31.07.2014
Seit vielen Jahren kommt es im so genannten "Nahen Osten" immer wieder zu Konflikten und bewaffneten Kämpfen zwischen dem Staat Israel und den palästinensischen Gebieten. Israel schreckt nicht vor brutalen Militäraktionen zurück, während verschiedene palästinensische Organisationen Bombenanschläge in Israel verüben und radikal-islamische Vereinigungen wie die "Hamas" Raketen abfeuern. In den vergangenen Wochen hat sich der Konflikt im Gaza-Streifen erneut verschärft: Viele Menschen, besonders auf palästinensischer Seite, werden bei den Angriffen getötet oder verletzt, tausende sind auf der Flucht und die Kinder leiden am meisten unter dem schrecklichen Krieg.
Der Nahost-Konflikt reicht weit in die Vergangenheit zurück: Seit Jahrzehnten liefern sich die Israelis und Palästinenser im Nahen Osten erbitterte Kämpfe. Tausende von Menschen sind bei diesem Konflikt bereits ums Leben gekommen. Während Israel, das ein sehr starkes Militär hat, immer wieder mit harter Waffengewalt gegen die Palästinenser vorgeht, geht von palästinensischen Gruppen und radikal-islamischen Vereinigungen unberechenbare Gewalt in Form von Raketenangriffen und Selbstmordanschlägen aus.
Auch in Verhandlungen mit den Vereinten Nationen, den USA, der Europäischen Union oder Russland konnte bisher keine friedliche Lösung erzielt werden. Bei dem Konflikt zwischen beiden Seiten geht es um Land und Lebensraum, um Wasser und nicht zuletzt auch um religiöse Auseinandersetzungen zwischen radikalen Juden und Muslimen. (Mehr über die geschichtlichen Hintergründe des Konfliktes findest du hier.) Die internationale Staatengemeinschaft hat Israel immer wieder wegen der rechtswidrigen Errichtung neuer Siedlungen in palästinensischen Wohngebieten und beide Seiten wegen ihres bewaffneten Kampfs kritisiert. Nicht nur werden die palästinensischen Gebiete von israelischen Soldaten bewacht und kontrolliert, weite Teile sind auch von israelischen Siedlern besetzt. Zahlreiche Palästinenser mussten fliehen und leben mittlerweile in Flüchtlingslagern außerhalb ihrer Heimat.
Besonders auf der Seite der Palästinenser hat der Konflikt viele Opfer gefordert. Israel startet weiterhin mit aller Härte Angriffe auf die palästinensischen Gebiete, die Palästinenser reagieren mit Gegengewalt und eine friedliche Lösung liegt in weiter Ferne. Nach offiziellen Angaben wurden bei den Angriffen durch Israel in den vergangenen Wochen bereits mehr als 1.300 Palästinenser getötet, die meisten von ihnen sind Zivilisten, also keine Soldaten, sondern unschuldige Bewohner, darunter viele Frauen und Kinder. Auf Seite Israels kamen bei den Kämpfen bisher mehr als 50 Soldaten und drei Zivilisten durch Raketenschüsse der Hamas ums Leben.
Entführung heizt Lage an
Vor einigen Wochen hat sich der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern nochmals verschärft. Auslöser der jüngsten Auseinandersetzungen zwischen beiden Seiten war die Entführung von drei israelischen Jugendlichen am 12. Juni. Die jüdischen Religionsschüler, zwei 16-Jährige und ein 19-Jähriger, verschwanden am späten Abend auf dem Heimweg von ihrer Schule nahe der Stadt Bethlehem im Westjordanland. Nach Zeitungsangaben wollten die Jugendlichen per Anhalter nach Hause fahren. Dort kamen sie aber nie an.
Schon wenige Stunden nach der Entführung beschuldigte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu die radikale Palästinenserorganisation Hamas, für die Tat verantwortlich zu sein. Er forderte die Freilassung der drei Jugendlichen und kündigte gleichzeitig harte Vergeltungsmaßnahmen an. Kurz darauf sperrte die israelische Armee das Westjordanland ab, um zu verhindern, dass die Jugendlichen in den von den Palästinensern bewohnten Gaza-Streifen verschleppt werden. Die israelische Armee führte groß angelegte Durchsuchungen in den Palästinensergebieten durch, bei denen hunderte Menschen festgenommen wurden. Nach israelischen Angaben handelte es sich bei den Festgenommenen um Mitglieder der Hamas.
Auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, der der Palästinenserorganisation Fatah angehört, verurteilte die Entführung. Er forderte die Entführer auf, die Jugendlichen freizulassen. Ein Sprecher der Hamas warnte die israelische Seite und sagte, mit dem militärischen Vorgehen im Westjordanland habe Israel das "Tor zur Hölle" aufgestoßen.
In Israel demonstrierten in den folgenden Tagen zehntausende Menschen und forderten die Freilassung der Jugendlichen. Inzwischen meldete der israelische Geheimdienst, dass die drei Teenager von zwei ehemaligen Häftlingen entführt worden seien, die der Hamas angehörten. Über zwei Wochen nach dem Verschwinden wurden die Leichen der entführten Jugendlichen auf einem Feld bei Hebron gefunden. Hunderte israelische Demonstranten in Jerusalem forderten noch am selben Tag Vergeltung für den Mord.
