16.05.2023
Pfingsten wird am Pfingstsonntag und Pfingstmontag gefeiert - ein gesetzlicher Feiertag, an dem die Kinder schulfrei haben, viele Menschen nicht arbeiten und die Läden geschlossen bleiben. Im Jahr 2023 fällt das Pfingstfest auf den 28./29. Mai. Pfingsten hat kein festes Datum, denn wann die Christen das Fest feiern, hängt davon ab, auf welchen Tag Ostern fällt. So wird das Pfingstfest immer am 50. Tag nach Ostern gefeiert. Diese Zeitspanne ist Namensgeber des christlichen Hochfests: Der Name Pfingsten stammt aus dem Griechischem und bedeutet "der Fünfzigste". Doch was genau feiern die Christen an Pfingsten?
Für gläubige Christen ist Pfingsten neben Weihnachten und Ostern eines der wichtigsten kirchlichen Feste. Die zeitliche Verbindung der beiden Feiertage Ostern und Pfingsten ist im Christentum ähnlich wie im Judentum festgelegt: Der jüdische Feiertag "Schawuot" - das Fest der Weizenernte und der Offenbarung der Tora an das Volk Israel - wird am 50. Tag nach dem "Pessach" (auch Passah oder Pascha) - vergleichbar mit dem Erntedankfest, aber auch Gedenktag an den Auszug aus Ägypten sowie die Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei - begangen.
Wegen der besonderen Bedeutung des Oster- und Pfingstfests, die beide eng mit der Auferstehung Jesu verbunden sind, wurden die Feiertage auf einen Sonntag gelegt. So begehen Christen den ersten Tag des Pfingstfestes stets an einem Sonntag zwischen dem 10. Mai und dem 13. Juni. An Ostern wird bekanntlich die Auferstehung von Jesus Christus nach seiner Kreuzigung gefeiert, doch was hat Pfingsten damit zu tun? Pfingsten bildet nicht nur den Abschluss des Osterfestkreises, sondern wird auch als "Geburtstag der Kirche" bezeichnet. Warum gerade an diesem Tag die christliche Kirche geboren wurde, erzählt uns die biblische Überlieferung.
Die plötzliche Erscheinung und das Pfingstwunder
Am Feiertag Christi Himmelfahrt, der immer am 40. Tag nach Ostern gefeiert wird, gedenken die Christen der Rückkehr Jesu in den Himmel, nachdem der verstorbene Heiland seinen Anhängern erschienen war und verkündet hatte, einen Tröster zu ihnen zu schicken. Genau das sollte eintreffen, als kurze Zeit später in Jerusalem das Fest Schawuot gefeiert wurde und etwas Merkwürdiges geschah. In der Apostelgeschichte des Neuen Testaments können wir lesen, dass den Jüngern, den Aposteln und Jesu Mutter Maria plötzlich Feuerflammen, begleitet von einem Stürmen und Brausen, erschienen.
In diesem Moment war der Heilige Geist zu ihnen herabgekommen und hatte sie erfüllt, heißt es. Dann geschah etwas, was heute als das Pfingstwunder bezeichnet wird. In der Erzählung vom Turmbau zu Babel (Genesis 11, 1-9) wurde davon berichtet, dass den Menschen einst die Gabe genommen wurde, fremde Sprachen zu verstehen und zu sprechen. An Pfingsten erhielten sie diese Fähigkeit zurück. Nachdem die Jünger und alle anderen Anwesenden vom Heiligen Geist erfüllt wurden, gingen sie hinaus auf die Straßen und erzählten den Menschen von Gott. Viel mehr noch erzählten sie allen Anwesenden von Jesus und seinen vollbrachten Taten.
Das Wunder ihrer Verkündung bestand darin, dass die Jünger nicht nur die Juden, die dieselbe Sprache sprachen, erreichen konnten. Die Erfüllung des Heiligen Geistes bewirkte, dass sie plötzlich die Gabe besaßen, fremde Sprachen zu sprechen und zu verstehen. So konnten alle Menschen, selbst Ausländer, die sich gerade in Jerusalem aufhielten, der Botschaft der Jünger lauschen. Und so soll sich das Christentum durch die Ansprachen der Anhänger Jesu verbreitet haben. Die christliche Kirche war geboren. In Erinnerung an dieses Wunder wird Pfingsten auch das "Fest des Heiligen Geistes" genannt.
Wer oder was ist der Heilige Geist?
Doch wie können wir uns den Heiligen Geist vorstellen? Ist er eine menschenähnliche Gestalt, die man sehen kann? Die Bibel erklärt den Heiligen Geist als Angebot Gottes an die Menschen, ihr Herz mit einer Kraft erfüllen zu lassen, die es menschlich mache. Die Jünger haben diese Einladung als erste angenommen und ihre Menschlichkeit bewiesen, als sie verschiedene Völker zusammenführten. Durch die Fähigkeit, fremde Sprachen zu sprechen, wurden Menschen verschiedener Länder erreicht. So war es möglich, die Botschaft Jesu der ganzen Welt mitzuteilen und die unterschiedlichen Völker waren nicht mehr länger getrennt.
