"Bereit zum Entern!" - den Überfall auf fremde Schiffe praktizieren die gefürchteten Piraten über Jahrhunderte hinweg. Abgesehen haben es die Seeräuber auf die Schiffsladung, aber nicht selten müssen dabei Kapitän und Besatzung der gekaperten Schiffe ihr Leben lassen. Pirat war einmal ein richtiger Beruf. Die gefährlichen Freibeuter machten die Seewege für Kaufleute unsicher, die ihre wertvollen Frachten in andere Länder verschifften. Seeräuber entwickelten ebenso listige wie grausame Strategien, um Schiffe zu entern und Gegner auszuschalten. Sogar heute noch werden Schiffe auf ihrem Handelsweg von Piraten überfallen. Was besagen die gruseligen Legenden berühmter Seeräuber?
Sobald die Menschen begannen, Waren über die Meere in andere Länder zu verschiffen, waren die gefürchteten Piraten nicht mehr weit. Bereits im Jahr 1200 v. Chr. überfielen Seevölker im Mittelmeer nicht nur Schiffe, sondern auch Städte in Küstennähe. In dieser Zeit waren die Schiffe mit Rudern versehen - die "Galeeren" waren wendiger und damit geeigneter für das Überfallmanöver.
In der Antike raubten die Piraten zum Beispiel Getreide, das aus Ägypten nach Rom verschifft wurde. Bei Überfällen auf dem Wasser ging es aber nicht nur um die Waren friedlicher Handelsschiffe. In Seeschlachten fochten verfeindete Länder und Völker Kriege aus. Die Schlacht zwischen den Seevölkern und den Streitkräften des ägyptischen Ramses III. im Nildelta von 1198 bis 1166 v. Chr. ist das älteste Ereignis eines solchen Machtkampfes auf See, das heute bekannt ist.
Die so genannte Strandpiraterie beinhaltet Plünderungen von gestrandeten Schiffen und Angriffe auf küstennahe Fahrzeuge von Land aus. Ziel der Seeräuber waren vor allem Handelsschiffe, während sie Kriegsschiffe aller Art mieden. Diese waren größer und besser bewaffnet - und es gab dort im Allgemeinen keine Reichtümer und wertvollen Waren zu holen, wie auf Handelsschiffen.
Wie eroberten Piraten die Schiffe, um sie auszurauben?
Die Taktiken der Piraten waren verschieden. Beschossen sie andere Schiffe mit Kanonen, drohte ein direkter Rückschlag der Gegner. Außerdem bestand die Gefahr, dass das Schiff in Brand geriet, explodierte oder sank - und man hatte es schließlich auf die wertvolle Fracht abgesehen. Schiffe wurden also meist im Enterkampf erobert - denn im Nahkampf waren die Kaufleute den erfahrenen Seeräubern unterlegen. Oft hatten Piraten kleinere, aber schnelle Fahrzeuge, um das Heck des Handelsschiffes zu erreichen. Oder sie versteckten sich in Buchten, um einen überraschenden Überfall auf heranfahrende Schiffe zu starten.
Seeräuber benutzten nicht selten Pulver aus Ätzkalk, das durch den Wind in die Gesichter der Gegner wehte und sie blendete. An Bord wurden die Fallen gekappt, damit die Segel herabstürzten und die Besatzung unter sich begruben. Ab dem 17. Jahrhundert waren die Kaufleute mit besseren Waffen gerüstet, um sich gegen Übergriffe zu schützen. Aber auch die Taktik der Seeräuber änderte sich.
Sie beschossen Mast, Segel und Tauwerk der Gegner mit Kettenkugeln - zwei Eisenkugeln, die durch eine Kette miteinander verbunden waren. Diese wurden aus einer einzelnen Kanone abgeschossen und sollten die Seile des Schiffes durchtrennen oder Masten einreißen, um das Schiff fahrtuntüchtig zu machen. Verlangsamte sich das feindliche Schiff, kamen die Piraten näher heran, um Enterhaken zu werfen und das Fahrzeug zu sich heranzuziehen. Psychologische Kriegsführung der Piraten war es, den Gegner abzuschrecken. Sie stießen einen Schlachtschrei aus, schwangen Entermesser oder Säbel und hissten schreckliche Flaggen mit Totenköpfen und Skeletten.
Freibeuter: Kaperfahrt als Heldentat
Fremde Schiffe zu überfallen, galt auch als Heldentat. Noch zu Odysseus-Zeiten im 8. Jahrhundert n. Chr. waren die Kaperfahrten der Haupterwerb vieler Zeitgenossen. Die Raubzüge auf See galten als ehrenhafte Art, Geld und Reichtum zu vermehren. Im 12. Jahrhundert stellten Länder Seeräubern so genannte "Kaperbriefe" aus. Er gab dem Kapitän das Recht und den Auftrag, Schiffe fremder Nationen zu überfallen und auszurauben.
Im Gegenzug zahlten die Seeräuber einen Teil der Beute an die Auftragsgeber und fanden in ihrem Hafen einen sicheren Ankerplatz. Piraten wurden so als Söldner, also bezahlte Soldaten, eingesetzt, die bei der strategischen Kriegsführung vieler Länder bedeutend waren. Man nannte sie "Freibeuter". Ein empfindlicher Schlag gelang dem Niederländer Piet Heyn im Jahr 1628 gegen Spanien. Die spanische Silberflotte brachte Unmengen von Silber aus Mexiko und Bolivien in das Heimatland. Spanien finanzierte mit dem kostbaren Metall die Kriege gegen seine europäischen Nachbarstaaten. Mit den Niederlanden befand es sich im 80-jährigen Krieg. Vor Kuba erbeutete Piet Heyn einen Großteil der Fracht der spanischen Silberflotte. Spanien wurde dadurch als Kriegsmacht in Europa stark geschwächt.
Klicke auf den Weiter-Pfeil rechts unten, um zum zweiten Teil unseres Artikels zu gelangen. Dort wirst du mehr über die gruselige Sage des berühmten Piraten Störtebeker und andere Seeräuber-Legenden erfahren. Außerdem berichten wir, welche verschiedenen Piratenflaggen es gibt und was sie bedeuten.
Hinweis zum Copyright: Die private Nutzung unserer Webseite und Texte ist kostenlos. Schulen und Lehrkräfte benötigen eine Lizenz. Weitere Informationen zur SCHUL-LIZENZ finden Sie hier.
Wenn dir ein Fehler im Artikel auffällt, schreib' uns eine E-Mail an redaktion@helles-koepfchen.de. Hat dir der Artikel gefallen? Unten kannst du eine Bewertung abgeben.