von Anna Schäfer - 03.09.2006
Nach fast drei Jahren im All ist eine kleine Sonde der europäischen Weltraum-Behörde Esa am Sonntag um 7:42 Uhr und 22 Sekunden planmäßig auf dem Mond aufgeschlagen. Bevor "Smart-1" völlig zerstört wurde, begeisterte sie die Weltraum-Forscher mit ihren genauen Fotos von der Mond-Oberfläche. Die bei der Mission gewonnenen Daten könnten das Rätsel lösen, wie der Mond entstanden ist.
Der Name Smart ist die Abkürzung für "Small Mission for Advanced Research in Technology", was übersetzt soviel wie "kleine Mission für technologische Spitzenforschung" bedeutet. Wissenschaftler in der ganzen Welt verfolgten gebannt den Weg der kleinen Sonde, der am 3. September mit dem Aufschlag auf der Mondoberfläche zu Ende gegangen ist. Die Smart-1-Mission soll nicht nur neue Erkenntnisse über die Entstehung des Mondes liefern. Auch das neue Antriebs-System der Sonde fasziniert die Esa-Forscher.
Bisher wurden bei fast allen Raumfahrt-Missionen chemische Raketen-Antriebsstoffe eingesetzt. Diese benötigen allerdings sehr viel Treibstoff. So machte der Antriebsstoff beim Esa-Satelliten "Rosetta" zum Beispiel mehr als die Hälfte des Gewichts beim Start aus. Für zukünftige, längere Missionen ins All suchen die Wissenschaftler daher schon lange nach anderen Lösungen.
Ionen-Antrieb: erst langsam, dann immer schneller
Smart-1 verwendete deshalb erstmals den "Ionen-Antrieb", bei dem viel weniger "Sprit" benötigt wird. Die Sonde war beim Start 366 Kilogramm schwer und kommt für die gesamte Mission mit nur 60 Litern Xenon-Gas als Treibstoff aus. Am Anfang kann der Ionen-Antrieb den Flugkörper zwar nur sehr langsam beschleunigen. Doch nach und nach nimmt die Geschwindigkeit immer weiter zu, bis das Raumfahrzeug schließlich mit hohem Tempo durch das All fliegt.
Bei klassischen Raketen-Antrieben ist es genau umgekehrt. Sie erzeugen am Anfang sehr viel Schub und eine sehr hohe Geschwindigkeit. Doch schon bald ist der Treibstoff verbraucht, sodass die Rakete langsamer wird. Der Test des Ionen-Antriebs bei Smart-1 verlief erfolgreich. Jedes Kilogramm des neuen Antriebs-Stoffes erzeugt insgesamt betrachtet zehn Mal mehr Schub als bei einer normalen Rakete.
100 Millionen Kilometer mit 60 Litern Treibstoff
Mit nur 60 Litern Treibstoff hat Smart-1 eine Strecke von 100 Millionen Kilometern zurückgelegt. Der direkte Weg zum Mond ist zwar nur 400.000 Kilometer lang - allerdings umkreiste die Sonde den Erd-Trabanten viele Male, wobei sie ihrem Ziel immer ein wenig näher kam. Sie nutzte dabei die Anziehungskraft des Mondes.
In den Wochen vor dem Aufprall war die Umlaufbahn der Sonde nur noch 300 Kilometer vom Mond entfernt. Dadurch sind einzigartige Foto-Aufnahmen der Mond-Oberfläche entstanden. Wissenschaftler können aus diesen Bildern neue Erkenntnisse über die Oberfläche des Mondes gewinnen. Sie suchen nach Kratern, die zum Beispiel von Meteoriten-Einschlägen stammen, nach Vulkanen und nach Spuren von gefrorenem Wasser.
War der Mond früher ein Teil der Erde?
Die spannendste Frage lautet jedoch: Wie ist der Mond entstanden? Die meisten Wissenschaftler sind der Ansicht, dass der Mond früher ein Teil der Erde war. Als sich die Erde vor viereinhalb Milliarden Jahren noch entwickelte, soll sie mit einem anderen, kleineren Planeten zusammengeprallt sein. Dadurch sei ein Teil der Erde ins All geschleudert worden. Aus diesem abgerissenen Erd-Stück soll sich im Laufe vieler hundert Millionen Jahre der Mond entwickelt haben.
Die Esa-Mitarbeiter wollen mit Hilfe von Smart-1 prüfen, ob dies bewiesen werden kann. Dazu werden die Forscher die Fotos, die die Sonde zur Erde sendet, genau betrachten und auswerten.
Smart-1-Reise endete mit ihrer Zerstörung
In Darmstadt (Bundesland Hessen) steht das Esa-Kontrollzentrum. Dort steuert ein europäisches Spezialisten-Team die Flugbahn der 366 Kilogramm schweren Sonde. Die Weltraum-Experten haben Smart-1 nach ihrer fast dreijährigen Reise durchs All am 3. September um 7:42 Uhr und 22 Sekunden auf den Mond aufschlagen lassen. Das Raumgefährt hat bei seinem Aufprall einen kleinen Krater von ungefähr einem Meter Tiefe und fünf bis zehn Metern Durchmesser hinterlassen und wurde dabei natürlich völlig zerstört.
Auf der ganzen Welt versuchten Berufs- und Hobbyastronomen (Sternforscher), den kleinen Blitz durch ihre Teleskope zu erspähen, den die Esa-Wissenschaftler für den Zeitpunkt des Aufpralls versprochen hatten. Das Gestein, das durch den Einschlag aufgewirbelt wurde, soll den Wissenschaftlern noch weitere wichtige Informationen über den Ursprung des Mondes liefern.
Hinweis zum Copyright: Die private Nutzung unserer Webseite und Texte ist kostenlos. Schulen und Lehrkräfte benötigen eine Lizenz. Weitere Informationen zur SCHUL-LIZENZ finden Sie hier.
Wenn dir ein Fehler im Artikel auffällt, schreib' uns eine E-Mail an redaktion@helles-koepfchen.de. Hat dir der Artikel gefallen? Unten kannst du eine Bewertung abgeben.