Der Missionar Paulus hat in seinen unzähligen Briefen des Neuen Testaments oft über den Heiligen Geist gesprochen. Paulus sagt, der Heilige Geist sei das Leben, es mache den Menschen frei von jeder Sünde, sogar vom Tod. Der Heilige Geist töte lediglich die schlimmen Taten eines jeden Menschen und mache ihn dadurch erst lebendig. Der Geist wohne in jedem Menschen, er treibe uns an und helfe Gläubigen beispielsweise dabei, das tägliche Gebet zu formulieren.
Wie wird der Heilige Geist dargestellt?
Nach dem Alten Testament sind die vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde Ausdruck des Wirken Gottes. Zwei dieser Elemente sind Symbole für die Anwesenheit des Heiligen Geistes: Der stürmische Wind, der an Pfingsten mit ihm aufzog, soll an die Schöpfungsgeschichte erinnern. Dort schwebte der Geist Gottes über das Wasser. Außerdem wird der Wind in Verbindung mit dem Atem Gottes gebracht, der den ersten Menschen geschaffen haben soll und dem Ostwind, der beim Auszug aus Ägypten das Schilfmeer austrocknete.
Auch das Element Feuer, was als Symbol für den Heiligen Geist genutzt wird, soll an wichtige Taten Gottes erinnern. Beispiele dafür sind die Feuersäule beim Zug durch die Wüste und der brennende Dornbusch, in dessen Gestalt Gott Mose auf dem Berg Horeb erschien (2. Mose). Die beiden Elemente haben sehr gegensätzliche Eigenschaften. Sowohl das Feuer als auch der Wind sind gefährlich und vernichtend, besitzen aber auch wohltuende und fördernde Fähigkeiten. Genau so unterschiedlich sehen die Christen auch das Wirken Gottes, das sowohl zerstörerisch und wütend über die schlechten Taten der Menschen als auch schöpferisch, verzeihend und segnend sein kann. In der Kunst konnten sich Feuer und Wind als Symbol des Heiligen Geistes jedoch nicht behaupten. Eine Ausnahme ist die Feuerzunge, die wir in einigen Gemälden zum Pfingstfest erkennen.
Im Jahr 325 nach Christus wurde die Taube zum Symbol des Heiligen Geistes erklärt. Es dauerte allerdings weitere 300 Jahre, bis sich das Symbol endgültig durchsetzte. Auch, wenn wir heutzutage oft wenig Positives mit diesem Vogel in Verbindung bringen, so kommt ihm in der Bibel eine wichtige Bedeutung zu. In der Sintflutgeschichte (1. Mose 8) ist es eine Taube, die von Noah ausgeschickt wird, um nach Land zu suchen. Lesen wir die Bibelstelle, in der von Jesu Taufe gesprochen wird (Matthäus 3, 13-17), erfahren wir, dass schon dort der Heilige Geist Gottes in Gestalt einer Taube erscheint.
Noch in der Antike haben die Menschen weitaus positivere Züge mit der Taube in Verbindung gebracht, als wir es heute tun - sie gilt zwar für viele als unrein und lästig, dennoch kennen wir die Taube als Friedenssymbol. In früherer Zeit stand der Vogel als Bild für Sanftmut und Unschuld, da man davon ausging, dass die Taube keine Galle besitzt. Diese Flüssigkeit war zu jener Zeit das Zeichen für alles Böse. Außerdem galt die Taube im alten Indien und vielen germanischen Stämmen als Seelenvogel. Zunächst war es übrigens üblich, den Heiligen Geist in menschlicher Gestalt darzustellen. Das wurde allerdings von Papst Urban VIII. im 17. Jahrhundert verboten.
Kirchliche Traditionen zum Festtag
Noch im Mittelalter wurde das Pfingstfest an vier Tagen gefeiert, was den hohen Stellenwert des Festes unterstreicht. Vor allem in der Barockzeit war es Brauch, während des Gottesdiensts eine Taube, die entweder lebendig, meist aber aus Holz war, über die Gemeinde schweben und sie über den Köpfen der Besucher kreisen zu lassen. Während ein Messdiener die Steuerung der Taube übernahm, wurde dem Vogel Weihrauch dargebracht und die Kirchenbesucher sprachen Gebete. Außerdem wurden den Gläubigen Geschenke gemacht. Das sollte an den Heiligen Geist erinnern, der den Jüngern die Fähigkeit schenkte, in allen Sprachen zu sprechen. So war es üblich, Lebkuchen und getrocknetes Obst für die Kinder auszuteilen. Diese Tradition wurde schließlich nicht fortgeführt, weil es keine Seltenheit war, dass Streit unter den Kindern aufkam.
