Beitritt der Türkei in die EU wird möglich

17.12.2004

Du hast bestimmt schon mitbekommen, dass es unter Politikern einen Streit darüber gibt, ob die Türkei der Europäischen Union (EU) beitreten darf oder nicht. In dieser Woche wurde nun vom Deutschen Bundestag, vom Europäischen Parlament und von allen 25 EU-Außenministern beschlossen, dass ab Oktober 2005 Verhandlungen aufgenommen werden sollen.

Das heißt nicht, dass die Türkei ab nächstem Jahr zur EU gehören wird. Es geht vielmehr darum, dass nun ausgehandelt wird, was sie alles tun muss, um in 10 bis 15 Jahren Mitglied der Europäischen Staatengemeinschaft zu sein.

Gemeinsame Spielregeln

In der Europäischen Union gibt es einige gemeinsame "Spielregeln", an die sich alle halten müssen, bevor sie dazugehören durften.
Zum Beispiel müssen Männer und Frauen gleichberechtigt leben können. Die Menschenrechte müssen eingehalten werden. Dazu gehört auch, dass niemand benachteiligt werden darf, weil er eine andere Religion oder Meinung hat als die Mehrheit. Minderheiten stehen in der EU nämlich unter dem besonderen Schutz der Staatengemeinschaft. Ihre Rechte müssen geachtet werden.
Außerdem muss sichergestellt sein, dass sich die Politik nicht in die Justiz einmischt. Das bedeutet, dass in der EU die Richter unabhängige Urteile nach den Gesetzen fällen, ohne dass sie von Politikern beeinflusst werden dürfen.

In der Türkei wurde in den letzten Jahren sehr viel unternommen, um diese "Spielregeln" zu erfüllen. Denn die Türkei sieht sich als europäisches Land.

Gerangel um Zypern

Eine weitere Voraussetzung für den Beitritt in die EU ist, dass alle Konflikte zwischen EU-Staaten immer mit Gesprächen und nie mit Kriegen gelöst werden sollen. Wenn ein Land beitritt, dann muss es vorher alle Grenzen aller anderen Mitgliedsstaaten anerkennen. Kein Land in der EU darf zum Beispiel von einem anderen Land ein Bundesland oder eine Insel für sich haben wollen.

Leider gibt es seit vielen Jahrzehnten Streit zwischen Griechenland und der Türkei um die geteilte Insel Zypern. Der türkische Norden ist zur Zeit noch Teil der Türkei, der griechische Süden ist ein eigener Staat und seit April 2004 Mitglied in der EU. Wenn die Zyprioten einmal in einer Volksabstimmung beschließen sollten, dass die Insel wiedervereint werden soll, dann möchte die EU, dass die Türkei dem jetzt schon zustimmt. In der Türkei gibt es da noch starke Widerstände, denn viele Türken sind der Meinung, dass Zypern zur Türkei gehört.

Es geht auch ums Geld

Wenn ein Land der EU beitreten möchte, muss seine Wirtschaft außerdem möglichst modern sein. Unterschiede sollen mit Finanzhilfen über viele Jahre ausgegelichen werden. Länder wie Portugal oder Irland bekamen früher viele finanzielle Hilfen, weil sie zu den ärmsten Mitgliedsstaaten gehörten. Heute geht es ihrer Wirtschaft besser und sie müssten mehr Geld zahlen als sie bekommen. Andere reiche Länder wie Deutschland oder Frankreich wollen nicht immer mehr Geld für ärmere neue Mitglieder ausgeben, weil es ihrer Wirtschaft zur Zeit auch nicht so gut geht.

In der Türkei gibt es große Unterschiede zwischen modernen Industriestädten und ländlichen Regionen, in denen die meisten Menschen noch als Kleinbauern leben. Der Umbau zu einer modernen Wirtschaft ist aber voll im Gange. Und in der Türkei leben sehr viele Menschen, die auch gerne deutsche Produkte kaufen. Deutsche Firmen könnten bei einem EU-Beitritt sehr viel Geld verdienen.

Streit um die Religion

In Deutschland hat die CDU / CSU erklärt, dass die EU auf christlichen Werten basiert. Das heißt, dass wir in der EU vor allem deshalb gut gemeinsam zusammen arbeiten, weil wir alle die gleichen moralischen Werte vertreten. Die CDU glaubt, dass es mit einem moslemischen Staat viele neue Probleme in der Zusammenarbeit geben könnte.

Mit dieser Angst steht sie in Europa aber ziemlich alleine. Denn in Europa gilt auch jetzt schon die Glaubensfreiheit. Viele Menschen sind keine Christen, arbeiten aber trotzdem in der EU mit und fühlen sich als Europäer. Eine moderne islamisches Land sollte der EU willkommen sein

Das Europäische Parlament hat daher mit großer Mehrheit beschlossen, dass jedes Land - auch die Türkei - eine faire Chance bekommt, beizutreten.

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letzte Aktualisierung: 11.03.2010

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