Warum ändern Chamäleons ihre Farbe?


Viele Leute denken zwar, dass Chamäleons ihre Farbe dem Untergrund anpassen, um sich zu tarnen. Die meisten Chamäleons drücken mit ihrer Färbung jedoch vor allem Gefühlsregungen aus. Aber wie können Chamäleons eigentlich ihre Farbe wechseln? Die faszinierende Leguanart besitzt erstaunliche Fähigkeiten: Mit ihren Augen, die sie um 360 Grad drehen kann, ist sie fähig, bis zu einem Kilometer weit scharf zu sehen, ohne dafür den Kopf zu bewegen. Die Chamäleonzunge entspricht zudem der Länge des gesamten Tieres einschließlich seines ausgerollten Schwanzes.


Chamäleons können sehr unterschiedliche Farben annehmen und drücken dadurch vor allem Gefühlsregungen aus. (Quelle: B.navez-Le Tampon/ Wikimedia Commons)

Das Chamäleon zählt zu den Reptilien, zur Gattung der "Leguanartigen", und ist der Verwandlungskünstler des Tierreichs. Ursprünglich stammt es aus Ostafrika, heute ist es in ganz Afrika, im Mittelmeergebiet, in Indien und auf der Arabischen Halbinsel verbreitet. In Europa lebt ausschließlich das Gewöhnliche Chamäleon.

Chamäleons sind bekannt für ihre einzigartige Anpassungsfähigkeit. Je nach Stimmung und körperlicher Verfassung können sie ihre Farbe und mitunter sogar ihre Erscheinung ändern. Diese Begabung haben nur sehr wenige andere Tiere. Eine sehr lange Zeit vermutete man, dass Chamäleons fast jede Farbe annehmen können. Man ging davon aus, dass ein Chamäleon fähig ist, sich in der freien Natur perfekt zu tarnen. Doch mittlerweile weiß man, dass die meisten Arten ihre Körperfarbe überhaupt nicht ihrer Umgebung anpassen. Stattdessen verfärben sich die Reptilien entsprechend ihrer Stimmung oder der allgemeinen körperlichen Verfassung.

Farben als Ausdruck der Gefühle

Ein Pantherchamäleon-Männchen nimmt zur Werbung um Weibchen seine schönste und auffälligste Färbung an. (Quelle: Wikimedia Commons)

Durch unterschiedliche Färbungen können sich Chamäleons ihren Artgenossen mitteilen. Sie signalisieren damit zum Beispiel Paarungsbereitschaft oder drohen auf diese Art ihren Rivalen. Chamäleons sind ausgesprochene Einzelgänger und führen erbitterte Konkurrenzkämpe - nicht nur während der Balz. Die Tiere selbst haben keinen bewussten Einfluss darauf, welche Farbe sie annehmen, da diese Reaktion durch Nervenreize ausgelöst wird.

Die Färbungen sind von Art zu Art verschieden. Die meisten Chamäleons verfärben sich bei Angst und als Zeichen ihrer Unterlegenheit schwarz, bei Stress schillern sie in hellen Tönen - und bei der Partnerwerbung zeigen sie sich in ihren buntesten Farben. Beim Wechsel der Farbe verändern Chamäleons manchmal auch ihr Erscheinungsbild. Einige haben große Lappen am Kopf, die sie aufstellen können. Andere blasen sich auf, bis sie eine kugelförmige Gestalt annehmen, um Artgenossen oder Feinde einzuschüchtern. Häufig ändern Chamäleons ihre Farbe auch im Tag-Nacht-Rhythmus: Tagsüber haben sie eine kräftigere Färbung, bei Dunkelheit nehmen sie einen blasseren Farbton an. Die Reptilien wechseln ihre Farben oft auch bei Temperaturänderungen.

Wie funktioniert der Farbwechsel bei Chamäleons?

Bei Angriffslust nehmen viele Chamäleons eine kräftige Farbe an, bei Angst verfärben sie sich schwarz. (Quelle: Anne97432/ Wikimedia Commons)

Die Haut des Chamäleons besteht aus mehreren Schichten. In der oberen enthalten die Pigment- oder auch Farbzellen zum Teil Karotine, welche Gelb- und Orangetöne abgeben. Eine Zellschicht darunter enthält Melanine, die Braun- und Schwarztöne erzeugen - und die unterste Schicht ist durchsichtig. Sie reflektiert lediglich das einfallende Licht. Durch diese Reflektion entstehen schließlich die Blautöne.

