von Karsten Treber - 03.03.2010
Tim Burtons fantastische Neuinterpretation des weltberühmten Kinderbuchs "Alice im Wunderland" erzählt von der Rückkehr der 19-jährigen Alice ins Wunderland. Auf einer Gartenparty, die überraschend zu ihrer Verlobungsfeier werden soll, sieht Alice ein weißes Kaninchen und folgt ihm ins vergessene Land der wundersamen Abenteuer, das sie nur noch in ihren Träumen kannte...
Alice (Mia Wasikowska) ist zurück! Aber ist sie das wirklich? Ihre Gefährten sind da durchaus geteilter Meinung. Das 19-jährige Mädchen muss sich Einiges anhören, nachdem sie dem weißen Kaninchen in das Erdloch hinterher gerannt und gefallen ist: "Wo hast du nur so lange gesteckt? Wie konntest du bloß all deine Freunde vergessen? Und überhaupt: Du magst vielleicht Alice sein, aber vielleicht bist du ja die falsche Alice!" Was die blaue kettenrauchende Raupe dazu beizutragen hat, klingt nicht weniger verwirrend: "Ich denke, du bist beinahe Alice."
Alice hofft indes, dass alles nur ein Traum ist. Aber da hilft kein Zwicken und kein Pieksen, um endlich aufzuwachen. Dieses wundersame Land existiert wirklich. Doch als Alice mit ihren Freunden von einem sabbernden Untier mit vielen spitzen Zähnen durch den Wald gejagt wird, sind sowieso alle Zweifel erst einmal vertagt. Erst überleben, dann nachdenken. Alice hat noch eine lange, harte Reise vor sich, um am Ende zu sich selbst zu finden.
Eine Gartenparty zum Davonlaufen
Alice scheint permanent auf der Flucht zu sein. Kurz vor ihrem Ausflug in den Kaninchenbau verabschiedete sie sich vorzeitig von einer viktorianischen Gartenparty in der Nähe von London. Dort hatte ihr Hamish (Leo Bill), der versnobte Sohn eines Lords, nach einem Tanz den lange geplanten Verlobungsantrag gemacht. Ungeduldig starrten Alice hundert piekfein aristokratische Gesichter an, darunter auch das ihrer Mutter, und warteten auf die einzig richtige Antwort.
Doch Alice war sich nicht sicher, was richtig und was falsch war. Versteinert sah sie Hamish vor sich knien und war einfach nur verwirrt: "Wenn so viele Menschen der festen Überzeugung sind, dass diese Verlobung das einzig Wahre für mich ist, wie kann ich dann nein sagen?" Und weil Alice nicht "nein" sagen konnte, aber auch nicht "ja", hörte sie in diesem Moment auf ihr Herz und das rief ganz unmissverständlich: "Stopp! Auszeit! Davonlaufen!"
Literaturklassiker auf Abwegen
Drehbuchautorin Linda Woolverton und Regisseur Tim Burton spinnen die Literaturklassiker des britischen Schriftstellers Lewis Carroll "Alice im Wunderland" (1865) und "Alice hinter den Spiegeln" (1871) weiter und erzählen, was Alice bei ihrer Rückkehr als junge Frau erlebt. Bereits als Kind war sie hier zu Besuch, hat aber, bis auf ein paar Bilder in ihren Träumen, alles vergessen. Im Wunderland hat sich inzwischen vieles verändert.
Harte Zeiten sind angebrochen. Die heimtückische Rote Königin (Helena Bonham Carter) herrscht nach der Devise "Es ist besser gefürchtet als geliebt zu werden". Um sie herum hat sich ein duckmäuserischer Hofstaat gebildet, der sie mühevoll versucht, bei Laune zu halten. Denn für ihre Wutausbrüche, bei denen reihenweise Köpfe rollen, ist sie im ganzen Land bekannt. Die Weiße Königin (Anne Hathaway) und ihre Mitkämpfer haben schon lange auf Alice gewartet, weil sie laut einer Prophezeiung die Einzige ist, die das Land vom Terror der Roten Königin befreien kann. Der verrückte Hutmacher (Johnny Depp), Tweedledee und Tweedledum (Matt Lucas), die Grinsekatze und viele mehr stehen der auserwählten Alice als Weggefährten bei - aber den letzten Schritt muss sie schließlich alleine gehen, um zur Heldin ihres eigenen Lebens zu werden.
Frauenpower-Rebellion
Für Kinder, Jugendliche und Fantasyfreunde verspricht "Alice im Wunderland" ein teils gruseliges, teils witziges Abenteuer zu werden, in dessen Verlauf jeder bei Alices Kampf um die eigene Unabhängigkeit mitfiebern kann. Dabei lohnt es sich definitiv, sich die in einigen Kinos gezeigte 3D-Version des Films anzuschauen - nicht zuletzt wegen der rasanten Verfolgungsjagden und der kunterbunt-düsteren Bildwelt, die Tim Burton erschaffen hat. Für Zuschauer, die vom anarchischen Humor in anderen Burton-Filmen wie "Beetlejuice" und "Mars Attacks!" begeistert sind, könnte die Geschichte von Alices Frauenpower-Rebellion inklusive Schlachtenfinale allerdings stellenweise etwas zu konventionell und kitschig daherkommen.
Titel: Alice im Wunderland
Start: 04.03.2010
Länge: 109 Minuten
FSK: ab 12 Jahre / ab 6 Jahre in Begleitung eines Erwachsenen
Genre: Fantasy-Abenteuer
Regie: Tim Burton
Darsteller: Mia Wasikowska, Helena Bonham Carter, Johnny Depp, Anne Hathaway u.a.
Land: USA 2010
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