Schwere Angriffe durch die israelische Armee
Kurz darauf flogen israelische Kampfflugzeuge massive Angriffe, bombardierten Ortschaften im Gaza-Streifen und brachten damit viele unschuldige Menschen in Gefahr. Die palästinensische Seite erwiderte den Angriff mit dem Abschuss von dutzenden Kleinraketen in Richtung Israel. Wenige Tage später wurde die Leiche eines verschleppten 16-jährigen Palästinensers in einem Wald bei Jerusalem gefunden. Die ärztlichen Untersuchungen der Leiche ergaben, dass der Junge ermordet worden war. Drei verdächtige israelische Männer wurden daraufhin festgenommen. Bei der Trauerfeier für den Jugendlichen kam es wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen arabischen Demonstranten und der israelischen Polizei.
Am 11. Juli marschierten israelische Soldaten in den von Palästinensern bewohnten Gaza-Streifen ein. Außerdem wurden hunderte Raketen von Israel aus abgefeuert. Bei diesen Angriffen gab es viele Tote auf palästinensischer Seite. Auf der anderen Seite feuerte die Hamas weiter Kleinraketen in Richtung Israel ab. Israelische Flugzeuge setzten ihre Bombenangriffe fort. Die israelische Regierung behauptet, diese Luftangriffe seien nötig, um geheime Tunnelsysteme der Hamas zu zerstören. Die Hamas würde diese Tunnel unter der Grenze zwischen dem Gaza-Streifen und Israel graben, um Waffen und Kämpfer nach Israel zu schmuggeln. Die Sprengung der Tunnel wurde nun zum obersten Ziel erklärt, und dieses Vorhaben findet viel Rückhalt in der Bevölkerung Israels.
Bei den Angriffen, die angeblich nicht die palästinensische Bevölkerung treffen sollen, sind aber bereits über tausend Zivilisten getötet worden. So traf zum Beispiel eine israelische Rakete eine von den Vereinten Nationen betriebenen Schule, in der viele palästinensische Flüchtlinge Zuflucht gesucht hatten, mindestens 15 von ihnen starben. Die zivilen Opfer werden von den israelischen Medien heruntergespielt: So werden im Fernsehen zwar Bilder von explodierenden Gebäuden und Rauchwolken über dem Gaza-Streifen gezeigt, solche von getöteten Frauen und Kindern oder schwer verletzten Zivilisten bekommen die Zuschauer aber nicht zu sehen.
Tod, Verletzung und Flucht: Kinder leiden am meisten
Für die Zivilbevölkerung in Gaza hat sich durch den Krieg die Situation dramatisch verschlimmert. Zu der Gefahr, durch einen Angriff verletzt oder getötet zu werden, kommen Stromausfälle und die Zerstörung der Wasserversorgung. Bei einem der Bombenangriffe wurde auch das einzige Kraftwerk des Gaza-Streifens schwer beschädigt. Dadurch ist auch die Versorgung von verletzten Menschen in den wenigen Krankenhäusern fast unmöglich geworden. Unterdessen sind die meisten Schulen geschlossen worden oder werden als Unterkünfte für Familien genutzt, deren Wohnungen zerstört wurden.
Besonders die Kinder und Jugendlichen leiden unter den Schrecken des Krieges. Allein in den ersten drei Wochen der Angriffe wurden über 200 Palästinenser, die jünger als 20 Jahre waren, getötet und zehnmal so viele verwundet. In dem Kriegsgebiet ist etwa die Hälfte der Bewohner unter 18 Jahre alt, das sind ungefähr 900.000 Kinder und Jugendliche.
Zusätzlich zu den Kriegsverletzungen kann der Schrecken durch die Zerstörungen und der Schmerz durch den Tod von Verwandten und Freunden dazu führen, dass die Kinder ein "Trauma" davontragen, also ständig Alpträume bekommen oder seelisch krank werden. Viele der Kinder und Jugendlichen brauchen nach Ansicht von Ärzten deshalb psychologische Unterstützung und Behandlung. Ein Kinderarzt aus dem Gaza-Streifen sagte der US-Zeitung "Wall Street Journal", dass einige Kinder schwere körperliche Verletzungen aufweisen, die nicht wieder vollständig geheilt werden können und "das Leben dieser Kinder für immer verändern". Ein großes Thema seien aber auch die seelischen Schäden. Diese könnten heute noch nicht abgeschätzt werden und würden die Kinder noch sehr lange verfolgen. Insgesamt ist inzwischen jeder zehnte Einwohner des Gaza-Streifens auf der Flucht - insgesamt mehr als 200.000 Menschen, darunter viele Kinder.
Frieden außer Sicht
Trotz der vielen Toten und Verletzten wird in diesem Krieg erbittert weitergekämpft. Selbst eine nur wenige Stunden andauernde Waffenruhe wurde nicht verlängert. Wenig Erfolg hatten bisher auch die Versuche von ausländischen Politikern, den Krieg zu beenden. Die Außenminister Frankreichs, Großbritanniens und Deutschlands konnten nicht erreichen, dass beide Seiten in Friedensverhandlungen treten und sich auf einen Waffenstillstand einigen. Auch die USA, die schon immer ein sehr enges Verhältnis zu Israel hatten, kritisierten das harte militärische Vorgehen Israels und versuchten, zwischen den Kriegsparteien zu vermitteln. Doch US-Außenminister John Kerry scheiterte mit seinen Bemühungen, eine Waffenruhe herbeizuführen.
Die Israelis wollen ihre Angriffen erst beenden, "wenn alle Tunnel der Hamas zerstört sind", wie Israels Regierungschef Netanjahu sagte. Auch der israelische Heimatfrontminister Gilad Erdan sagte: "Wir werden weitermachen, solange es nötig ist. Wir suchen keinerlei Waffenruhe." Israel entschied nun sogar, militärisch aufzurüsten und noch mehr Soldaten in den Gaza-Streifen zu schicken. Die Hamas kündigte an, die Waffen erst niederzulegen, wenn Israel seine Angriffe beendet.
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