Das dunkle Kapitel der europäischen Hexenverfolgung ging mit dem Zeitalter der Aufklärung zu Ende. Dennoch wurde in Europa erst 1944 die letzte Frau als "Hexe" verurteilt. Wie kam es dazu? Die grausame Hexenjagd existiert in afrikanischen, lateinamerikanischen und asiatischen Ländern sogar heute noch. Nach Schätzungen sollen dort in den letzten Jahrzehnten sogar mehr Frauen getötet worden sein als während der früheren Verfolgungszeit in Europa.
Auch der gefeierte Reformator der evangelischen Kirche, Martin Luther, der die Bibel aus dem Lateinischen übersetzte, war überzeugt von der Möglichkeit des Teufelspaktes. Er befürwortete die gerichtliche Verfolgung von Zauberern und Hexen. Aber in der christlichen Kirche gab es ebenso Menschen, die sich gegen die Hexenverfolgung aussprachen.
Im Zeitalter der Aufklärung, das durch Vernunft und selbstständiges Denken geprägt war, stießen die grausamen Hexenjagden mehr und mehr auf Ablehnung. Um 1700 gab es nur noch wenige Hexenprozesse. Einige bekannte Personen, wie der berühmte Mediziner Friedrich Hoffmann aus Halle, waren allerdings noch zu dieser Zeit überzeugt, dass es Menschen gäbe, die andere durch Hexensprüche erkranken ließen.
Nach und nach schrieb das Recht vor, dass Gerüchte und Eingeständnisse unter Folter nicht zulässig waren, um Menschen schuldig zu sprechen. Große Teile der Bevölkerung forderten aber weiterhin noch lange Zeit die Hexenverfolgung. Die letzte Hinrichtung einer "Hexe" in Mitteleuropa, die überliefert ist, fand 1793 im Großherzogtum Posen statt. Es heißt, dass auf der Halbinsel Hela im damaligen Preußen aber noch im Jahr 1836 eine angebliche Hexe von Fischern zur Wasserprobe gezwungen wurde. Da sie nicht unterging, wäre sie gewaltsam ertränkt worden.
Der letzte Hexenprozess Europas
Der letzte Hexenprozess Europas fand gerade mal vor mehr als einem halben Jahrhundert in Schottland statt. Helen Duncan (1897-1956) war eine bekannte Wahrsagerin und Geisterbeschwörerin. 1944 wurde sie dann verhaftet. Als Grundlage diente der "witchcraft act", ein aus dem Jahr 1735 stammendes Anti-Hexerei-Gesetz.
Die Festnahme war eine Art "Vorsichtsmaßnahme" des englischen Geheimdienstes. Während einer spirituellen Sitzung soll Duncan Informationen über militärische Pläne preisgegeben haben, die eigentlich geheim waren und die sie nicht hätte wissen können. Damals liefen die Vorbereitungen für das Einrücken der Alliierten in die Normandie, und man wollte kein Risiko eingehen. Helen Duncan wurde deshalb zu neun Monaten Haft verurteilt. 1951 schließlich wurde das Hexenverfolgungs-Gesetz unter dem Einfluss von Winston Churchill außer Kraft gesetzt.
Moderne Hexenverfolgung
Aber auch heute noch gibt es grausame Hexenverfolgungen: In einigen Gebieten Südostasiens, Lateinamerikas und Afrikas ist es keine Seltenheit, dass überwiegend Frauen der Hexerei bezichtigt und getötet oder verstümmelt werden. Nach einigen Schätzungen sollen dort seit 1960 sogar mehr Menschen wegen Hexerei hingerichtet worden sein, als während der europäischen Verfolgungszeit. Vor allem in Regionen der afrikanischen Länder Tansania, Kongo und in Teilen Südafrikas ist die Hexenverfolgung leider kein dunkles Kapitel in der Geschichte, sie findet immer noch statt.
Als "Hexenjagd" bezeichnet man heute übrigens auch symbolisch gesprochen einen Angriff gegen andere Menschen, der vor allem auf Spekulationen, Gerüchten und übler Nachrede beruht. Ein Mensch wird also zum Sündenbock gemacht, negative Fantasien anderer werden auf ihn übertragen und er muss als Schuldiger für etwas herhalten.
Leider liegt es in der Natur vieler Menschen, einfache Rollenbilder zu schaffen, Feindbilder aufzubauen, in "Gut" und "Böse" einzuteilen und zu verurteilen, was ihnen fremd und unverständlich erscheint. Oft ist es eine Schutzhaltung, das zu bekämpfen, was sie nicht einschätzen können und deshalb fürchten. Oder es verleiht ihnen selbst vermeintliche Stärke, andere schlecht zu machen und von eigenen Fehlern abzulenken, indem andere beschuldigt werden. Und dazu sucht man sich Menschen, die aus irgendeinem Grund auffallen, nicht der Norm entsprechen, einer Minderheit angehören oder aus willkürlichen Gründen Angriffsfläche bieten. Jegliche Art von Ausgrenzung und Fremdenhass basiert auf einer ähnlich vereinfachten, vorurteilsgeprägten Sichtweise.
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