von Andreas Fischer - 08.07.2014
Am Montag wurde in Berlin der Drogen- und Suchtbericht 2014, den die Bundesregierung beauftragt hatte, vorgestellt. Laut dem Bericht konsumieren viele Deutsche in hohen Mengen Alkohol und Zigaretten, auch wenn die Zahl der Raucher zurückgegangen ist. Nicht wenige sind außerdem abhängig von starken Medikamenten und verbotenen Rauschmitteln wie Cannabis, Kokain oder Crystal Meth. Auch viele junge Menschen sind von Drogenmissbrauch und Sucht betroffen.
Gerade Alkohol wird in Deutschland nach wie vor in großen Mengen getrunken und sein Konsum ist auch bei jungen Menschen weit verbreitet. 1,77 Millionen Deutsche sind abhängig von Alkohol, 1,61 trinken ihn in bedenklichen Mengen (insgesamt leben in Deutschland 80,7 Millionen Menschen). Betroffen sind deutlich mehr Männer als Frauen, das geht aus dem Bericht hervor. Unter den Jugendlichen konsumieren über 15 Prozent (15 von hundert) zwischen elf und 17 Jahren Alkohol in bedenklichen Mengen. Noch immer ist "Komasaufen" unter Freunden oder auf Partys weit verbreitet, Krankenhauseinweisungen wegen Alkoholkonsums sind unter Jugendlichen leider keine Seltenheit.
Der Zigerattenkonsum ist zwar etwas zurückgegangen, dennoch sind unter den Erwachsenen fast 30 Prozent (das ist nahezu jeder Dritte) Raucher. Erfreulich ist die Entwicklung unter den jungen Leuten, denn seit einigen Jahren nimmt die Zahl der rauchenden Jugendlichen immer weiter ab und liegt derzeit bei etwa zwölf Prozent (vor zehn Jahren waren es noch ungefähr doppelt so viele!). Auch Haschisch rauchen immer weniger junge Leute, insgesamt ist Cannabis jedoch die am häufigsten eingenommene illegale (also verbotene) Droge in Deutschland.
Ungefähr 319.000 Deutsche sind abhängig von Cannabis, Amphetamin oder Kokain. Besonders der Konsum von "Crystal Meth", einem Amphetamin, wird als Besorgnis erregend angesehen. Weiter gestiegen sind die regelmäßige Einnahme und Abhängigkeit von starken Medikamenten zur Beruhigung, Stimmungsaufhellung und Schmerzlinderung sowie von Schlaf fördernden Mitteln. Ungefähr 2,3 Millionen Deutsche sind abhängig von mindestens einem solchen Medikament - insgesamt sind darunter mehr Frauen als Männer und viele über 50-Jährige. Die Zahl der Drogentoten ist in Deutschland weiter gestiegen - dies ist vor allem auf den Konsum von Heroin zurückzuführen, eine sehr gefährliche Droge, die schnell stark abhängig macht, den Suchtkranken körperlich und seelisch immer mehr zugrunde richtet und deren Einnahme früher oder später tödlich endet. Mit 83 Prozent sterben laut Bericht wesentlich mehr Männer als Frauen an dem Missbrauch von Drogen.
Crystal Meth als neue Modedroge?
Immer häufiger wird auf die Gefahr von Meth oder Crystal Meth aufmerksam gemacht, das als neue Party- und Volksdroge gilt. Die Droge ist seit einigen Jahren immer häufiger im Umlauf, da sie recht günstig zu erwerben ist und ihre anregende Wirkung lange anhält. Nicht nur in der Partyszene ist sie beliebt, auch immer mehr Berufstätige, Sportler, Schüler und Studenten nehmen die Droge zur Leistungssteigerung ein.
Dabei handelt es sich um ein gefährliches und verbotenes Rauschmittel auf der Basis von Amphetamin, das vor allem aus Tschechien nach Deutschland geschmuggelt wird. Der kristallartige Stoff wird durch die Nase gezogen oder geraucht und wirkt vor allem aufputschend und antriebssteigernd. Die Konsumenten können nächtelang durchfeiern und sich dabei ausgeglichen und glücklich fühlen, ohne Schmerz, Hunger oder Erschöpfung zu verspüren. Wenn die Wirkung nachlässt, geht es ihnen aber meist sehr schlecht.
Die Droge führt schnell zu seelischer Abhängigkeit, so dass oft immer häufiger und in größeren Mengen zum Stoff gegriffen wird. In geringeren Mengen löst er Unruhe, Überdrehtheit, Erregung und Hemmungslosigkeit aus, in höheren Dosen kann er zu völliger Verwirrung und Gedächtnisverlust führen. Eine Überdosierung ist lebensgefährlich und es kann zu Nierenversagen, Hirninfarkten und zum Herzstillstand kommen. Bei häufigem Konsum wird der Körper schnell zugrunde gerichtet und neben totaler Erschöpfung, Immunschwäche und Kreislaufproblemen treten Verfallserscheinungen wie der Ausfall von Zähnen und Haaren, Faltenbildung und extreme Abmagerung auf. Weiterhin können Aggression, Persönlichkeitsveränderungen und schwere seelische Krankheiten wie Verfolgungswahn auftreten.
