang leben. Zum anderen haben Menschen vor 50 Jahren mit dem "Nilbarsch" einen Raubfisch ausgesetzt, der nach und nach alle heimischen Fischarten verdrängt. Bis heute haben nur 150 von einst 400 Viktoriasee-Buntbarsch-Arten überlebt.
Lebendige Seen erhalten
Auf der Welt-Seen-Konferenz haben Politiker, Wissenschaftler, Umweltschützer sowie Jugendliche aus allen Teilen der Welt im November gemeinsam beraten, wie man die Seen der Erde retten kann. Es geht genauso um den Bodensee wie um den Victoriasee, den Tschadsee, den Aralsee, den chinesischen Poyangsee und alle anderen Seen. Die Konferenz-Teilnehmer tauschen Forschungsergebnisse aus und geben sich gegenseitig Tipps, wie man mit Umweltproblemen fertig werden und Urlauber für die Natur begeistern kann.
Wer Seen in armen Ländern erfolgreich retten will, der muss vor allem die Armut der Menschen bekämpfen. Die Anwohner müssen merken, dass der Naturschutz sich für sie auszahlt. Ein gesunder See trocknet nicht aus und sichert so die Ernte der Bauern. Und in einem gesunden See leben viele verschiedene Fischarten, die den Fischern für lange Zeit einen guten Fang sichern.
Außerdem zieht ein intakter See viele Touristen an. "Sanfter Tourismus" bringt neue Arbeitsplätze in arme Regionen. Naturverbundene Urlauber aus reichen Ländern sind gerne bereit für ein einmaliges Ferienerlebnis viel Geld auszugeben. Sie brauchen Hotels, Restaurants, Transportmittel, naturkundige Führer und kaufen Andenken für zu Hause. Wer Seen dagegen ausbeutet und zerstört, der schadet nicht zuletzt auch sich selber damit.
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