Im zweiten Teil unseres Artikels berichten wir von der gruseligen Sage des berühmten Piraten Störtebeker und anderen Seeräuber-Legenden. Welche verschiedenen Piratenflaggen gibt es - und was bedeuten sie? Auch heute noch gibt es die Schrecken der Meere: Vor den Küsten einiger afrikanischen und asiatischen Länder überfallen Kriminelle immer wieder fremde Schiffe, entführen Mitglieder der Schiffsbesatzung oder töten sie sogar.
Längst nicht alle Freibeuter hielten sich an den Auftrag, den die Regierungen ihnen erteilten. Sie brachen das Abkommen, das sie mit dem Kaperbrief geschlossen hatten, und behielten die Beute nicht selten ganz und gar ein. Oft überfielen sie auch die Schiffe der eigenen Auftraggeber und schlossen sich mit Freibeutern verfeindeter Nationen zusammen. Ein berühmtes Beispiel ist der Hamburger Freibeuter und spätere Pirat Klaus Störtebeker.
Im 14. Jahrhundert arbeitete er zunächst als Freibeuter für die "Hanse". Das war eine Vereinigung von Kaufleuten aus den Städten Hamburg, Bremen, Rostock, Stralsund und Wismar in Norddeutschland. Sie hatten sich zusammengeschlossen, um die sichere Überfahrt ihrer bestellten Waren zu garantieren. Im Jahr 1389 herrschte Dänemark fast über ganz Schweden. Doch Stockholm, die Stadt der hanseatischen Kaufleute, leistete Widerstand. Dänemark versuchte mit einer Seeblockade, den Widerstand zu brechen. Der Bevölkerung standen immer weniger Lebensmittel zur Verfügung. Die Hansestädte Rostock und Wismar beauftragten Störtebeker und seine Kameraden, um die Blockade aufzubrechen und den Handel mit Stockholm aufrechtzuerhalten.
Gruselige Sage: Die Hinrichtung des Piraten Störtebeker
Störtebeker durchbrach mit seinen Verbündeten, den Vitalienbrüdern, die Blockade - und Stockholm war frei. Der Auftrag war für Störtebeker also erledigt, und er stand Jahre später für die Niederlande unter Vertrag. Diesmal lautete sein Auftrag: Die Schiffe der hanseatischen Kaufleute sollten gekapert werden…
Auf Helgoland gelang es der Hanse, ihren Feind und einstigen Verbündeten Störtebeker festzunehmen. Bis heute wird erzählt, dass Störtebeker bei seiner Hinrichtung am 20. Oktober 1401 in Hamburg etwas Unglaubliches vollbracht haben soll. Ihm und 73 seiner Kameraden stand die Enthauptung bevor.
Laut der Legende handelte er mit dem Bürgermeister aus, dass alle Kameraden frei sein sollten, an denen er nach seiner Enthauptung vorüberging. Störtebeker soll tatsächlich - ohne Kopf - noch an elf seiner Kameraden vorbeigegangen sein. Und er wäre noch weitergelaufen, heißt es, hätte der Henker ihm nicht den Richtblock vor die Füße geworfen. Geholfen hat es den Kameraden allerdings nichts. Sie alle wurden hingerichtet - und ihre Köpfe nagelte man, wie damals üblich, auf Pfähle. Diese wurden zur Seerichtung hin aufgestellt, um andere Seeräuber abzuschrecken.
Die Piratenflagge: Totenkopf mit gekreuzten Knochen
Das Sinnbild der Piraten ist bis heute der Totenkopf mit den gekreuzten Knochen oder Entermessern. Diese Flagge wird "Jolly Roger" genannt. Möglicherweise leitet sich die Bezeichnung von dem Begriff "Jolie Rouge" ab, den französische Seeräuber verwendet haben sollen. Das bedeutet aus dem Französischen übersetzt etwa "hübsches Rot". Zu Beginn waren viele Seeräuber-Flaggen nämlich blutrot. Allerdings gibt es verschiedene Theorien über die Wortherkunft von "Jolly Roger". Die Fahne hieß übrigens auch "Black Jack", in Anlehnung an den Union Jack, die britische Flagge.
