26.01.2005
Die deutschen Schiedsrichter haben auf der ganzen Welt einen guten Ruf - auch nach dem Schiri-Skandal. Das hat seinen Grund, denn in der Bundesliga gibt es weniger Schiedsrichterfehler als in fast allen anderen Ligen der Welt.
Genaue Auswertungen des Deutschen Fußball Bundes haben ergeben, dass die Bundesliga-Schiris nur in jedem dritten Spiel überhaupt einen klaren Fehler machen. Das ist eine sehr gute Leistung, denn in jedem Spiel gibt es Dutzende knifflige Situationen. Der Schiedsrichter muss dann mit Hilfe seiner Assistenten an den Außenlinien innerhalb von Sekunden entscheiden. Ob's richtig war, zeigt sich erst später. Viele Szenen können sogar im Fernsehen erst mit Hilfe von Zeitlupen aus verschiedenen Kamerapositionen aufgelöst werden. Bei den meisten Szenen haben die eingesetzten Schiedsrichter mit ihren Entscheidungen richtig gelegen.
"Schiri, wir wissen, wo dein Auto steht!"
Jeder Fußball-Fan, der mit seiner Mannschaft mitfiebert, wird sich jetzt wundern. War ich denn immer bei dem dritten Spiel im Stadion? Während der Partie denkst du oft, dass der Schiri gerade wieder mal riesigen Mist zusammen pfeift. Die eigene Mannschaft wird dabei natürlich benachteiligt. Selbst wenn du als Fan 40 Meter weg vom Ball stehst - so manche Entscheidung hast du ja besser gesehen als der "Blinde" da unten. Das glaubst du zumindest, wenn du im Fanblock stehst. Das Aufregen über den Schiri gehört einfach zu einem Fußballspiel dazu. Später im Fernsehen wird so manches mal klar, dass der Schiri doch richtig lag.
Wenn die Schiedsrichter mal daneben liegen, dann ist das nur sehr selten spielentscheidend. Denn auch ein falsch gepfiffenes Abseits an der Mittellinie oder ein Platzverweis für die Mannschaft, die am Ende gewinnt, zählt als grober Fehler. Wenn ein Schiedsrichterfehler aber doch mal ein Spiel entschieden hat, dann gleicht sich das in der Saison wieder aus. Zumindest wird das von Trainern und Sportreportern immer wieder behauptet.
Es ist noch schwerer Schiri zu bleiben
Dass unsere Bundesliga-Schiedsrichter so wenige Fehler machen, liegt daran dass in der ersten Liga auch nur die allerbesten Unparteiischen pfeifen dürfen. Für die Bundesliga muss man sich als Schiedsrichter nämlich genauso qualifizieren wie ein Verein. Nur die Unparteiischen, die viele Amateurspiele ohne Fehlentscheidungen gepfiffen haben, dürfen Profifußballspiele leiten.
Damit es möglichst wenig Fehlentscheidungen gibt, stehen deutsche Schiedsrichter in der ersten Bundesliga bei jedem Spiel unter Beobachtung. Spezielle Schiedsrichterbeobachter schreiben alle kniffligen Situationen und falschen Pfiffe mit. Alles wird nach dem Spiel noch mal mit Hilfe von Fernsehbildern ausgewertet. Spielbeobachter sitzen bisher bei jedem Spiel der ersten Liga. In der zweiten Liga, in der Regionalliga und bei Pokalspielen, überwachen sie die Schiris unregelmäßig. Ein Schiedsrichter darf zwar auch mal einen schlechten Tag haben - aber wenn sich seine Fehlentscheidungen häufen, dann muss er spätestens im nächsten Jahr "absteigen".
Warum konnte Robert Hoyzer mit seinen Betrügereien durchkommen?
Die Frage ist berechtigt und wurde bisher nicht ausreichend beantwortet.
Zum einen war Herr Hoyzer "nur" Zweitliga-Schiedsrichter. Das heißt, er durfte nur Pokalspiele und Partien der Regionalliga und der zweiten Liga leiten. Und die werden nicht immer von Schiedsrichterbeobachtern kontrolliert. Da war Mogeln leichter als in der ersten Liga.
Zum anderen waren seine groben Fehler im Pokalspiel dem Schiedsrichterausschuss durchaus vorher aufgefallen. Sie wurden sogar untersucht. Aber der DFB ging am Ende davon aus, dass Herr Hoyzer bei dem Spiel einen schlechten Tag hatte - Fehler können Menschen nun mal passieren. Keiner hätte je an einen solch schlimmen Betrug gedacht.
Nun stehen alle Schiedsrichter noch mehr unter Beobachtung als bisher. Dabei sollten wir alle aber darauf achten, dass wir nicht von einem "schwarzen Schaf" auf alle Schiris schließen. Denn, wie oben erklärt: unsere Schiedsrichter gehören auch nach dem Skandal immer noch zu den besten der ganzen Welt.
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