Ein anderer Brauch war es, während des Gottesdiensts Blumen herabfallen zu lassen. Dieses Schauspiel wurde von einem Kinderchor gesanglich untermalt. Das Brausen des Windes, welches den Heiligen Geist in der Pfingsterzählung begleitet, wurde musikalisch nachgeahmt. Eine weitere Tradition war das Gebet des "Großen Wettersegens", das in der Kirche abgehalten wurde. Der Priester und alle anwesenden Gläubigen baten Gott um eine gute und reichliche Ernte. Im Spätmittelalter waren außerdem die Pfingstspiele Tradition. Während dieser Veranstaltung wurden sämtliche biblischen Ereignisse, vom Pfingstwunder bis hin zum Jüngsten Gericht, nachgespielt.
Heutzutage wird Pfingsten an zwei Tagen gefeiert, an einem Sonntag und einem Montag. Das Fest beginnt mit einem Samstagabendgottesdienst. Wie zu jedem Feiertag wird die Kirche in einer besonderen Farbe geschmückt. An Pfingsten ist es die Farbe Rot, die das Feuer symbolisiert. Auch der Pfarrer passt seine Stola (ein Gewandstück) farblich an. Zu Pfingsten ist es Brauch, die so genannte Pfingstsequenz "Veni Sancte Spiritus" (übersetzt aus dem Lateinischen bedeutet dies "Komm, Heiliger Geist") zu sprechen. Diese "Pfingsthymne" erinnert ebenfalls an die Pfingstereignisse der Apostelgeschichte. Von Christi Himmelfahrt bis Pfingsten lebten die Jünger und Apostel zurückgezogen und beteten neun Tage lang. Der Inhalt des Gebets drückt die Bitte um Beistand durch den Heiligen Geist aus.
Pfingstfeiern und Frühlingsfeste
Neben kirchlichen Bräuchen gibt es bis heute allerlei Pfingsttraditionen, die eng mit dem Frühjahr zusammenhängen. So werden die Kirchen mit frischem Grün, dem "Maien", verziert. Der wohl in Deutschland bekannteste Brauch ist das Pfingstfeuer, welches am Vorabend des Pfingstsonntags entflammt wird. Das Feuer symbolisiert die Feuerzungen, wie sie in der Pfingsterzählung der Bibel beschrieben werden.
Außerdem wird zu Pfingsten zum ersten Mal im Jahr das Vieh auf die Felder geführt, weswegen der Feiertag auch das Fest der Hirten genannt wird. Die Jungen, die die Tiere führen, werden in Laub gehüllt und als "Pfingstlümmel" bezeichnet. Im schweizerischen Aargau ist es bis heute Tradition, einen Jungen mit Buchenlaub zu schmücken und dessen Arm in verschiedene Brunnen des Dorfes zu tauchen. Aufgabe des ausgewählten Jungen, auch "Pfingscht-Sprützling" genannt, ist es, die umstehenden Menschen nass zu spritzen. Es heißt, wer nass wird, dem wird besondere Fruchtbarkeit zuteil. Im Bayerischen Wald findet das "Wasservogel-Singen" statt. Dort verkleiden sich die Kinder, ziehen von Haus zu Haus, sammeln Gaben und werden mit Wasser bespritzt.
Und auch der Pfingstenkranz und der Pfingstochse haben in einigen Regionen Tradition: In Oelde wird jedes Jahr der Pfingstenkranz begangen. Dabei wird ein pyramidenförmiger Kranz mit bis zu drei Metern Höhe aufgestellt und mit grünen Zweigen, Fahnen und Fackeln, die am Abend leuchten, geschmückt. Am Nachmittag tanzen Kinder um den Kranz herum und singen Lieder, die nur in dieser Region bekannt sind und bereits im Kindergartenalter gelernt werden. In Mecklenburg wird am Pfingstsonntag der Pfingstochse dekoriert. Bei einem Marsch durch das Dorf wird in der Herde das kräftigste Tier herausgesucht und anschließend mit Blumen und bunten Bändern geschmückt. Vor hundert Jahren war es außerdem Tradition, den Pfingstochsen nach der Prozedur zu schlachten.
In Niedersachsen findet alljährlich das Pfingstbaumpflanzen statt. Zahlreiche Birkenbäume werden in den Boden gesetzt und mit bunten Bändern verziert. Diese Tradition geht auf die alten Germanen zurück, die im Frühling Birken vor ihr Haus stellten, um Geister zu vertreiben. Doch auch schöne Dinge werden mit diesem Brauch verbunden. So sollen junge Männer vor langer Zeit Bäume zu Pfingsten gepflanzt haben, um unverheiratete junge Frauen auf sich aufmerksam zu machen.
Bis heute ist es in vielen Schützenvereinen Tradition, zu Pfingsten ihren König zu Hause abzuholen. Zurück geht dies auf die so genannte Pfingstgestalt, die mancherorts zum Ende der Pfingsttage gefeiert wurde. Diese Figur war meistens grün gekleidet und wurde, abhängig von der Region, "Graskönig", "Nickel", "Pfingstl", "Pfingstkerl" oder "Sommergewinn" genannt.
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