Die erste Fahne, auf der ein Totenkopf abgebildet war, stammte vermutlich von dem französischen Piraten Emanuel Wynne um 1700. Nicht alle Seeräuber-Fahnen sahen gleich aus: Manche zeigten auch ganze Skelette oder eine Sanduhr, die den Opfern signalisieren sollte, dass ihre Zeit abgelaufen sei. Andere Symbole wie Pfeil und Speer symbolisierten ein gewaltsames Ende, ein blutendes Herz sollte einen langsamen und grausamen Tod ausdrücken.
Nicht immer dienten die Fahnen aber zur sofortigen Abschreckung der Gegner. Ihre Totenkopf-Flagge hissten viele Piraten erst, wenn sie ein Schiff erfolgreich geentert hatten. Zuvor zogen sie nicht selten die "falsche Flagge" auf, um andere Schiffe zu täuschen. So setzten sie beispielsweise den Union Jack, um britische Schiffe in Sicherheit zu wiegen. Die Fahne sollte auch die Verachtung der anderen Nationalflaggen ausdrücken.
Berühmte Seeräuber-Legenden
Als Schrecken der Meere waren übrigens auch Frauen unterwegs. Offiziell war ihnen der Aufenthalt auf Piratenschiffen verboten, aber die Engländerin Mary Read und die Irin Anne Bonny segelten, getarnt in Männerkleidern, als Piratinnen über die Weltmeere. Sie galten als unerschrocken und besonders grausam.
Ein weiterer berühmter Pirat war Francis Drake, der im 16. Jahrhundert lebte. Der gefürchtete Seeräuber überfiel spanische Schiffe, die mit Schätzen aus Amerika befrachtet waren. In fast drei Jahren schaffte er es als erster Engländer, die Welt zu umsegeln. Von Queen Elisabeth I., der damaligen Königin von England, wurde er sogar zum Ritter geschlagen: Sir Francis Drake kämpfte von nun an im Auftrag der englischen Krone gegen die spanische Flotte.
Ein besonders berüchtigter und grausamer Seeräuber war der Engländer Blackbeard (bedeutet: "Schwarzbart"), der Anfang des 18. Jahrhunderts das Karibische Meer unsicher machte. Auch er wurde schließlich enthauptet, und seinen Kopf hingen seine Gegner am Schiffsbug auf. Gemäß der Legende vollbrachte auch Blackbeard nach seinem Tod ein Wunder: Sein Körper soll noch mehrere Runden um das Schiff geschwommen sein, bevor er hinabsank. Das Schiff des berühmten Freibeuters wurde 1996 in North Carolina entdeckt und kann als Touristenattraktion bewundert werden.
Schrecken der Meere gibt es auch heute noch
Seeräuber-Legenden wurden weitererzählt und über die Jahrhunderte immer mehr ausgeschmückt. Viele Piraten wurden zu wahren Helden gemacht und ihr Leben romantisch verschönt. Oder sie wurden als besonders grausam dargestellt und man schuf gruselige Schauergeschichten - wie die Sage über die Hinrichtung des Seeräubers Blackbeard.
Auch unzählige Piraten-Filme handeln von mutigen Freibeutern und dem abenteuerlichen Leben der "Herren der sieben Meere". Dabei waren die "heldenhaften Motive" der meisten Seeräuber nichts anderes als Habgier. Auch Matrosen, die sonst keine Arbeit fanden, heuerten auf Piratenschiffen an. Einige Freibeuter hatten ein solch hohes Ansehen, da sie im Auftrag ihrer Regierungen handelten und jenen dabei halfen, Reichtümer anzuhäufen und ihre Macht auszubauen.
Piraten gibt es auch heute noch. Allerdings verzichten sie auf die Flaggen der früheren Seeräuber. Vor den Küsten einiger afrikanischer und asiatischer Länder überfallen Piraten immer wieder fremde Schiffe und verdienen mit dem Verkauf der Beute ihr Geld. Manchmal entführen sie auch Mitglieder der Schiffsbesatzung, um Lösegeld für sie zu erpressen. Im Jahr 2004 wurden 325 Piratenüberfälle bekannt. 30 Menschen wurden dabei getötet. Die Armut spielt in Ländern wie Somalia eine große Rolle. So haben viele Kinder nicht die Möglichkeit, auf eine Schule zu gehen - und immer mehr junge Menschen schließen sich den Seeräubern an.
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