Im Grunde ist es ganz einfach: Sind die Zellen der oberen Hautschicht weniger mit Karotin gefüllt, kommt die zweite Schicht zum Vorschein. Sind die Zellen in dieser ebenfalls gerade lichtdurchlässig, wird das Licht von der dritten Hautschicht reflektiert und strahlt bläulich zurück. Wurden in allen Zellen vollständig Farbstoffe abgegeben, ist das Chamäleon sehr dunkel bis schwarz. Sind nur wenige Zellen mit Farbstoffen gefüllt, leuchten die Chamäleons in hellen und bunten Farben.

Hat die Änderung der Farbe auch eine Tarnfunktion?

Viele Chamäleons haben sich mit ihrer Färbung gleichzeitig ihrem Lebensraum angepasst und tarnen sich dadurch. (Quelle: Sirius/ Photocase)

Farben können bei Chamäleons auch der Tarnung dienen, dies ist aber nicht die eigentliche Funktion des Farbwechsels. Es gibt einige Chamäleonarten, die ihre Farben nicht ändern können oder nur den Wechsel zwischen hell und dunkel beherrschen. Erdchamäleons zum Beispiel können ihre Färbung nicht ändern und besitzen immer einen bräunlichen Farbton, um sich zu tarnen.

Einige Chamäleons können ihre Farbe zwar ändern, aber nur bestimmte Farbnuancen annehmen. Ihre Farben haben sich häufig ihrem Lebensraum angepasst: Am Boden lebende Chamäleons besitzen eine eher bräunliche Färbung - Chamäleons, die auf den Bäumen leben, sind meist in grünlichen Abstufungen gefärbt. Bei Alter und Krankheit verblassen die Farben der Tiere zunehmend. Wie bei allen Lebewesen wird die Erneuerung der Zellen - wie auch der Pigmentzellen - im Alter schwerfälliger.

Bewegungen dienen zur Tarnung

Im Alter und bei Krankheit verblassen die Farben. (Quelle: Lutz Schuettler/ Wikimedia Commons )

Viele von uns haben schon einmal die Fortbewegungsart eines Chamäleons beobachtet: Es läuft extrem langsam und schwankt dabei. Diese ruckartig taumelnden Bewegungen erinnern an Blätter, die vom Wind hin und her geblasen werden. Auf diese Art ist das Chamäleon noch schwieriger zu erkennen. Wieder hat sich dabei die Tarnung perfekt den Gegebenheiten der Natur angepasst.

Die Tarnung hat dabei nicht immer eine Schutzfunktion, sondern dient oft zum Beutefang. Wird ein Tier nicht gesehen, schützt es sich dadurch nicht nur vor Feinden, sondern bleibt auch für seine Beute unbemerkt. Diese Fähigkeit macht sich auch das Chamäleon zu Nutze. Aber das Reptil hat ebenso natürliche Fressfeinde, wie zum Beispiel große Vögel.

Ein auffälliges Merkmal der Chamäleons sind die Augen, mit denen sie bis zu tausend Meter weit sehen und die sie um 360 Grad drehen können. (Quelle: Pixelquelle)

Noch eine weitere Eigenschaft des Chamäleons ist bemerkenswert: die Unabhängigkeit beider Augen voneinander. Ein Chamäleon kann fast alles überblicken - ohne dabei seinen Kopf zu drehen. Die beiden Augen bewegen sich unabhängig voneinander in den Augenhöhlen - und können bis auf tausend Meter scharf sehen.

Die Zunge des Chamäleons ist ungefähr ebenso lang wie das gesamte Tier einschließlich seines ausgerollten Schwanzes. Die beweglichen Augen und die lange Zunge des Chamäleons helfen, ebenso wie das an die Umgebung angepasste Aussehen, bei der Jagd. Das Chamäleon kann seine Beute - meist Insektentiere - auf viele Meter Entfernung ausmachen, sie blitzschnell mit der langen, klebrigen Zunge packen und in sein Maul ziehen.

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letzte Aktualisierung: 23.05.2010

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