Was macht Drogen so gefährlich?
Besonders anfällig für einen bedenklichen Konsum von Rauschmitteln, der bis in die Abhängigkeit führt, sind Jugendliche, Menschen mit seelischen Belastungen und psychisch erkrankte Menschen. Sie können die Gefahren schlechter einschätzen oder blenden die Risiken schneller aus, sind auf der Suche nach neuen Erfahrungen oder wollen ihre Sorgen verdrängen und dem Alltag entfliehen. In Rauschmitteln finden sie oft eine kurzfristige Erfüllung oder Erleichterung, fühlen sich besser, stärker, mutiger und glücklicher oder erleben eine "andere Welt", was ihnen hilft, ihrem Alltag zu entfliehen.
Doch Drogen bergen viele Risiken: zum einen besteht natürlich die Gefahr, seelisch und körperlich abhängig zu werden und sein Leben immer mehr nach der Sucht auszurichten. Dies wirkt sich auf die ganze Persönlichkeit aus. Bei harten Rauschmitteln treten schließlich schlimme seelische und/ oder körperliche Entzugserscheinungen auf, wenn die Wirkung der Droge nachlässt. Der Körper hat sich an die Droge gewöhnt und "braucht" immer mehr davon. Zum anderen wirken viele Rauschmittel wie Giftstoffe auf den Körper - sie sind also schädlich für unsere Gesundheit, oft sogar lebensgefährlich.
Außerdem wirken Drogen bewusstseinsverändernd - man hat ein falsches Bild der Realität und neigt oft zu gefährlicher Selbstüberschätzung. So ignoriert man Bedürfnisse seines Körpers, verkennt Gefahren und kann sich und andere auf diese Weise in bedrohliche Situationen bringen. Viele Unfälle sind auf den Konsum von Drogen zurückzuführen. Hinzu kommt, dass verbotene Drogen oft von skrupellosen Händlern auf dem Schwarzmarkt verkauft werden. Welche (giftigen) Inhaltsstoffe wirklich enthalten sind und was man eigentlich zu sich nimmt, kann nicht überprüft werden. Viele Drogen werden aus Kostengründen "gestreckt", man mischt also irgendwelche - häufig schädlichen - Zusatzstoffe unter.
Einstieg leicht gemacht
Ob gegen das Gesetz verstoßend oder erlaubt - Drogen wie Alkohol, Zigaretten, Haschisch, Amphetamin, Kokain, psychoaktive Pilze, LSD oder gar Heroin verändern unsere Wahrnehmung, beeinträchtigen ein freies, selbstbestimmtes Leben und machen süchtig. Bei Alkohol und Tabak kommt es auf die Menge und Häufigkeit des Konsums an, viele der Rauschmittel sind aber schon in kleinen Mengen oder bei einmaliger Einnahme gefährlich und führen sehr rasch zur Abhängigkeit. Bei der gefährlichen Droge Heroin beginnt der Teufelskreislauf der Sucht meist schon nach der ersten oder zweiten Einnahme.
Natürlich ist das Konsumverhalten bei Rauschmitteln, die Wirkung der Droge sowie die Anfälligkeit zur Sucht von Person zu Person verschieden. Der Einstieg zu den illegalen, also verbotenen, Drogen erfolgt aber sehr häufig über die erlaubten und gesellschaftlich anerkannten Drogen Zigaretten und Alkohol. Anders ausgedrückt: Wer raucht, ist in den meisten Fällen anfälliger für Haschisch oder härtere Drogen wie Crystal Meth und Kokain. Dabei zielt gerade die Getränke- und Zigarettenindustrie verstärkt auf immer jüngere Konsumenten ab: beispielsweise mit süßen Alkopops, die auch Jugendlichen schmecken und denen man den hohen Alkoholgehalt kaum anmerkt, und Werbung mit jungen, gutaussehenden Models für Zigaretten. Und das, obwohl für alle Suchtstoffe die Tatsache gilt: je jünger ein Mensch Drogen konsumiert, desto größer ist das Suchtrisiko.
Welche verschiedenen Drogen gibt es, wie werden sie hergestellt oder gewonnen und wie wirken sie? Warum machen sie süchtig und wie gefährlich sind sie? Im unten verlinkten Artikel erfährst du mehr über die einzelnen Rauschmittel.
Wie sind deine Erfahrungen? Warum ist der Drogenkonsum unter Jugendlichen so hoch? Wo liegen die Probleme? Was könnte dagegen getan werden? Wie denkst du zu diesem Thema? Im unten verlinkten Diskussionsforum kannst du dich mit anderen Lesern austauschen.
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