04.07.2005
Es droht Unheil: Die Hexe hat Mister Technicolors magischen Regenbogenschirm mit ihren grünen Krallen ergriffen und will ihn in ihr graues Farbklo stecken. Doch die Rettung naht im letzten Augenblick.
Zum Glück klingelt ihr Mobil-Telefon. Die Hexe hat heute nämlich Notdienst im Hexenministerium zur Verhinderung aller Happy-Ends. Hänsel und Gretel sind ausgebüchst und müssen wieder eingefangen werden.
So was gibt es im Kino immer wieder! Die Bösen machen eine Pause, damit die Guten die Welt retten können. Das ist also genau der richtige Moment: Dorothy schleicht sich in das Farbvernichtungslabor, um den magischen Regenbogenschirm in letzter Sekunde zu retten.
Doch Dorothy wird von der schillernden Farb-Pracht überwältig. Schließlich sehnt sie sich so sehr nach einer bunten Welt, und das Labor der Hexe ist voller knalliger Farben. „Wie wäre es“, fragt sich Dorothy, „wenn ich selbst einmal ein bisschen was ausprobiere"?
Mit der Hand bemalt
Dorothy nimmt einen Pinsel und bemalt ihre Schuhe mit roter Farbe. Genauso haben das vor über 100 Jahren die Filmpioniere auch gemacht, als es noch keinen richtigen Farbfilm gab. Das nennt man Handkolorierung, weil jedes einzelne Detail auf jedem einzelnen Filmbild in feinster Handarbeit bemalt werden muss. Das Ergebnis ist ganz famos. Aber das dauert! Für mehr hat Dorothy einfach keine Zeit, denn da kommt die Hexe wieder. Ach ja, der Schirm! Und dann nichts wie weg hier!
Es muss einen Trick geben, wie das Ganze schneller und bunter geht. Mit dem geretteten Schirm in der Hand ruft Dorothy nach Mister Technicolor. Aber der hört sie nicht. Wahrscheinlich ist er gerade wieder in seinem Eisenbahnwagon unterwegs.
Die Kinder helfen Dorothy und rufen aus voller Lautstärke "Mister Technicolor"!!! Und wieder ertönt "Mister Bombastic" aus den Boxen. Mit lässig-coolen Schritten kommt der Gerufene die Treppe herunter und nimmt den Schirm dankend entgegen.
Bunte Belohnung
„Dorothy“, sagt er, „hat jetzt aber eine Belohnung verdient“. Sie hat das Rätsel gelöst und den Schirm gerettet. Also verwandelt Mister Technicolor die graue Dorothy in ein wunderschönes, buntes Mädchen. Dazu schickt er sie in sein Eisenbahnwagon-Farblabor, wo seine Leute schon warten.
Zunächst braucht Mister Technicolor eine riesige Kamera, in der das weiße Licht aufgespaltet wird. Das fällt dann auf drei Filmstreifen, die entwickelt werden müssen. Wie die subtraktive Farbmischung funktioniert, weist du ja auch schon aus dem Hexenlabor. Wenn man es richtig macht und nicht so grob wie die Hexe, dann kann man mit der subtraktiven Mischung alle möglichen Farben auf Papier oder auf einen Film drucken.
Blau, Rosarot und Gelb nennt man in der Fachsprache Cyan, Magenta und Yellow - du kennst das vielleicht von den Druckerfarben, die genauso heißen. Drei Filmstreifen in diesen Farbtönen legt man einfach übereinander. Aber das reicht noch nicht ganz: Damit es richtig gut aussieht, muss man noch eine Schwarzweiß-Kopie des Films entwickeln. Die nennt man "Key". Damit das richtig gut klappt, rufen die vielen Kinder-Studenten im Hörsaal eine Zauberformel: "Cyan … Magenta … Yellow, dann Key…, und bunt ist unsere Dorothy!"
Aus der grauen Dorothy wird die bunte Judy
Sensationell – Dorothy erscheint in einem strahlend-blauen Kleid und knallroten Schuhen. Nur ihr Hund Toto sieht immer noch so langweilig grau aus wie früher. Und darum wird er auch nicht so ein großer Filmstar wie Dorothy, die von nun an Judy Garland heißt! Der Zauberer von Oz hat sie mit seinen Farben berühmt gemacht!
Bis zur nächsten Vorlesung müsst du dich nicht ganz so lange gedulden, denn in zwei Wochen ist es schon wieder so weit. Professor Wolfgang Zwickel und Professor Wolfgang Hofmeister nehmen dich mit auf eine Reise in den Orient. Bunt waren im Orient Kleidung, Schmuck und Malerei, und zwar mit Hilfe natürlich vorkommender Farben.
Die Vorlesung gibt einen Einblick, aus was die Menschen im Altertum Farben machten, wie sie diese herstellten und vor allem auch, wie die Farben wirkten. Mehr erfährst du am Samstag, 16. Juli in der Kinderuni Mainz. Und anschließend natürlich wieder beim Hellen Köpfchen.
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