04.07.2005
Plötzlich fängt der Hörsaal an zu beben. "Mr. Bombastic" tönt laut aus den Boxen, die überall an den Wänden befestigt sind. Wenige Augenblicke zuvor hatten die Kinder noch hochkonzentriert Fabienne und Susanne gelauscht, nun klatschen und wippen sie alle im Takt.
"Was passiert den hier?", fragt sich Dorothy. "Tritt ein Engel auf oder eine gute Fee?" Aber nein. Mister Technicolor kommt mit offenem Regenschirm beschwingt die Treppe hinunter, klappt den Schirm zu und stellt sich Dorothy vor. „Gestatten“ sagt der hübsche Mann mit rotem Zylinder und dunkler Sonnenbrille, „Kalmus, Herbert. Künstlername: Mister Technicolor. Ich komme aus dem Land hinter dem Regenbogen und bin gerade zufällig mit meinem Eisenbahnwagon hier vorbeigekommen."
Den Mister Technicolor gab es wirklich. Er sah zwar nicht ganz so aus wie unser Exemplar mit dem bunten Regenschirm, aber er hatte tatsächlich einen Eisenbahnwagon. Darin befand sich sein fahrendes Labor und seine Farbfilmfirma Technicolor. Mit ihrem Eisenbahnwagon sind die us-amerikanischen Erfinder von Drehort zu Drehort getingelt und haben den Regisseuren geholfen, Farbfilme zu drehen. Weil das sehr kompliziert und teuer war, musste Mister Technicolor immer am Set dabei sein.
Die Denk-Aufgabe
Mister Technicolor wendet sich wieder an Dorothy: "Ich schlage dir etwas vor: Ich mache dich schön bunt. Aber vorher musst du ein Rätsel lösen: das Geheimnis dieses magischen Regenbogen-Schirms. Damit du in Ruhe nachdenken kannst, leihe ich dir den Schirm für eine kurze Weile. Pass gut darauf auf."
Doch zunächst dürfen die Kinder raten, welches Geheimnis hinter dem Schirm stecken könnte. Die Finger gehen nach oben und so manches Kind ruft seinen Lösungsvorschlag laut auf die Bühne. Der Schirm sieht aus wie ein Regenbogen. Aus der anderen Ecke ist zu hören, dass weißes Licht aus Farben besteht. Offenbar haben die Teilnehmer bei einer der vorangegangenen Kinderuni-Vorlesungen sehr gut aufgepasst, denn da ging es genau um dieses Thema.
"Für die Farbe im Film ist es ungeheuer wichtig, dass weißes Licht sich wie bei einem Regenbogen in alle Farben spalten und wieder zusammenfügen lässt", erklären die Filmwissenschftlerinnen. "Wenn man alle Regenbogenfarben zusammennimmt, ergeben sie wieder weißes Licht. Das hat vor etwa 350 Jahren der berühmte Physiker Isaac Newton entdeckt."
Auftritt der diebischen Farbhexe
Während Fabienne und Susanne den Kindern dies alles erklären, taucht im Hintergrund eine düstere Gestalt auf und schleicht sich langsam an. „Wer ist denn das schon wieder? Mein Gott“, denkt Dorothy, „im Land der Farbmenschen geht es ja bunt zu.“ An dem grünen Gesicht und vor allem an der hässlichen Nase erkennt Dorothy sofort, dass sie es mit einer Hexe zu tun hat. Da klaut sie schon den bunten Schirm, der immer noch aufgespannt auf der Bühne steht. Sie macht ihn zu und haut damit ab.
Dorothy wird schnell klar, dass Mister Technicolor ohne seinen Schirm nichts weiter ist als ein ziemlich alberner Kerl. Die Hexe mischt Cyan (hellblau) und Yellow (gelb) in einem großen Glas zusammen, und es entsteht ein tolles Grün!
Das, was die Hexe da tut, heißt subtraktive Farbmischung. Das kennt ihr bestimmt auch: Wenn ihr alle Farben in eurem Wasserfarbenkasten durcheinander mischt, entsteht kein Weiß wie bei einem Regenbogen, sondern ein matschiges Graubraun. Subtraktive Farbmischung nennt man das deshalb, weil ein Minus entsteht - es ist also fast wie beim "Subtrahieren". Die Farben löschen sich gegenseitig in ihrer Buntheit aus. Übrig bleibt ein dunkles Graubraun! Das kann man fast mit dem Minusrechnen im Matheunterricht vergleichen, nur eben mit Farben.
„Nieder mit Magenta“
Was hat die Hexe da gebrüllt? "Nieder mit dem Magenta!" Komisches Wort. "Magenta" ist eine rosarote, künstliche Farbe, die französische Chemiker erfunden haben. Damals, Mitte des 19. Jahrhunderts, haben die Franzosen die Stadt Magenta in Italien erobert. Und weil sie darauf so stolz waren, haben sie die Farbe Rosarot "Magenta" getauft.
Aber für uns ist vor allem eines wichtig: Ohne Magenta gäbe es keine Technicolor-Filme! Warum, das verraten wir dir im nächsten Teil ganz genau.
Hinweis zum Copyright: Die private Nutzung unserer Webseite und Texte ist kostenlos. Schulen und Lehrkräfte benötigen eine Lizenz. Weitere Informationen zur SCHUL-LIZENZ finden Sie hier.
Wenn dir ein Fehler im Artikel auffällt, schreib' uns eine E-Mail an redaktion@helles-koepfchen.de. Hat dir der Artikel gefallen? Unten kannst du eine Bewertung abgeben.